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Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Juli 2023

Sherards Rose Rosa sherardii DAVIES

Im Juni und Juli ist die Zeit der Rosen. Jetzt stehen besonders die Wildrosen in voller Blüte. Diese besitzen im Gegensatz zu den Kulturrosen niemals gefüllte Blüten, dafür aber sehr viele Staubblätter, die mit ihrem eiweißhaltigen Pollen besonders Bienen, Schwebfliegen und Fliegen Nahrung bieten. Nektar findet sich bei Rosen dagegen nur selten.

Von den etwa 25 in Berlin vorkommenden Wildrosenarten sind 14 einheimisch. Ihr Artenreichtum und die Vielgestaltigkeit der Wildrosen ist auf ihre Fähigkeit zur Hybridisierung zurückzuführen, also darauf, dass auch Pflanzen verschiedener Arten gemeinsame Nachkommen zeugen können. Hinzu kommt ein komplizierter Fortpflanzungsmechanismus. Dieser führt dazu, dass die Nachkommen der Mutterpflanze ähnlicher sind als dem „Vater“, also der Pflanze, von welcher der Pollen stammt. Diese Eigenschaften werden sich auch bei der Züchtung von Kulturrosen zunutze gemacht, welche fast alle durch Kreuzungen entstanden sind.

Eine Besonderheit unter den Berliner Wildrosen ist Sherards Rose (Rosa sherardii), die nach dem englischen Botaniker William Sherard (1659-1728) benannt wurde. Diese leuchtend rosa bis rot blühende Art gehört zu den Filzrosen und ist eng mit der Falschen Filzrose verwandt, die wir im Dezember 2016 vorgestellt haben.

Behaarte Schönheit mit Terpentingeruch

Wie alle Filzrosen besitzt auch Rosa sherardii stark filzig behaarte Blätter, die durch ihre Behaarung matt graugrün erscheinen. Die Blätter bestehen aus fünf bis sieben Fiederblättchen, welche gezähnt und auf der Unterseite und am Blattrand dicht mit rötlichen Drüsen besetzt sind. Diese verleihen ihr einen Duft nach Harz oder Terpentin.

Sherards Rose wächst als etwa 0,5 bis 2 m hoher Strauch, dessen kurzen Äste mit sichelförmigen, schwach gebogenen Stacheln besetzt sind. Ihre Blüten sind lebhaft rosa bis rosenrot mit einer hellen Mitte. Wichtige Merkmale bei der Unterscheidung der oft sehr ähnlichen Wildrosenarten sind ihre Früchte, die Hagebutten. Diese sind bei Rosa sherardii etwa 2,5 cm breit und nur kurz gestielt. Ihr Stiel ist ebenso wie die Hagebutte selbst mit borstigen Drüsen besetzt. Noch mehr der rötlichen Drüsen finden sich auf der Rückseite der Kelchblätter, welche schräg aufgerichtet sind und auch bei der Fruchtreife noch an der Spitze der Hagebutte haften bleiben.

Die Ausbreitung der Vitamin-C-haltigen Früchte übernehmen Tiere. Im Herbst und Winter bilden Hagebutten eine wichtige Nahrung für Vögel, Mäuse und andere Säugetiere. Die Samen überstehen die Verdauung unbeschadet und können so an weit entfernte Orte gelangen.

Von Düne bis Waldrand

Sherards Rose ist wie alle Wildrosen eine Lichtpflanze. Sie bevorzugt leicht basenhaltige, nicht zu nährstoffreiche Böden und kommt typischerweise in Gebüschen, Hecken, sowie an Wald-, Weg- und Straßenrändern vor. Als Tiefwurzler kann sie aber auch auf Trockenrasen oder Dünen wachsen.

Ihr Verbreitungsgebiet ist auf Europa beschränkt und reicht von Westeuropa bis zu den Karpaten. Auch in Südskandinavien findet sich die Art. In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Verbreitung im Nordosten und hier besonders in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen. In Berlin ist Rosa sherardii nur noch an wenigen Standorten, z. B. im Spandauer Forst, auf dem Wilhelmshagen-Woltersdorfer Dünenzug oder auf dem Biesenhorster Sand, zu finden.

Inzwischen ist ein andauernder Rückgang der Art zu verzeichnen und sie gilt in der Roten Liste Berlins als gefährdet. Auch deutschlandweit ist ein Rückgang zu verzeichnen.

Der Grund dafür liegt wie so häufig in einer veränderten und intensivierten Landnutzung. Noch im Mittelalter konnten die meisten Wildrosen von der großflächigen Rodung der Wälder profitieren. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sind durch die Beseitigung von Hecken an Feldrändern und durch eine intensive Forstwirtschaft jedoch viele Vorkommen verschwunden. Hinzu kommt die starke Überdüngung der Böden, durch welche konkurrenzstärkere Rosen wie die Hunds-Rose (Rosa canina) begünstigt werden.

Ein Ausweg wäre eine weniger intensive Land- und Forstwirtschaft. Auch die Neuanlage von Hecken an Feld-, Wald- und Wegrändern kann eine wichtige Maßnahme sein, wenn statt gebietsfremder und züchterisch veränderter Rosen gebietseigene Herkünfte von heimischen Arten wie Rosa sherardii verwendet werden.

Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen diese drüsig behaarte Schönheit finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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