Pflanze des Monats September 2016
Sumpf-Brenndolde Selinum dubium
Der Schwalbenschwanz ist einer unserer schönsten und farbenfrohesten Schmetterlinge. Als Nahrungsgrundlage für seine Raupen dienen die eher unscheinbaren Doldenblütengewächse (Apiaceae). Die für den Schwalbenschwanz so wichtigen Futterpflanzen sind häufig in gefährdeten, extensiv genutzten Lebensräumen wie Trockenrasen und Feuchtwiesen zu finden. Möchte man sich in Berlin weiterhin am Anblick des Schwalbenschwanzes erfreuen, dann müssen wir diese Lebensräume erhalten. Davon würde auch eine Vielzahl anderer gefährdeter Tier- und Pflanzenarten profitieren. Eine in Berlin vom Aussterben bedrohte Raupenfutterpflanze des Schwalbenschwanzes ist die Sumpf-Brenndolde. Die 30-90 cm hohe Art ähnelt in Gestalt und Blüte einer Wilden Möhre und ist die meiste Zeit des Jahres gut in Feuchtwiesen versteckt. Erst von August bis September bildet die Pflanze ihre weißen Blütendolden aus, die im Unterschied zu den Blüten Wilder Möhren jedoch keine gefiederten Hüllblätter besitzen.
Die Sumpf-Brenndolde ist ein kontinentales Florenelement, dessen Verbreitungsschwerpunkt in Osteuropa und Westsibirien liegt. Von hier aus dringt die Art in den Stromtälern großer Flüsse wie Oder, Elbe und Donau bis nach Mitteleuropa vor und erreicht in Deutschland ihre westlichsten Vorposten. Die Sumpf-Brenndolde ist hierbei für die weitläufigen, ein- bis zweimal jährlich gemähten Überschwemmungswiesen Mittel- und Osteuropas so charakteristisch, dass sie ihnen ihren Namen gegeben hat: Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii). Die ausdauernde Art kann daneben aber auch in weiteren extensiv genutzten Wiesen mit wechselnden Wasserständen, wie z.B. Pfeifengraswiesen, vorkommen und einige Zeit in daraus hervorgegangenen Brachen und Gehölzen überdauern.
In Berlin war die Sumpf-Brenndolde noch im 19. Jahrhundert entlang der Spree und im 20. Jahrhundert entlang der Havel verbreitet. Extensiv genutzte, saisonal überschwemmte Uferwiesen sind im Stadtgebiet heute jedoch sehr selten geworden, da die Ufer vielfach verbaut sind und die Spree ihre natürliche Gewässerdynamik weitestgehend verloren hat. Nach 2000 konnte die Sumpf-Brenndolde nur noch in der Wuhlheide (Köpenick), im Eiskeller und östlich des Laßzinssees (beide Spandau) nachgewiesen werden. Alle diese Standorte sind Relikte ehemaliger Feuchtwiesen, die im Verlauf des 20. Jh. durch Grundwasserabsenkung beeinträchtigt wurden. Dadurch konnten sich konkurrenzstarke Stauden und Gehölze ausbreiten, die die Art verdrängen oder so stark beschatten, dass sie kaum noch Blüten ausbildet.
Um die Sumpf-Brenndolde in Berlin zu erhalten und ihre Ausbreitung zu fördern, sind im Bereich der letzten Bestände Pflegemaßnahmen erforderlich. Durch ehrenamtliche Arbeitseinsätze in der Wuhlheide konnten in den vergangenen Jahren erste Erfolge erzielt und wieder blühende Exemplare und Jungpflanzen der Sumpf-Brenndolde nachgewiesen werden. Sie sind herzlich eingeladen, an einem der nächsten Arbeitseinsätze in der Wuhlheide zum Schutz dieser und weiterer in Berlin vom Aussterben bedrohter Zielarten des Florenschutzes teilzunehmen. Weitere Informationen zu diesem Arbeitseinsatz finden Sie im Umweltkalender Berlin.
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