Pflanze des Monats Januar 2018
Lederblättrige Rose Rosa caesia
Doppelgänger gibt es nicht nur bei Film- und Popstars. Auch Pflanzenarten sind sich manchmal so ähnlich, dass sie selbst von Experten verwechselt werden. Ein solcher Fall ist die Lederblättrige Rose. Ihre Bestimmung ist selbst für erfahrene Botaniker eine knifflige Angelegenheit. Nicht nur die Behaarung auf den Blättern oder das Vorhandensein bzw. Fehlen von Drüsen auf Blättern, Früchten und ihren Stielen sind wichtige Unterscheidungsmerkmale bei Rosen, sondern auch die Weite des Griffelkanals und die Stellung der Kelchblätter an den reifen Hagebutten spielen eine entscheidende Rolle bei der genauen Artbestimmung. So wurden im Jahr 2003 auf dem Gelände des Wasserwerks Johannisthal an einer Stelle wachsende Rosen zunächst als Falsche Hecken-Rose (Rosa subcollina) bestimmt. Erst bei einer erneuten Ortsbesichtigung und geduldiger Bestimmungsarbeit stellte sich im Jahr 2009 heraus, dass es sich um die Lederblättrige Rose handelt, der Erstnachweis für Berlin.
Ob der gebürtige Berliner Wilhelm Wackernagel ähnliche Geduldsaufgaben im Kopf hatte, als er im 19. Jahrhundert ein Gedicht über Rosen schrieb?
Geduld bringt Rosen
Es ist Geduld ein rauher Strauch
Voll Dornen aller Enden,
Und wer ihm naht, der merkt es auch
An Füßen und an Händen.
Und dennoch sag' ich: laß die Müh'
Dich nimmermehr verdrießen,
Sei's auch in Thränen, spät und früh
ihn treulich zu begießen.
Urplötzlich wird er über Nacht
Dein Mühen dir belohnen,
Wenn über all den Dornen lacht
Ein Strauß von Rosenkronen.
Die „Kronen“ der 1- 2 m hohen Lederblättrigen Rose blühen von Juni bis Juli. Ihre Hagebutten werden wie bei anderen Wildrosen von Tieren verzehrt, die sich den ganzen Winter über an diesem attraktiven Proviant laben können. Die unverdaubaren Samen werden wieder ausgeschieden und können an geeigneten Orten zu neuen Pflanzen heranwachsen.
Die Lederblättrige Rose kommt ausschließlich in Europa vor und ist hier vor allem im Bergland Nord-, Mittel- und Osteuropas vertreten. Deutschland gehört zu ihrem Hauptareal, hier liegt ihr Schwerpunkt in Norddeutschland und den Mittelgebirgen. In allen anderen Teilen Deutschlands ist sie sehr selten. Sie mag mäßig trockene bis steinige Standorte, die sonnig und kalkreich sind. Auch ausgefallene Standorte sind für die Lederblättrige Rose von Interesse, in Berlin wächst sie z.B. auf Dächern von Langsamsandfiltern zweier Wasserwerke. Insgesamt sind mittlerweile drei Vorkommen der Lederblättrigen Rose in Berlin bekannt. Bau- und Pflegemaßnahmen gefährden häufig diese Zielart mit sehr hoher Schutzpriorität. Sie wird eben oft nicht richtig erkannt. Auch die Sukzession auf einem Ruderalstandort kann durch die Zunahme von beschattenden Gehölzen eine existenzielle Gefahr für die lichtbedürftige Rose darstellen. Aus diesen Gründen behalten wir die Berliner Bestände im Auge und überprüfen sie regelmäßig.
Auch wenn sich die Arten nicht gleich unterscheiden lassen: Alle Wildrosenarten erfreuen bei Winterspaziergängen mit roten Hagebutten! Genießen wir den Anblick in der sonst weniger farbenreichen Wintersaison.
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