Pflanze des Monats November 2017
Kleines Flohkraut Pulicaria vulgaris
Klein, aber oho! Das Kleine Flohkraut hat ebenso wie sein großer Bruder, das Große Flohkraut, seine ganz eigene Stärke: Einen Duft, der Flöhe vertreiben soll. Bis vor einigen Jahrzehnten zählten lästige Menschenflöhe auch hierzulande noch zum Alltag vieler Menschen. Umso begehrter waren Mittelchen, die hier Abhilfe versprachen. Noch heute wird das Kraut bei Kleintieren gegen Zecken- und Flohbefall verwendet. Ihr Nutzen als Flohrepellent hat den Flohkräutern ihren Namen gegeben. Auch der wissenschaftliche Gattungsname Pulicaria leitet sich vom lateinischen „pulex“ für „Floh“ ab. Leider besteht die Gefahr, dass das Kleine Flohkraut ausstirbt. Heute ist die Art in Deutschland fast nur noch in den großen Stromtälern von Oder, Elbe, Weser und Rhein zu finden. In den Flussauen besiedelt sie Ufer und Schlammflächen sowie feuchtnasse Wiesen und Weiden. In Folge von Flussregulierungen, Entwässerung und Versiegelung verringert sich die Zahl geeigneter Lebensräume weiterhin fortlaufend. Früher war das Kleine Flohkraut auch außerhalb der Flussauen regelmäßig in der Kulturlandschaft anzutreffen. Extensive Landnutzungen bescherten ihm einst ideale Standorte, wie z. B. Gänseanger und Schweineweiden. Mit dem Verschwinden dieser Nutzungen sind auch die für das Flohkraut geeigneten Standorte heute äußerst selten geworden. Ideale Wuchsorte sind offene Bodenstellen bzw. Bodenverwundungen an feuchten Standorten, die z. B. durch Tritt von Weidetieren an Ufern von Kleingewässern entstehen können. Nur dort kann sich die einjährige konkurrenzschwache, aber stresstolerante Pflanzenart gegen konkurrierende Pflanzen durchsetzen.
Diese Vorlieben und Lebensraumveränderungen des Kleinen Flohkrautes können an der Entwicklung des Berliner Bestandes gut nachvollzogen werden. Im 19. Jahrhundert wurde die Art zerstreut in Berlin an Ufern, feuchten Triften, Wiesen und Wegen gefunden, u. a. in Spandau, Tegel, Reinickendorf, Malchow, Schmargendorf und Mariendorf sowie an der Spree. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Art kaum noch in Berlin zu finden. Die zunächst letzten Nachweise gelangen Anfang der 1960er Jahre in Lichtenrade, danach galt die Art über mehrere Jahrzehnte in Berlin als verschollen.
Erst im Sommer 2013 wurde das Kleine Flohkraut bei einer Suchexkursion der Koordinierungsstelle Florenschutz und des Botanischen Vereins von Berlin und Brandenburg an neu angelegten Kleingewässern innerhalb des Landschaftsparks Rudow-Altglienicke wiedergefunden. Seitdem ist es eine Zielart des Florenschutzes mit hoher Schutzpriorität. Während 2013 auf den offenen, wechselnassen Pionierstandorten dichte Massenbestände mit über 1.000 Exemplaren vorgefunden wurden, konnten bei einer Überprüfung 2015 nur noch maximal 100 Exemplare bestätigt werden. Durch fortschreitende Sukzession breiteten sich konkurrenzstarke Gräser, wie Schilf und Rohrkolben, aus. Zudem waren 2015 aufgrund relativ hoher Wasserstände in den Kleingewässern kaum offene Schlammflächen vorhanden, zu Ungunsten des Kleinen Flohkrautes.
Um den offenen Charakter und die Schlammstellen der seichten Gewässerlandschaft im Landschaftspark Rudow-Altglienicke zu erhalten, weiden hier seit 2014 im Sommerhalbjahr Wasserbüffel. Über diese Pflege der Pfuhle freut sich nicht nur das Kleine Flohkraut, sondern auch alle anderen pflanzlichen und tierischen Bewohner offener Flachwasserbereiche, Schlammfluren und Zwergbinsen-Gesellschaften.
Sollten Sie eines der seltenen Exemplare entdecken, schicken Sie uns bitte eine E-Mail – am besten mit einem Fotobeleg. Vielen Dank!
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