Pflanze des Monats September 2018
Kartäuser-Nelke Dianthus carthusianorum
Ende des 19. Jahrhunderts ging man davon aus, dass die Kartäuser-Nelke nach den beiden Botanikern Johann Friedrich Cartheuser und Friedrich August Cartheuser (Vater und Sohn) benannt wurde. Deshalb ist auch die Schreibweise Karthäuser-Nelke zu finden. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts stellte sich heraus, dass der Name Kartäuser-Nelke schon 100 Jahre, bevor die beiden Botaniker lebten, gebräuchlich war. Da Nelken beliebte Pflanzen in Klostergärten waren, geht der Name höchstwahrscheinlich auf den Orden der Kartäuser zurück. Während ihre grasartigen Blätter sehr unauffällig sind, zieht sie mit ihren pinkfarbenen Blüten von Juni bis September alle Blicke auf sich. Die Wiesenart benötigt viel Licht, aber nur wenig Wasser und Nährstoffe. Dementsprechend findet man sie in Mager- und Trockenrasen, aber auch an Dammböschungen und Waldrändern. Ihr geschlossenes Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenäen über große Teile Frankreichs und Mitteleuropas bis nach Süditalien, auf den westlichen und mittleren Balkan, nach Weißrussland und Rumänien. In Deutschland ist sie überwiegend in der südlichen und östlichen Hälfte vertreten, in Nordwestdeutschland hingegen nur vereinzelt zu finden.
In puncto Vermehrung ist die Kartäuser-Nelke auf Schmetterlinge angewiesen, da diese den Großteil der Bestäubungsarbeit leisten. Nur der Saugrüssel der Schmetterlinge ist lang genug, um den Nektar am Ende der langen Blütenröhren zu erreichen. Außerdem ist sie eine wichtige Raupenfutterpflanze für eine Reihe heimischer Falterarten, die neben der Kartäuser-Nelke nur wenige andere Futterpflanzen haben.
Als Wildpflanze ist die Kartäuser-Nelke selten geworden, in den meisten deutschen Bundesländern sogar gefährdet. In und außerhalb von Gärten wurden in den letzten Jahrzehnten Kartäuser-Nelken mit Saatgutmischungen ausgebracht. Allerdings werden viele dieser Mischungen ohne gesicherten Herkunftsnachweis verkauft, sodass nicht erkennbar ist, ob Kulturpflanzen in den Mischungen verwendet wurden und wo die Pflanzen ursprünglich herkommen. Vor allem im internationalen Handel wird gerne auf Saatgut zurückgegriffen, das in anderen Regionen, Ländern oder sogar auf anderen Kontinenten preisgünstig produziert wird. Um ihre Robustheit und Anpassung an die regionalen Standortverhältnisse zu bewahren, sollte die Vermischung der verbliebenen Wildpflanzenbestände mit Zucht- oder Kulturformen sowie Saatgut aus anderen Herkunftsregionen vermieden werden. Sonst würden die über viele Generationen erworbenen genetischen Anpassungen durch eine züchterische Auslese ersetzt und eingeengt. Wildpflanzen benötigen keine vergrößerte Blütenpracht, sondern einen regional angepassten und dennoch breit gefächerten Genpool, um für Krankheiten, Trockenstress und sonstige Schwierigkeiten in der freien Wildbahn gewappnet zu sein.
Außerdem scheint die Auswahl speziell großer und besonders attraktiver Pflanzen zur Saatgutgewinnung zu Verwechslungen mit ähnlichen Arten zu führen. Die Große Nelke, Dianthus giganteus, sieht zum Beispiel wie eine übergroße Kartäuser-Nelke mit ungewöhnlich vielen Blüten aus. Sie ist ein aus Südosteuropa stammender Neophyt, der mit Saatgutmischungen z. T. gemeinsam mit der Kartäuser-Nelke ausgebracht wurde und inzwischen in Berlin verwildert. Sie steht im Verdacht, konkurrenzstärker als die heimische Kartäuser-Nelke zu sein und ihr durch Einkreuzung auf lange Sicht Probleme bereiten zu können.
Durch die Verwendung von Saatgut aus regional gesicherter Herkunft können Ansaaten fremder Wild- oder Unterarten, Züchtungen oder Kulturformen vermieden werden. Achten Sie deshalb grundsätzlich auf zertifiziertes Saatgut einheimischer Arten aus regionaler Herkunft! Herkunftsregionen für Berlin sind „Ostdeutsches Tiefland“ und „Uckermark mit Odertal“. Nähere Informationen hierzu finden Sie in der Broschüre „Pflanzen für Berlin – Verwendung gebietseigener Herkünfte“ auf den Webseiten der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz.