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Wieder da! Verschollene Arten in Berlin entdeckt

Berlin, 25. Mai 2025 In Berlin wurden gleich mehrere als ausgestorben oder verschollen geltende Tier- und Flechtenarten wiederentdeckt – darunter der Glänzendschwarze Furchenstirn-Prachtkäfer, der in der Hauptstadt seit über 100 Jahren nicht mehr gesichtet wurde. Gemeldet wurde der sensationelle Fund über das Citizen-Science-Portal ArtenFinder Berlin der Stiftung Naturschutz Berlin.

Sein Körper ist winzig, doch seine Entdeckung hat Gewicht: Der Glänzendschwarze Furchenstirn-Prachtkäfer (Aphanisticus emarginatus) galt auf der Roten Liste Berlins als ausgestorben – bis ihn der Insektenforscher Herbert Winkelmann im Grunewald wiederentdeckte. Die Wiederbegegnung mit diesem seltenen Käfer ist kein Einzelfall: Seit dem letzten Frühjahr wurden mehrere Tierarten und eine Flechte nach teils jahrzehntelangem Verschwinden in der Hauptstadt erneut gesichtet. Solche Wiederfunde zeigen, dass auch als verschollen geltende Arten nicht endgültig verloren sein müssen – ein wichtiger Impuls für ihren Schutz und die Wiederherstellung ihrer Lebensräume. Sie unterstreichen auch, wie wichtig gesicherte Flächen und ihre kontinuierliche Pflege für die Rückkehr bedrohter Arten sind – ein deutlicher Hinweis dafür, dass gezielter Naturschutz Wirkung zeigt.

Weitere spektakuläre Wiederfunde im Überblick:

  • Eichen-Zackenrandspanner (Ennomos quercinaria) – ein Schmetterling (Nachtfalter), der nach über 35 Jahren erneut im Grunewald gesichtet wurde.
  • Kleiner Heldbock (Cerambyx scopolii) – ein Bockkäfer, der 2024 in der Wartenberger Feldmark dokumentiert wurde.
  • Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) – ein Schmetterling (Tagfalter), der 2023 und 2024 im NSG Tegeler Fließ beobachtet und zuletzt 2011 im Gebiet nachgewiesen wurde.
  • Brauner Moosbart(Bryoria fuscescens) – eine Flechtenart, zuletzt 2000 am Müggelsee gesichtet und 2024 am Hahneberg wiederentdeckt.


„Diese Wiederfunde zeigen eindrucksvoll, wie wichtig Citizen Science für die Erfassung von Biodiversität ist“, sagt Dr. Yannick Brenz, Leiter des ArtenFinder Berlins. „Oft sind es engagierte Einzelpersonen, die mit ihrem Fachwissen und ihrem Blick fürs Detail entscheidende Hinweise liefern – so wird Artenvielfalt auch in urbanen Räumen wieder sichtbar.“ Naturinteressierte Berlinerinnen und Berliner haben seit Bestehen des ArtenFinder Portals 2018 insgesamt über 69.000 Beobachtungen zu mehr als 2.900 verschiedenen Arten gemeldet. Alleine seit Jahresbeginn kamen rund 2.800 neue Artnachweise hinzu. Jeder eingetragene Fund wird von Expert*innen geprüft und freigegeben.

Herbert Winkelmann, ein ausgewiesener Kenner der Insektenwelt, meldet gezielt besonders bemerkenswerte Funde – neben dem Glänzendschwarzen Furchenstirn-Prachtkäfer fand er auch die Wanzenart Gonianotus marginepunctatus wieder – zuletzt 1984 in Berlin nachgewiesen, ebenfalls von ihm. Solche Meldungen über den ArtenFinder liefern wertvolle Daten, die in konkrete Naturschutzmaßnahmen einfließen und helfen, bedrohte Lebensräume gezielt zu sichern. Denn: Die gesammelten Citizen-Science-Daten werden an die zentralen Artendatenbanken Flora und Fauna des Landes Berlin übertragen und anschließend von den Naturschutzbehörden und anderen Akteuren im Natur- und Artenschutz genutzt. Ob Spaziergänger*in, Gärtner*in, Vogelbeobachter*in, Pilzsammler*in, Jäger*in oder Balkonbesitzer*in: Jedes Engagement unterstützt so direkt den amtlichen Naturschutz und leistet einen wertvollen Beitrag zur Dokumentation und zum Schutz der Artenvielfalt.
 

Hinweis für Redaktionen:
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Infos zum ArtenFinder:
https://berlin.artenfinder.net

Hintergrund:
Nicht nur die Berliner Artenvielfalt ist in Gefahr. Weltweit ist ein massives Artensterben zu verzeichnen. Mit ihrer Arbeit setzt die Stiftung Naturschutz Berlin die verpflichtenden Ziele der UN Biodiversitäts-Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt um. Sie fördert aktiv den Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen in der Hauptstadt. Dabei arbeitet sie mit verschiedenen Stellen wie der Obersten und der Unteren Naturschutzbehörde sowie den Grünflächenämtern und verschiedenen Akteur*innen im Naturschutz zusammen.

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