Gartenabfälle richtig entsorgen
Im Herbst, wenn die Tage allmählich kürzer werden und der Wind die Blätter durch die Luft tanzen lässt, türmen sich nicht nur in den Straßen die bunten Laubhaufen. Auch in den Gärten sammelt sich wieder einiges an Laub an. Oftmals an der Seite anderer Grünabfälle, die während der Vorbereitungen für den Winter und das kommende Frühjahr zusammenkommen. Das stellt viele Gartenbesitzer*innen vor eine Frage: Wohin eigentlich damit?
Bitte niemals in die freie Natur! Für uns Stadtnatur-Ranger*innen ist gerade der Herbst eine Zeit, in der wir in Wäldern und Schutzgebieten leider vermehrt unrechtmäßig entsorgte Gartenabfälle wie beispielsweise Rasen- und Baumschnitt, Reisig, Wurzeln und ganze Beet- und Topfpflanzen finden. Häufig sind auch Gemüse- und Obstreste darunter, die schließlich Wildtiere anlocken und sie dazu verleiten, in benachbarten Gärten auf weitere Nahrungssuche gehen.
Natur ist doch Natur, möchte man vielleicht denken. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn abgesehen davon, dass wilde Mülldeponien aus Gartenabfällen ein unschönes Bild in der Natur abgeben, stören sie das natürliche und empfindliche Gleichgewicht unserer Ökosysteme auf ganz massive Weise. Ein Grund, weshalb das Abladen von Gartenabfällen in der freien Landschaft verboten ist und mit einem hohen Bußgeld geahndet werden kann.
Darum schadet Gartenabfall der Natur
Das Abladen von Grünabfällen in der freien Natur führt vor allem dazu, dass sich das Nährstoffangebot im Boden stark erhöht. Vor allem Nitrat wird bei der Zersetzung von Grünschnitt in großen Mengen freigesetzt, weshalb es an diesen Stellen dann oft zu einem starken Wuchs stickstoffliebender Pflanzen wie Brennnesseln kommt. Brennnesseln sind zwar Nahrungspflanzen mancher Schmetterlingsraupen. Mit ihrem dichten und hohen Wuchs verdrängen sie aber viele kleinere Pflanzenarten. Auch solche, die viel seltener als die häufige Brennnessel vorkommen.
Besonders problematisch ist die Nährstoffanreicherung für Magerrasen und nährstoffarme Böden, wie wir sie in den meisten Wäldern, zum Beispiel im Grunewald finden. Die natürliche Nährstoffarmut dieser Böden wird nachhaltig zerstört, sodass der Lebensraum für viele auf diese Böden angewiesene Tiere und standorttypische Pflanzenarten verschwindet. Erschwerend kommt hinzu, dass wilde Pflanzen durch die entsorgten Gartenabfälle einfach überschüttet werden. So fehlt es ihnen nicht nur an lebensnotwendigem Sauerstoff, sondern auch an Licht und sie gehen ein.
Mit abgeladenen Abfällen steigt auch die Gefahr, dass sich Pflanzensamen nicht heimischer, mitunter auch giftiger Arten verbreiten. Für die natürlich vorkommende Flora können sie eine starke Konkurrenz darstellen oder diese im schlimmsten Fall sogar gänzlich verdrängen. Ein Beispiel für solche invasiven Pflanzen ist in Berlin der Riesenbärenklau, der heimischen Arten mit seiner Wuchshöhe von bis zu fünf Metern und rund 30.000 Samen je Blütendolde einfach überwuchert. Ein ähnliches Problem stellen auch der robuste und wuchsfreudige Japanische Staudenknöterich oder das Indische Springkraut dar.
Jedes Jahr müssen in Deutschland schätzungsweise 150 Millionen Euro aufgewendet werden, um die Schäden durch die Ausbreitung der 20 wichtigsten invasiven Pflanzen-, aber auch Tierarten zu bekämpfen. Die Kosten für die fachgerechte Beseitigung der in die Natur gekippten Abfälle und die genannten Folgekosten müssen durch Steuern finanziert und damit von der Allgemeinheit getragen werden. Neben dem hohen Kostenfaktor ist es auch wertvolle Zeit, die für die Entfernung der Abfälle und die genannten Folgeprobleme aufgebracht werden muss. Einen Teil unserer Arbeitszeit als Stadtnatur-Ranger*innen nehmen zum Beispiel Pflegeeinsätze, bei denen wir invasive Pflanzen zunächst mähen und dann abtransportieren, bereits in Anspruch.
Nicht zuletzt landen mit illegal entsorgten Grünabfällen auch immer wieder Pflanzen in der Natur, die Pestizidrückstände aufweisen. Diese Giftstoffe gelangen so in natürliche Kreisläufe, sickern schließlich bis in unser Grundwasser und können auch für Wildtiere auf der Suche nach Nahrung lebensgefährlich werden.
So entsorgen Sie Gartenabfälle richtig
Kleinere Mengen an Gartenabfällen lassen sich zusammen mit Gemüse- und Obstresten am besten in der eigenen Biotonne entsorgen. Baum und Strauchschnitt mit einer Menge von bis zu einem Kubikmeter kann gebührenfrei bei den Berliner Recyclinghöfen abgegeben werden. Wer größere Mengen an losen Abfällen wie Laub und Rasenschnitt entsorgen möchte, hat die Möglichkeit, auf die Laubsäcke der BSR zuzugreifen. Sie werden gegen eine kleine Gebühr zur Verfügung gestellt und nach dem Befüllen vor der eigenen Haustür abgeholt. Regelmäßig anfallender Baum- und Strauchschnitt kann über die Laub- und Gartentonne entsorgt werden, die Privathaushalte ebenfalls bei der Berliner Stadtreinigung anfordern können.
Auskunft über weitere Entsorgungsmöglichkeiten erhalten Sie zudem beim Ordnungsamt oder den Straßen- und Grünflächenämtern in den einzelnen Berliner Bezirken. Manchmal kann auch ein Anruf bei Reiterhöfen, Tierparks, Tierheimen oder Förstern lohnen. Viele von ihnen freuen sich über das Angebot von Grünschnitt, gesammelter Kastanien, Eicheln und Zapfen.
Bitte verbrennen Sie Gartenabfälle niemals. Dabei kann es zu einer starken Rauchentwicklung kommen, die Atemwege und Schleimhäute schädigt und zu einer hohen Feinstaubbelastung führt.
Naturnah gärtnern
Eine ökologisch sinnvolle Alternative ist es, Laub, aber auch Gemüse- und Obstreste auf dem eigenen Grundstück zu kompostieren. Denn Regenwürmer und tausende Kleinstlebewesen verwandeln diese vermeintlich unliebsamen Abfälle in wertvolle und nährstoffreiche Komposterde, die schließlich für die neue Gartensaison bereitsteht. Wer Laub als Teppich auf Beeten, unter Bäumen und Sträuchern oder in Kübeln liegen lässt, schützt Boden und Pflanzen im Winter zudem vor Frost und Austrocknung.
Laub- und Reisighaufen im heimischen Garten eignen sich darüber hinaus als wertvoller Lebensraum für Tiere, die hier lebenswichtige Nahrung und einen warmen Winterschlafplatz finden. Vor allem Igel, Mäuse und viele Insekten oder Amphibien freuen sich in der kalten Jahreszeit über „Haufenweise“ Möglichkeiten. Im Frühjahr, wenn die Natur langsam, aber sicher wieder erwacht, ist der angehäufte Herbstschnitt von Hecken, Sträuchern und Bäumen auch ein willkommenes Hotel für Vögel wie Rotkehlchen. Hier gehen sie auf die Jagd, finden ideale Brutplätze und haben die Möglichkeit, ihren Nachwuchs im Schutz von totem Holz großzuziehen. Und was gibt es schon Schöneres, als unseren tierisch wilden Nachbarn im eigenen Garten zuzuschauen, während zwitschernde Gäste zum Privatkonzert laden?
- Natascha Wank