Pflanze des Monats September 2014
Mittlerer Sonnentau Drosera intermedia
Der schöne Schein trügt – bei wenigen Pflanzen trifft dies so zu, wie bei dem Mittleren Sonnentau, dessen Blätter mit verlockend glitzernden Tautropfen übersät scheinen. Doch wenn ein Insekt davon trinken möchte, erlebt es eine böse Überraschung: es bleibt an den Tropfen der roten Drüsenhaare kleben und wird von dem Blatt, das sich allmählich um sein Opfer schließt, verdaut.
Diese ungewöhnliche Art der Ernährung ist eine Anpassung an die extrem nährstoffarmen Bedingungen in sauren Hoch- und Zwischenmooren Europas und Nordamerikas, in denen der Mittlere Sonnentau zu Hause ist. Er besiedelt hier Torfschlenken und nasse Offenstellen und kann zeitweilig sogar untergetaucht oder flutend überdauern. Die zierliche, 3-10 cm hohe Pflanze gehört zur Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae), welche in Mitteleuropa mit lediglich vier Arten vertreten ist. Der Mittlere Sonnentau blüht im Hochsommer, wobei es häufig zur Selbstbestäubung der noch geschlossenen Blüten kommt. Die Samen werden durch Wind und Wasser verbreitet.
Als Licht- und Frostkeimer ist der Mittlere Sonnentau auf vegetationsfreie Stellen zur Keimung angewiesen, so z. B. an Schlenken und Wildschweinsuhlen. Eine starke Gefährdung stellen Grundwasserabsenkungen dar. Dadurch trocknen Moore langfristig aus, durch Torfzersetzung werden Nährstoffe freigesetzt und konkurrenzstarke Seggen, Gräser und Gehölze gelangen zur Vorherrschaft. Der Mittlere Sonnentau ist in Deutschland gesetzlich geschützt und wird in der Berliner Roten Liste als verschollen eingestuft. 2013 wurde jedoch ein kleiner Bestand in einem gestörten Moor in Zehlendorf wiedergefunden. Um dieses letzte Berliner Vorkommen zu erhalten, sind Maßnahmen zur Moorrenaturierung sinnvoll. Durch Anhebung des Moorwasserstandes können Moore wieder in einen wachsenden Zustand zurückversetzt werden. Dies würde den Gehölzaufwuchs eindämmen, zugleich klimaschädliches CO2 binden sowie dem Mittleren Sonnentau und anderen gefährdeten Arten neuen Lebensraum bieten. Die Stiftung Naturschutz Berlin hat bereits ein erstes Projekt zur Moorrenaturierung mit Mitteln der Berliner Klimaschutzabgabe durchgeführt und ein zweites Projekt begonnen. Weitere Moorrenaturierungsprojekte sind geplant.
Helfen Sie uns beim Schutz des Mittleren Sonnentaus und weiterer Zielarten des Florenschutzes. Über Fundmeldungen von Zielarten per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – würden wir uns sehr freuen. Vielen Dank!
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