Kleingarten-Kooperationen

Zwischen Beet und Laube: Gemeinsam für biologische Vielfalt in Berlin

Gärtnern macht glücklich. Dabei finden nicht nur gestresste Großstädter Erfüllung im grünen Paradies zwischen Beet und Laube, auch für den Berliner Naturschutz sind die vielen Kleingärten auf ca. 3.000 Hektar wichtig. Um die biologische Vielfalt dieser Flächen für die Stadt noch zu erhöhen, haben die Stiftung Naturschutz Berlin und der Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V. eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Ziel ist es, in den Kleingärten möglichst naturnah zu gärtnern, diese ökologisch aufzuwerten und damit die Artenvielfalt der Stadt zu erhalten. Auf der Agenda stehen dabei Projekte für die Umweltbildung, die Entwicklung übergeordneter Biotopverbindungen und die Schutzmaßnahmen für Amphibien und andere heimische Tier- und Pflanzenarten.

Die enge Zusammenarbeit mit den Kleingärtner*innen hat in den letzten Monaten bereits Früchte getragen: So wurden Wildbienen- und Insektenhotels gebaut, gefährdete Wildpflanzen ausgebracht, Wildpflanzen-Saatgutmischungen ausgesät, Totholzhecken für Kleintiere angelegt und Fledermauskästen angebracht – alles unter fachkundiger Anleitung der Mitarbeiter*innen der Stiftung Naturschutz Berlin.

Mehr Arten im Garten

Einheimische Wildpflanzen sind für die biologische Vielfalt einer Region sehr wichtig. Denn von jeder einheimischen Pflanzenart sind mehrere Tierarten abhängig. Damit es in Berliner Kleingärten künftig mehr brummt, summt und schillert, haben wir gemeinsam mit dem Landesverband der Gartenfreunde drei spezielle, insektenfreundliche Saatgutmischungen zusammengestellt:

  • den „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“,
  • die „Kräuterreiche Frischwiese“ und
  • den „Kräuter- und Magerrasen“.

Unsere Mischungen beinhalten gebietsheimische Pflanzenarten, die bestens an die Berliner Bedingungen angepasst sind. Viele der herkömmlichen Blühmischungen bestehen aus nichtheimischen Arten, in deren Heimat beispielsweise die Böden Feuchtigkeit besser speichern oder einfach mehr Regen fällt. In Berlin sind sie deshalb auf eine ständige Bewässerung angewiesen, selbst in durchschnittlich feuchten Jahren. Das ist einer der Gründe, warum manche Blühmischungen nicht gut gedeihen. Außerdem werden in diesen Blühmischungen oft einjährige Arten verwendet, um einen schnellen, aber kurzfristigen Effekt zu erreichen.

Mit dieser Saatgut-Mischung können Wildbienen- und Schmetterlingssäume innerhalb der Parzellen angelegt werden. Die bunte Auswahl von 32 für Berlin typischen Wildblumenarten, wie z.B. die Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) oder die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), blüht zwischen Mai und Oktober und bietet ein langanhaltendes Nahrungsangebot für bestäubende Insekten.

Außer etwas Geduld ist nicht viel notwendig, damit bald eifrige Marienkäfer, elegante Falter und viele verschiedene Wildbienen in den Garten geflogen kommen. Die Samen unserer Wildbienen- und Schmetterlingssaummischung haben als echtes Wildpflanzensaatgut eine natürliche Keimverzögerung. Denn für das Überleben einer Pflanzenart in freier Wildbahn ist es günstiger, wenn nicht alle Samen im selben Jahr keimen. Ein Teil der ausgebrachten Samen keimt also erst in den Folgejahren. Das ist völlig normal. 

Für die Aussaat eignen sich sonnige bis halbschattige Standorte mit trockenem bis frischem, nicht gedüngtem Boden. Sie müssen frei von mehrjährigen, konkurrenzstarken Pflanzen wie Quecke, Ampfer oder Giersch sein. Auf keinen Fall sollte gedüngt werden! Viele der verwendeten Wildpflanzen sind nämlich konkurrenzschwach und benötigen nur sehr wenige Nährstoffe. Das ist ihre ökologische Strategie, um Standorte zu besiedeln, an denen konkurrenzstärkere Arten, die sehr wuchsfreudig sind und viele Nährstoffe benötigen, nicht bestehen können. Werden die Flächen gedüngt, siedeln sich durchsetzungskräftigere Arten wie Brennnessel und Giersch an.

  • Die Verteilung der Samentüten durch den Landesverband der Gartenfreunde Berlin e.V. pausiert derzeit. Einzelne Samentüten können nach Rücksprache in der Stiftung Naturschutz Berlin abgeholt werden. Interessierte wenden sich für Bestellungen bitte an kleingarten(at)stiftung-naturschutz.de

Ist der Wildbienen- und Schmetterlingssaum einmal angewachsen, sollte er nur noch in starken Trockenperioden gewässert werden. Eine Mahd pro Jahr reicht, am besten im zeitigen Frühjahr. Übrigens sind die Säume auch im Winter ein schöner Hingucker im Kleingarten. Die verbleibenden Samenstände und Stängel bieten Futter für Vögel und Überwinterungsmöglichkeiten für verschiedene Falterarten – und bei Raureif ein zauberhaftes Gartenbild!

Diese Mischung aus gebietsheimischem Saatgut von 38 Berliner Wildblumen- und 3 Grasarten ist für die nachhaltige Anlage von Wiesenflächen an halbschattigen bis sonnigen, eher frischen Standorten geeignet. Das Artenspektrum ähnelt dem „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“, doch wurden Gräser ergänzt und einige sehr hochwüchsige Stauden durch frischwiesentypische Kräuter ersetzt.

Wildblumen wie Heidenelke (Dianthus deltoides), Hasenklee (Trifolium arvense) und Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) sorgen für Blühaspekte und ein insektenfreundliches Nektarbuffet von Mai bis Oktober.

Zu Ausbringung und Pflege gilt grundsätzliches das Gleiche wie im Falle des „Wildbienen- und Schmetterlingssaums“, doch sollte die „Kräuterreiche Frischwiese“ zweimal jährlich gemäht werden, um die Wiesenarten optimal zu fördern und den Charakter zu erhalten.

  • Die Verteilung der Samentüten durch den Landesverband der Gartenfreunde Berlin e.V. pausiert derzeit. Einzelne Samentüten können nach Rücksprache in der Stiftung Naturschutz Berlin abgeholt werden. Interessierte wenden sich für Bestellungen bitte an kleingarten(at)stiftung-naturschutz.de.

Für die Gemeinschaftsflächen der Berliner Kleingartenkolonien haben wir ebenfalls eine Saatgutmischung zusammengestellt: Mit 44 Wildkräutern wie Flockenblume, Königskerze und Margerite, die sich zu extensiven Rasen- und Wiesenflächen entwickeln und nach ihrer Etablierung nicht mehr gegossen werden müssen. Auch diese Kräuter- und Magerrasen-Mischung stammt aus zertifizierter gebietseigener Herkunft.

Unterschiedliche Blüten sorgen von Mai bis September für ein großes Nahrungsangebot für bestäubende Insekten wie (Wild-)Bienen, Schmetterlinge und Tagfalter. Die Saatgutmischung besteht aus überwiegend niedrigwüchsigen, konkurrenzschwachen Arten, die trockenheitsverträglich sind. Außerdem sind in der Mischung höherwüchsige, buntblühende Arten der Wiesen und Säume enthalten. Das Ergebnis ist ein lichter Kräuterrasenbewuchs.

Für die Aussaat eignen sich trockene bis frische Gemeinschaftsflächen mit einem geringen Nährstoffgehalt, die keiner hohen Trittbelastung ausgesetzt sind. Von doppeltem Nutzen wäre z.B. die Anlage eines wegebegleitenden Wildpflanzenbanketts, weil somit das zeitraubende Freihalten von Aufwuchs entfällt. Nach dem ersten Jahr müssen die Flächen nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Um die Wirksamkeit dieser Aktion zu steigern, werden möglichst großflächige Aussaaten von mindestens 50 m² angestrebt.

 

Neben der Kooperation mit dem Landesverband ist auch die enge Zusammenarbeit mit einzelnen Bezirksverbänden vorgesehen. Alle geplanten Maßnahmen sind in der Kooperationsvereinbarung mit dem Landesverband beschrieben.