Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats August 2015

Mittleres Nixkraut Najas marina subsp. intermedia (Wolfg. ex Gorski) Casper

Dank der hochsommerlichen Temperaturen üben die Berliner Seen und Flüsse momentan eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Ein Sprung in das "kühle Nass" bietet dabei aber nicht nur Erfrischung, sondern auch die Möglichkeit, einen Teil der heimischen Flora zu sehen, der sonst unter der Wasseroberfläche verborgen bleibt. Denn nicht nur am Ufer der Berliner Gewässer und auf den in ihnen befindlichen Inseln grünt es, sondern auch auf ihrem Grund. Das Mittlere Nixkraut ist in stehenden, mäßig nährstoffreichen Gewässern der gemäßigten und südlichen Zonen Europas und Westasiens heimisch. In Deutschland ist das Vorkommen der Art fast ausschließlich auf Ost- und Süddeutschland beschränkt. Das Mittlere Nixkraut verbringt sein gesamtes Leben unter Wasser und hat sich an diesen Lebensraum perfekt angepasst. Die im Gewässerboden wurzelnde, einjährige Pflanze ist zweihäusig, d. h. sie bildet an einer Pflanze jeweils nur männliche oder weibliche Blüten aus. Zur Bestäubung kommt es durch die außergewöhnliche Form der Wasserbestäubung, bei der die Pollen durch die Wasserströmung übertragen werden.

 

Die Samen sinken neben der Mutterpflanze zu Boden oder reisen als „Blinde Passagiere“ in den Mägen von Fischen und Wasservögeln mit. Sie können aber auch angeheftet an das Gefieder und die Beine von Wasservögeln, an Booten oder Fischereigeräten übertragen werden. Von der starren Pflanze brechen bei Beschädigungen zudem leicht Teile ab, die durch Wellenschlag oder Wind verdriftet werden. Der Samentransport durch Wasservögel ermöglicht es der Art, auch isolierte Gewässer zu erreichen und sich dort bei zusagender Wasserqualität schnell auszubreiten. Durch starke Gewässerverschmutzung war das Mittlere Nixkraut noch zu Beginn der 1990er Jahre aus Berlin fast verschwunden. Die seitdem eingeleiteten Maßnahmen zur Phosphatreduzierung und verbesserten Klärung des Abwassers haben inzwischen zu einem Rückgang der Nährstoffbelastung in Berliner Gewässern geführt, wodurch das Wasser wieder klarer wurde. Damit sind viele potentielle Wuchsorte wieder verfügbar, welche durch das Mittlere Nixkraut und weitere Wasserpflanzen erfolgreich besiedelt werden.

In Berlin wächst das Mittlere Nixkraut in etwa 0,5 bis 4 m Tiefe und wurde seit 2000 in über 10 Seen, so unter anderem im Müggelsee, im Tegeler See und im Glienicker See, nachgewiesen. Bei einer weiteren Verbesserung der Berliner Wasserqualität wird mit einer Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte gerechnet. Achten Sie beim nächsten Bad in einem Berliner Gewässer doch einmal auf das, was unter Ihnen wächst. Das Mittlere Nixkraut verrät sich Ihnen hierbei am ehesten durch ein Pieken an den Füßen. Wir würden uns über eine Fundmeldung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – sehr freuen. Vielen Dank!

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