Pflanze des Monats Oktober 2024
Gemeine Goldrute Solidago virgaurea
Letzte goldene Strahlen im Herbst
Im Herbst, wenn die Tage schnell kürzer werden und die ersten Vorboten der kälteren Jahreszeit spürbar sind, strahlt die Gemeine Goldrute (Solidago virgaurea) noch immer. An Waldrändern und auf Wiesen trockener Lagen besticht sie in leuchtendem Gelb. An den Übergängen zwischen Wald und Wiese zeigt ihr Vorkommen uns, wo die Natur noch Raum hat sich zu entfalten.
Auch für den Menschen ist die Gemeine Goldrute schon seit langer Zeit von Nutzen. Sie fand Verwendung als Färberpflanze, welche der Wolle einen goldgelben Ton verlieh. Auch in der Volksmedizin wurde die Gemeine Goldrute bereits im Mittelalter hoch geschätzt. Die in der Pflanze enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe wirken harntreibend und krampflösend.
Verwechslung (nicht) ausgeschlossen
Die Gemeine Goldrute hebt sich mit Wuchshöhen von bis zu 100 cm leicht von ihrer Umgebung ab. Der gerade, meist unverzweigte Stängel trägt zahlreiche, länglich-lanzettliche, wechselständige Blätter. Von Juli bis in den Oktober hinein entfaltet Solidago virgaurea ihre prächtigen gelben Blüten. Die Blütenstände sind rispenartig angeordnet, bestehend aus vielen kleinen Körben, die sich aus Röhren- und auch Zungenblüten zusammensetzen. Dieses gelbe Leuchten zieht eine Vielzahl von Insekten an. Verschiedene Wildbienenarten wie die Rainfarn-Herbstsandbiene (Andrena denticulata), aber auch Schmetterlinge erfreuen sich am spät im Jahr zur Verfügung stehenden Nektarangebot. Die Früchte der Art besitzen einen Pappus, auch als "Schirmchenflieger" bekannt, welcher ihnen eine Flugausbreitung ermöglicht.
Der Name Goldrute hat hierzulande im Natur- und Artenschutz einen schlechten Ruf, aber dabei ist nicht die hier beschriebene Gemeine Goldrute gemeint. Vielmehr ist es die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), eine eingeschleppte Art aus Nordamerika, die für diesen Ruf verantwortlich ist. Diese breitet sich besonders stark aus, kann ganze Flächen für sich einnehmen und somit die heimische Flora aus ihrem Lebensraum verdrängen. In manchen Gebieten kommen beide Goldruten-Arten vor, wobei die Vorkommen der heimischen Gemeinen Goldrute durch die invasive Kanadische Goldrute bedroht sind. Eine Verwechslung kann anhand einfacher Unterscheidungsmerkmale ausgeschlossen werden: Die Kanadische Goldrute ist mit Wuchshöhen von bis zu 2m meist deutlich größer und ihre Stängel und Blattränder sind behaart.
Heimisch in lichten Wäldern
Die Gemeine Goldrute bevorzugt trockene bis mäßig frische, eher magere Standorte auf Wiesen, lichten Wäldern und ihren Säumen. Besonders auf sauren bis leicht basischen Böden und in sonnigen bis halbschattigen Lagen zeigt sie ihr volles Potenzial.
Die Gemeine Goldrute kommt in Europa und Asien von der borealen bis in die gemäßigte Zone vor. In Deutschland ist die Art weit verbreitet, im Norddeutschen Tiefland und am Niederrhein tritt sie aber seltener auf und ein Rückgang ist festzustellen. Die Suche nach der Art ist in Berlin vor allem im Nordwesten und Südosten vielversprechend, wobei die Bestände hier meist recht klein sind.
Eine Art zu schützen kann vielen nützen
Solidago virgaurea spielt eine wichtige Rolle als Kennart des Biotopverbundes. Hierbei kommt das Schirmartenkonzept zur Anwendung. Bleibt der Lebensraum der Gewöhnlichen Goldrute erhalten, profitieren viele weitere Arten mit ähnlichen Ansprüchen an ihre Umwelt davon. So hat die Waldgrille (Nemobius sylvestris) vergleichbare Lebensraumansprüche. Ihr Zirpen erklingt vor allem an sonnigen Herbsttagen.
Auch wenn die Art in Deutschland nicht als gefährdet gilt, ist sie durch die Eutrophierung und Verschattung bislang offener Lebensraumstrukturen beeinträchtigt. Daher ist es entscheidend, diese für viele Arten wichtigen Übergangslebensräume in eine naturnahe Landschaftspflege einzubeziehen, um so eine vielfältige und lebendige Landschaft zu erhalten.
Sollten Sie auf Ihren Herbstspaziergängen die Gemeine Goldrute in Berlin entdecken, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!
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