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Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats März 2017

Wiesen-Schlüsselblume Primula veris L.

Wenn in Sagen und Märchen eine Wunderblume geheimnisvolle Türen, Truhen und manchmal sogar Berge öffnen kann und dem Glücklichen damit zu einem Schatz verhilft, dann ist nicht selten die Wiesen-Schlüsselblume gemeint. Die ungewöhnliche Form der Blütenstände dieser Pflanze, die von der Seite gesehen an einen aufgerichteten Schlüssel mit mehreren Schlüsselbärten erinnert, hat ihr den seit dem 16. Jahrhundert bekannten Namen „Schlüsselblume“ gegeben. Noch älter ist der Name „Himmelschlüssel“, der sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Die eigentliche Bedeutung der Wiesen-Schlüsselblume für den Menschen lag jedoch seit alters her in der Heilkunde. In den Blüten, Blättern und Wurzeln der Wiesen-Schlüsselblume sind heilkräftige Inhaltsstoffe enthalten, die noch heute zur Behandlung von Erkältungen, Husten und Bronchitis eingesetzt werden. Traditionell wurde die Art auch zur Linderung vieler weiterer Beschwerden, wie z.B. Gicht, Rheuma, Schlaflosigkeit und Migräne, verwandt. Die Wiesen-Schlüsselblume ist in Europa und Asien heimisch und erscheint hier als einer der ersten Frühblüher in kalkhaltigen Halbtrockenrasen und wechselfeuchten Wiesen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts war es vor allem der Lebensraumverlust durch Nutzungsaufgabe, der ihre Bestände in Deutschland zusammenschrumpfen ließ.

Als Lichtkeimer benötigt die Wiesen-Schlüsselblume einen lückigen, nicht zu hohen Bewuchs, um zu überleben. Diese Bedingungen werden am besten durch eine ein- bis zweimalige Mahd oder Beweidung im Jahr erhalten. Eine weitere Gefährdung stellt das Pflücken oder Ausgraben der geschützten Pflanze dar. Kleine Bestände der Wiesen-Schlüsselblume unterliegen einem besonderen Aussterberisiko, weil sich die Blüten einer Pflanze nicht selbst bestäuben können. Bleibt nur noch eine Pflanze zurück, so ist an diesem Standort keine Samenbildung mehr möglich.

In Berlin kommt die wilde Wiesen-Schlüsselblume nur noch im Eiskeller (Spandau) und auf der Pfaueninsel (Zehlendorf) vor. Bedeutend häufiger sind hingegen in Gärten und Parks angepflanzte oder aus Anpflanzungen verwilderte Exemplare. Um die in Berlin vom Aussterben bedrohte wilde Wiesen-Schlüsselblume nicht durch Einkreuzung von Gartenpflanzen zu gefährden, sollten letztere nicht in die freie Landschaft ausgebracht und Gartenabfälle unbedingt ordnungsgemäß auf dem Kompost, in Biotonnen oder in Laubsäcken entsorgt werden. Hierdurch wird auch eine Nährstoffanreicherung in den naturnahen Biotopen vermieden.

Vielleicht können Sie die Wiesen-Schlüsselblume auf einem Ihrer nächsten Spaziergänge in Berlin an Waldrändern oder auf Wiesen fern der nächsten Siedlung entdecken? Die Art lässt sich von ähnlichen, in Berlin manchmal aus Zierpflanzungen verwildernden Schlüsselblumen durch den langen Blütenstengel, die intensiv gelbe Färbung der Blütenblätter und die fünf orangenen Flecken im Blütenschlund gut unterscheiden. Über eine Fundmeldung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – würden wir uns sehr freuen. Vielen Dank!

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