Pflanze des Monats April 2021
Zwerg-Schneckenklee Medicago minima
Mit dem ausklingenden Winter steigt bei vielen von uns die Sehnsucht nach einem mediterranen Frühling. Pflanzenliebhaber*innen müssen nicht unbedingt ans Mittelmeer reisen, sie können mit Blick auf Vertreter der (sub)mediterranen Flora auch hier in Berlin von wärmeren Gefilden träumen. Dabei lohnt es sich, genau hinzuschauen, um auch kleinere Arten wie den nur 10 bis 30 cm großen Zwerg-Schneckenklee zu erspähen. Die besten Chancen, um den gelbblühenden Klee zu entdecken, hat man im Frühsommer während seiner Blütezeit zwischen Mai und Juni. Dann locken die wenige Millimeter großen Blüten mit ihrem süßen Nektar kleine Bienen, Zweiflügler und Schwebfliegen an.
Viel Sonne, aber wenig Nährstoffe
Sonnige Wärme liebt der Winzling über alles. Dafür nimmt er die spartanische Ausstattung seines Standortes nicht nur billigend in Kauf. Vielmehr kann er sich als genügsamer Stress-Ruderal-Stratege nur dort gegenüber anderen Pflanzen behaupten, wo kaum Nährstoffe und Wasser vorhanden sind. So besiedelt er sonnige und nährstoffarme Trocken- und Halbtrockenrasen, trockene Wegränder, Sandgruben oder Mauerkronen. Das Ass im Ärmel der konkurrenzschwachen Art sind dabei seine besonderen Anpassungen, die es ihm ermöglichen, extremste Standorte zu besiedeln, an denen viele andere Pflanzenarten nicht überleben können. Dabei helfen ihm weiche, helle Haare an Stängel, Blättchen und Blütenkelch. Sie dienen als Lichtschutz und an ihnen können sich Tautropfen niederschlagen. Eine weitere Besonderheit sind seine kugeligen Hülsenfrüchte mit gekrümmten Stachelspitzen. Sie sind ideal, um am Fell von Tieren, wie grasenden Schafen, anzuhaften und sich so zu verbreiten. Falls keine Schafe in der Nähe sind, werden die Samen auch durch den Wind verteilt.
Vertreten, wo es warm ist
Das Hauptverbreitungsgebiet der Art umfasst große Teile Europas mit Ausnahme der nördlichen Länder, Teile Südwestasiens und Nordafrikas. Darüber hinaus gibt es auch einzelne isolierte Areale in China und Nordostafrika. Durch die Klimaerwärmung wird die Art aber auch immer häufiger in England, Schweden, Norwegen und Finnland angetroffen. In Deutschland erreicht der Zwerg-Schneckenklee die Nordgrenze seines geschlossenen Verbreitungsgebiets und ist hier nicht flächendeckend, sondern vorwiegend in den wärmeren Lagen oder Trockengebieten vertreten. Verbreitungsschwerpunkte liegen z. B. in der Uckermark, im Odertal, im östlichen Harzvorland, im Thüringer Becken sowie in den Weinbaugebieten Süddeutschlands.
Seit 1950 hat die Art deutschlandweit etwa ein Viertel ihrer Vorkommen eingebüßt. Sie ist in Berlin sehr selten geworden und gilt hier als stark gefährdet. Das mag verwundern, denn wärmeliebend und trockentolerant wie er ist, könnte der Zwerg-Schneckenklee ein Gewinner des Klimawandels sein. Jedoch verschwinden immer mehr geeignete Standorte wegen zunehmender Bebauung und Versiegelung, intensiver Grünflächenpflege, Aufforstung oder Verbuschung ehemals magerer Offenstandorte. Die verbleibenden Freiflächen sind meist verschattet. Dazu kommt eine kontinuierliche Nährstoffanreicherung durch Stickstoffeinträge aus Verkehr und Tierhaltung, die für konkurrenzstarke Pflanzen Vorteile bringt, jedoch konkurrenzschwachen Arten wie dem Zwerg-Schneckenklee das Leben schwerer macht.
Hilfe für die kleine Art
Fördern kann man den Zwerg-Schneckenklee durch Erhaltung und Entwicklung von Offenflächen, insbesondere von Mager- und Trockenrasen. Dafür eignet sich eine Beweidung mit Schafen. Sind die Flächen bereits zugewachsen, muss zunächst der Gehölzaufwuchs entfernt werden. Auch genutzte, mäßig betretene Magerrasen auf Sand und Schotter können geeignete Lebensräume darstellen. Wenn Sie auf Ihren Spaziergängen ganz genau hinschauen und eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!
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