Pflanze des Monats April 2016
Rauhhaar-Veilchen Viola hirta
Bei Schmetterlingsraupen ist es wie bei anderen Tierkindern – die richtige Nahrung ist wichtig für die weitere Entwicklung. Für sechs Arten der in Berlin bereits ausgestorbenen oder vom Aussterben bedrohten Perlmutterfalter ist beispielsweise das Rauhhaar-Veilchen eine wichtige Futterpflanze. Mit dem Rückgang dieser und anderer wilder Veilchenarten verlieren die Schmetterlinge ihre Lebensgrundlage. Der Schutz wilder Veilchen und ihrer Lebensräume ist daher auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz von Schmetterlingen.
Wie alle seine Verwandten ist das Rauhhaar-Veilchen klein und eher unauffällig, doch es lässt sich trotzdem gut von anderen Veilchenarten unterscheiden. Es hat dicht behaarte Blätter, weist keine Ausläufer auf und bildet von April bis Mai blau-violette, geruchlose Blüten aus. Diese Blüten werden von Insekten bestäubt, und darüber hinaus finden sich im Sommer an der Pflanze weitere unscheinbare, geschlossene Blüten, in denen Selbstbestäubung stattfindet (Kleistogamie). Die Samen fallen unmittelbar neben der Mutterpflanze nieder, werden ihrer nahrhaften Anhänge wegen jedoch auch gern von Ameisen verschleppt. Dabei können Distanzen von bis zu 70 Metern zurückgelegt werden.
Das Rauhhaar-Veilchen ist in der gemäßigten Klimazone Europas und Asiens heimisch und in Deutschland vor allem in Mittel-, Süd- und Nordostdeutschland verbreitet. Die Art fühlt sich an sonnigen, nährstoffarmen Standorten wohl. Dazu gehören lichte Eichen- und Kiefern-Trockenwälder, deren Waldsäume, Trockengebüsche und auch Halbtrockenrasen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Art in Berlin stark zurückgegangen. Dies ist auf die zunehmende Eutrophierung aus der Luft, eine veränderte Waldnutzung (z.B. Aufgabe des Reisigsammelns, Förderung von Laubhölzern) und das Brachfallen von Trockenrasen zurückzuführen. Konkurrenzstarke Gräser, Kräuter und Gehölze breiteten sich aus, wodurch die Standorte zu schattig wurden und eine immer dichtere Laubauflage die Keimung der Samen behinderte. Kleine Reliktvorkommen sind zudem durch das Wühlen von Wildschweinen bedroht.
In Berlin konnte das Rauhhaar-Veilchen nach 2000 nur noch im Grunewald (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf) mit zwei kleinen Beständen bestätigt werden. In den 1990er Jahren waren auch noch Vorkommen in den heutigen Bezirken Mitte, Pankow und Steglitz-Zehlendorf bekannt. Sollten Sie die Art in Berlin entdecken, so würden wir uns über eine Fundmeldung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – sehr freuen. Vielen Dank!
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