Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Dezember 2014

Sprossender Bärlapp Lycopodium annotinum L.

An Dinosaurier war noch nicht zu denken, als sie die Erde beherrschten: Bärlapppflanzen (Lycopodiopsida) spalteten sich bereits im Silur vor rund 410 Mio. Jahren von allen übrigen Gefäßpflanzen ab und erlebten in den Steinkohlewäldern des Karbon vor 360-300 Mio. Jahren ihre Blüte. Kleine Vertreter dieser urtümlichen Sporenpflanzen haben sich als "lebende Fossilien" bis heute erhalten. Hierzu zählt der Sprossende Bärlapp, dessen immergrünen, schlangenartigen Kriechtriebe seit alters her die Phantasie beflügelten. Gemeinsam mit nah verwandten Arten galt er als Hexenschutz und wurde zudem als Aphrodisiakum und als vielseitige Heilpflanze verwandt. Die ölhaltigen, stark wasserabweisenden Bärlappsporen gelangten zudem als Wundpuder und in der Zauberkunst zu Ruhm, denn mit ihnen lassen sich eindrucksvolle Blitzlicht- und Feuerspuckeffekte erzeugen.

Der Sprossende Bärlapp ist eine Charakterart der Nadelwälder der Nordhalbkugel und erreicht in Deutschland die Westgrenze seines geschlossenen Areals. Er verbreitet sich vorwiegend vegetativ durch dicht unter der Erdoberfläche wachsende Rhizome, welche große Bestände mit einem Alter von mehr als 250 Jahren aufbauen können. Eine erfolgreiche Vermehrung über Sporen ist demgegenüber in Mitteleuropa selten, da hierbei viele Faktoren zusammenwirken müssen. Die winzigen, von August bis September reifenden Sporen können mehrere Hundert Kilometer weit fliegen, müssen zur Keimung aber auf feuchte, nährstoffarme Rohbodenstellen und passende Mykorrhiza-Pilze treffen. Der sich entwickelnde Vorkeim und die nach einem Generationswechsel entstehenden Jungpflanzen leben bis zu 10 Jahre unterirdisch, bevor die ersten oberirdischen Triebe erscheinen. Trocknet der Boden währenddessen stark aus, kommt die Entwicklung zum Erliegen. Der Sprossende Bärlapp ist in den letzten 50 Jahren in Deutschland sehr selten geworden. In Berlin kommt die Art nur noch mit wenigen Exemplaren am Rande eines Moores in Köpenick vor und ist damit akut vom Aussterben bedroht. Wichtigste Gefährdung in Berlin ist die Grundwasserabsenkung, wodurch Böden und Moore austrocknen und durch Torfmineralisierung zugleich Nährstoffe freigesetzt werden. Es ist geplant, die letzten Exemplare des Sprossenden Bärlapps in Erhaltungskultur zu nehmen und zu vermehren. Ableger könnten dann am Rande von renaturierten und in ihrem Wasserhaushalt stabilisierten Mooren wieder ausgewildert werden, um neue Populationen zu begründen.

Helfen Sie uns beim Schutz des Sprossenden Bärlapps und weiterer Zielarten des Florenschutzes. Über Fundmeldungen von Zielarten per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – würden wir uns sehr freuen. Vielen Dank!

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