Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats April 2015

Zerstreutblütiges Vergissmeinnicht Myosotis sparsiflora J. C. Mikan ex Pohl

In früheren Zeiten schenkten sich Verliebte gegenseitig Sträuße von „Vergissmeinnicht“, um einander die Treue zu schwören. Auch Zauberkräfte sagte man den Wurzeln der kleinen Pflanzen nach – trug man diese um den Hals sorgten sie dafür, dass der oder die Geliebte nicht in Vergessenheit geriet. Ihr deutscher Name lässt sich sogar bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen.  Jetzt – im April – beginnt die Blütezeit der zarten, himmelblauen Frühjahrsboten. Die bis heute als Gartenschmuck sehr beliebte Gattung kommt in Berlin auch mit mehreren wildwachsenden Arten vor. Das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht ist eine davon und vom Aussterben bedroht. Das auffällligste Merkmal dieser 10 bis 40 cm hohen Pflanze ist ihre Unauffälligkeit. Sie bringt je Blütenstängel nur drei bis sieben, spärlich verstreute, kleine, hellblaue Blüten hervor und ist daher erst auf den zweiten Blick als Vergissmeinnicht zu erkennen. Nicht selten wird die Art bei Pflegemaßnahmen mit häufigen Wildkräutern verwechselt und vernichtet.

Das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht ist ein subkontinentales Florenelement, das seinen Schwerpunkt in lichten Hartholzauenwäldern, Eichenmischwäldern und Steppenwäldern Europas und Westasiens hat. In Berlin befindet sich die Art nahe der Westgrenze ihres Areals. Sie ist hier an Standorten zu finden, die mehr oder weniger durch Menschen beeinflusst werden, z. B. in Magerrasen an Wald- und Gebüschrändern, an Wegrändern, auf Bahngeländen sowie auf alten Friedhöfen und in Parkanlagen.

Die enge Bindung an periodisch gestörte Habitate in Berlin setzt das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht vielen Gefährdungen aus. Hierzu zählen z. B. Baumaßnahmen, zu häufige Mahd, Überschütten mit Zierkies oder Rindenmulch, Abkippen von Gartenabfällen an Wegsäumen und Eutrophierung durch Hundekot. Werden die Standorte nicht mehr genutzt, breiten sich zudem schnell Ruderalarten und Laubgehölze aus, die die lichtliebende Art verdrängen. Da das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht keine Ableger oder Ausläufer ausbildet, kann es sich nur vermehren, wenn es auch zur Blüte kommt und reife Samen bilden kann.

Das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht wurde in Berlin nach 1990 nur noch an wenigen, weit verstreuten Fundorten nachgewiesen. Helfen Sie mit, den zierlichen Frühjahrsboten in Berlin zu erhalten! Auch in Ihrem Vorgarten oder Rasen könnte er vorkommen. Geben Sie Wildkräutern eine Chance, mähen Sie nur noch 2–3 Mal im Jahr und jäten Sie nicht alle Bereiche so gründlich. Lassen Sie die Pflanzen auch einmal blühen und freuen Sie sich an allem, was dort summt.

Wenn Sie das Zerstreutblütige Vergissmeinnicht vor Ihrem Haus oder im nahegelegenen Park entdecken, dann würden wir uns über eine Fundmeldung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – sehr freuen. Vielen Dank!

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