Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Juni 2022

Kleines Mädesüß Filipendula vulgaris MOENCH

Wer vom Mädesüß hört, erinnert sich vermutlich sofort an den süßlichen Duft der Blüten. Besonders intensiv wird der charakteristische Geruch auf frisch gemähten Wiesen. Dass in Deutschland aber eigentlich zwei unterschiedliche Arten vom Mädesüß vorkommen, wissen nur wenige: das intensiv duftende Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) und das dezenter duftende Kleine Mädesüß (Filipendula vulgaris). Beide Arten sind ausdauernde Staudenpflanzen. Im Gegensatz zum sehr häufigen Echten Mädesüß ist das Kleine Mädesüß in Deutschland nur mäßig häufig und gilt als gefährdet. In Berlin und Brandenburg sind seine Vorkommen mittlerweile sogar stark gefährdet.

Am liebsten trocken und sonnig 

Das Kleine Mädesüß lässt sich an den tief eingeschnitten Fiederblättchen und einer Wuchshöhe von nur 30 cm bis 60 cm gut vom deutlich größeren Echten Mädesüß unterscheiden. Außerdem kommt das Kleine Mädesüß vor allem auf nährstoffarmen Trocken- und Magerrasen oder in lichtdurchfluteten Eichen- und Kiefernwäldern und deren Säumen vor. Gelegentlich findet man das Kleine Mädesüß auch aus Kultur verwildert auf Berliner Friedhöfen. Das Echte Mädesüß wächst dagegen auf deutlich feuchteren Standorten, beispielweise auf nassen Wiesen oder an Ufergebüschen.

Die Blüten vom Mädesüß haben es in sich

Zwischen Juni und August blüht das Kleine Mädesüß und bildet eine Vielzahl kleiner weißer Blüten, die außen oft rötlich überlaufen sind. Der süßliche Duft lockt Insekten, wie Bienen, Käfer und Fliegen, an, die es auf den reichhaltigen Pollen abgesehen haben.

Als Heilpflanze wurde das Mädesüß schon bei den Kelten hochgeschätzt. Denn die ätherischen Öle in der Blüte wirken schmerzstillend und fiebersenkend. Aber auch in der Küche werden die Blüten bis heute häufig zum Süßen und Würzen von Speisen und Getränken verwendet, einst auch für den Honigwein Met.

Weit gekommen 

Das Kleine Mädesüß besiedelt ein ausgedehntes Areal von Europa bis nach Westsibirien. Im Süden verläuft das geschlossene Verbreitungsgebiet von Spanien entlang des Mittelmeers bis zur Türkei und reicht weiter bis nach Kasachstan, im Norden von England über Südschweden bis ins Baltikum. Daneben gibt es Vorposten in Irland, Schottland und Skandinavien sowie in Nordafrika. In Nordamerika und Neuseeland hat sich die Art mittlerweile als Neophyt etabliert. In Deutschland kommt das Kleine Mädesüß zerstreut vor. Schwerpunkte liegen beispielsweise im Alpenvorland, auf der Schwäbischen Alb und im Rhein-Main-Gebiet sowie in Mitteldeutschland, in Mittelbrandenburg und entlang des Unteren Odertals in Brandenburg. Dagegen fehlt die Art in Nordwestdeutschland weitestgehend.

Offenes Land gesucht 

Seit Mitte des 20. Jh. wird das Kleine Mädesüß immer seltener, da sich seine Lebensräume stark verändert haben. Insbesondere die ärmeren Standorte werden durch Einträge von Stickoxiden aus dem Straßen- und Luftverkehr sowie durch die Landwirtschaft stark verändert. Durch das höhere Nährstoffangebot im Boden werden höher- und schnellwüchsige Pflanzen, wie Landreitgras oder Kanadische Goldrute, gefördert. Bei fehlender Pflege der Offenlandlebensräume wachsen nach und nach Gebüsche und Gehölze auf, die die lichtliebende Art weiter beschatten. Werden die verbliebenen Pflanzen des Kleinen Mädesüß zu stark beschattet, bilden sie keine Blüten mehr aus. Dann vermehrt sich die Art nur noch vegetativ mit Rhizomen und bildet identische Klone.

Um den offenen Charakter der Trockenbiotope und den typischen Artenreichtum zu erhalten, sollten die Wiesen ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden und die überschüssige Biomasse allmählich abgetragen werden. In Randbereichen von Wäldern und Säumen können unterstützend Gebüsche und nicht heimische Gehölzarten entfernt werden. In einigen Fällen können Trockenrasen auch durch eine sehr extensive und kurzzeitige Schafbeweidung offengehalten werden. Das zahlt sich gleich doppelt aus, denn die Samen des Kleinen Mädesüß besitzen kleine Haken, die besonders gut an der Schafwolle haften, wodurch sie verbreitet werden.

Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen das Kleine Mädesüß entdecken, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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