Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Oktober 2025

Rasen-Segge Carex cespitosa L.

Wer im Frühsommer durch feuchte Wiesen streift, übersieht die Rasen-Segge leicht, doch ihre gedrungenen Horste verraten naturnahe Standorte, die vom Wasser geprägt sind. Sie ist eine unscheinbare Bewohnerin von Nasswiesen und Bruchwäldern, aber als Teil der Artenvielfalt in diesen Lebensräumen unverzichtbar.

Hellgrünes Laub mit rotem Fuß und weißhaariger Wurzel

Die Rasen-Segge ist eine ausdauernde Horstsegge mit sehr dichten, langlebigen Trieben. Die Stängel sind scharf dreikantig, die Blätter schmal (meist 2–4 mm) und gewöhnlich kürzer als die Stängel. Am Grund der Triebe sind die Blattscheiden spezifisch gefärbt, dunkelrot- bis schwarzbraun und netzfaserig. Die übrige Pflanze zeigt sich in einem hell- bis gelbgrünen Ton. Besonders ist auch die feine weißliche Behaarung der Wurzeln.

Der Blütenstand besteht aus einer endständigen männlichen Ähre und darunter ein bis drei weiblichen Ähren mit flachen Schläuchen, die jeweils zwei Narben aufweisen. Die Art blüht von Mai bis Juni. Für Laien ist die Art schwer von ähnlichen Seggen zu trennen, die Kombination der Merkmale ist jedoch einzigartig und damit klar erkennbar.

Charakterart nasser Wiesen und Bruchwälder

Die Art wächst bevorzugt auf nassen, extensiv genutzten Moorwiesen und in lichten, bruchwaldartigen Gehölzbeständen. Sie kann unter halbschattigen Bedingungen lange überdauern. Sie ist dennoch darauf angewiesen, aus zu starker Verschattung freigestellt zu werden. Die Art benötigt basenreiche, aber kalkfreie Böden für ein optimales Wachstum.

Einst zerstreut – heute nur noch an wenigen Orten zu finden

Die Rasen-Segge ist eine eurasisch-kontinentale Art. Ihr Areal reicht von Mitteleuropa über Polen bis nach Ostsibirien. Vorposten gibt es in Frankreich und im Kaukasus. Der Westen Deutschlands bildet bereits die Westgrenze des geschlossenen Areals; westlich von Weser und Rhein tritt sie nur noch in isolierten Restbeständen auf, etwa in der Eifel.

In Deutschland kam die Art schon immer nur zerstreut vor, hat aber seit 1950 stark abgenommen. Vor allem in West- und Mitteldeutschland sind viele Vorkommen erloschen. Schwerpunkte bestehen heute noch in Nord- und Ostdeutschland sowie in Teilen Süd- und Mitteldeutschlands wie der Rhön, im Thüringer Waldvorland, in Baden-Württemberg und in Bayern südlich der Donau.

In Brandenburg ist die Rasen-Segge noch zerstreut anzutreffen, mit Häufungen östlich und nördlich von Berlin, gilt aber auch hier als stark gefährdet. Der Rückgang ist hier schwächer ausgeprägt als im nordwestdeutschen Tiefland und in Mitteldeutschland.

In Berlin dagegen hat die Art seit der Mitte des 20. Jahrhunderts viele Vorkommen verloren und ist vom Aussterben bedroht. Heute findet man sie nur noch an wenigen Orten, etwa in den Gosener Wiesen, an der Krummen Lake in Grünau und im Tegeler Fließtal.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Das Durchschreiten von extensiv genutzten, nassen Wiesen bedeutet bisweilen so einige Mühe, denn diese bestehen oft aus einem holprigen Teppich einer bultigen, horstigen Grasnarbe – eine Wuchsform natürlicher Rasengesellschaften. Die Rasen-Segge trägt mit ihrem horstigen Wuchs entscheidend zu diesem charakteristischen Aussehen bei. Diese Erscheinung ist nicht vergleichbar mit dem Bild vom englischen Scherrasen, welches vielen Menschen bei dem Wort „Rasen“ im Kopf erscheint. So wie die Vielfalt der Bedeutung des Wortes in Vergessenheit geriet, ist auch der Lebensraum nur noch äußerst selten in der freien Landschaft anzutreffen.

Durch Melioration, die sogenannte „Verbesserung“ von Grünland im Sinne der Agrarnutzung, wurden die meisten Standorte mit ihren artenreichen Lebensgemeinschaften aus naturschutzfachlicher Perspektive zerstört. Entwässerung, Umbruch, Düngung und Neueinsaat sorgten für einen starken Rückgang der Art.

Heute droht den letzten verbliebenen Feuchtwiesen das umgekehrte Schicksal durch die Aufgabe traditioneller Nutzung. Ohne extensive Mahd oder Beweidung verbuschen sie allmählich und werden durch den Aufwuchs konkurrenzstarker Arten wie Schilf zusätzlich gefährdet.

Ursprüngliche Nutzungsformen weiterführen

Wo die Rasen-Segge noch vorkommt, ist das ein Hinweis auf standörtliche Kontinuität und Naturnähe. Solche Flächen bieten beste Voraussetzungen, um artenreiche Feuchtwiesenkomplexe wiederherzustellen. Ihre Erhaltung hängt direkt von Auflichtung und Entbuschung auf den Flächen mit noch bestehenden Populationen ab. Die Bereiche sollten durch eine einschürige Mahd mit anschließender Entfernung der Biomasse offengehalten werden.

Es lohnt sich, die Augen offen zu halten! Sollten in Berlin eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung über das Artenfinderportal mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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