Pflanze des Monats November 2018
Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia
Sonnentaugewächse sind fleißige Fliegenfänger. Ein Teil ihrer Beute wird ihnen aber von äußerst geschickten Ameisen wieder geraubt. Typisches Erkennungsmerkmal des Rundblätterigen Sonnentaus sind seine Fangblätter. Sie sind mit purpurroten Tentakeln besetzt, an deren Enden glänzende Tropfen kleine Insekten anlocken. Was auf den ersten Blick wie Tau erscheint, ist tatsächlich ein klebriger Fangschleim, in dem das Insekt festklebt, wenn es ihn berührt. Einmal in die Falle gelockt, bieten sich Fliege und Co. keine rosigen Aussichten. Entweder werden sie durch die Säfte des Rundblättrigen Sonnentaus langsam verdaut oder zum begehrten Objekt räuberischer Ameisen. Manche Ameisenarten sind nämlich so geschickt, dass sie kleine Insekten aus den Fängen des Sonnentaus befreien können – um sie dann selber zu verspeisen. Der 7–20 cm große Rundblättrige Sonnentau wächst in einer bodenständigen Rosette und zeigt von Juli bis August elegante, weiße Blüten. Da er auf sehr stickstoffarmen Böden wächst, ist er auf Nährstoffe aus seiner Beute angewiesen.
Der sehr lichtbedürftige Selbstversorger meidet Kalk und benötigt nasse Standorte wie feuchte Heiden und Grabenränder oder feuchte bis nasse Torf- und Sandböden und Bulten von Hoch- und Zwischenmooren. Eine Überflutung übersteht er jedoch nur wenige Wochen. Die Art siedelt auf der Nordhalbkugel innerhalb der kühlgemäßigten Klimazone rund um den Erdball, z. B. in Nord- und Mitteleuropa, Russland, Kanada und den USA. Deutschland gehört zu seinem Hauptareal. Hier liegen seine Verbreitungsschwerpunkte in Nordwestdeutschland, in Teilen Ostdeutschlands, in Mittelgebirgen sowie in den Alpen. In den übrigen Gebieten Deutschlands kommt die Art nur verstreut vor.
Seit einigen Jahrzehnten können viele seiner Vorkommen nicht mehr bestätigt werden. Heute ist der Rundblättrige Sonnentau in Zentraleuropa gefährdet und durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. In der Vergangenheit führte in Deutschland vor allem der Torfabbau zu Lebensraumverlusten, da die Moore entwässert und zerstört wurden. Leider fallen weiterhin nasse Standorte und Moore trocken. Die aktuellen Ursachen liegen meist in der Absenkung des Grundwasserspiegels aufgrund von Wasserförderung. Wenn Moorflächen austrocknen, beginnen sich die Torfe in den Mooren zu zersetzen. Dieser Prozess führt ebenso wie die Einträge von Stickstoffverbindungen aus Schadstoffen in der Luft zu einer Eutrophierung einst nährstoffarmer Moore. Diese Entwicklung fördert konkurrenzstarke Gräser und Gehölze, die den Standort weiter austrocknen, verschatten und lichtbedürftige Moorspezialisten wie den Rundblättrigen Sonnentau verdrängen. Oberste Priorität zum Erhalt der seltenen Art haben deshalb Maßnahmen, die den Wasserhaushalt stabilisieren, gegebenenfalls die Flächen wieder vernässen und Gehölzaufwuchs entfernen. Ein positiver Nebeneffekt der notwendigen Gehölzarbeiten ist die Schaffung offener Bodenstellen, die eine Wiederansiedelung oder Vermehrung des Sonnentaus begünstigen.
Wenn Sie wissen wollen, welche Maßnahmen die Stiftung Naturschutz zu Moor-Renaturierungen durchführt, und damit auch zum Schutz des Rundblättrigen Sonnentaus, schauen Sie auf unsere Website in die Rubrik Klimaschutzabgabe.
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