Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Januar 2012

Sumpfporst Rhododendron tomentosum Stokes ex Harmaja

Während der trüben Wintermonate scheint das Moor ein unwirtlicher Ort zu sein. Nebel kriecht über den Boden. Der schwache Schein der Januarsonne taucht alles in ein aschfahles Licht. Bei jedem Schritt gluckst und schmatzt es unter den Füßen. Auch in so manchem Krimi sorgt die Sumpflandschaft als Kulisse für den Extra-Grusel. Moore sind jedoch keineswegs so lebensfeindlich, wie unsere Fantasie es uns ausmalt. Ganz im Gegenteil. Dieser besondere Lebensraum weist eine sehr spezielle Artenvielfalt auf. Pflanzen, die hier wachsen wollen, müssen echte Spezialisten sein. Im sauren Torfmoosmoor etwa stellen die ganzjährig hohen Wasserstände und die Nährstoffarmut extreme Bedingungen dar. Der Sumpfporst, ein immergrüner Strauch, der dem Rhododendron sehr ähnlich sieht, hat sich in dieses Ökosystem perfekt eingepasst. Er liebt nasse, kalkfreie Torfböden, wie sie in Torfmoosmooren vorkommen. Seine ledernen, lanzettartigen Blätter sind wohl die Folge dauerhafter Nährstoffarmut. Sie schützen in baumfreien Mooren bei ungehinderter Sonneneinstrahlung oder beim Wuchs auf im Sommer abtrocknenden Bulten aber auch gut vor zu starker Verdunstung. 

 

Nicht nur der Sumpfporst ist hier beheimatet. Hochspezialisierte Tierarten können sich nur von den hier wachsenden Pflanzen ernähren. Der Sumpfporst-Blütenspanner z.B., eine seltene Schmetterlingsart, frisst im Raupenstadium die lederartigen Laubblätter, die der Strauch das ganze Jahr über behält. Von Mai bis Juni trägt der Sumpfporst weiße Blüten, die einen betörenden Duft ausströmen. Schon die Wikinger wussten um die speziellen Eigenschaften dieser Pflanze. Ihr Sumpfporstbier hatte eine berauschende Wirkung und ist sprichwörtlich verantwortlich für die „Berserkerwut“ der Wikinger. Die Blätter enthalten zudem ätherische Öle und wurden als Mittel gegen Motten und Wanzen sowie im medizinischen Bereich verwendet. Mit dem Rückgang der Moore durch künstliche Grundwasserabsenkung und Nährstoffanreicherung ist unsere Pflanze des Monats leider sehr selten geworden. Geringe Bestände gibt es nur noch in Nord- und Ostdeutschland. Hier steht der Sumpfporst auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. In Berlin ist er sogar vom Aussterben bedroht.

Sollte Ihnen also eines dieser seltenen Exemplare begegnen, freuen wir uns über Ihre Fundmeldung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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