Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Mai 2015

Helm-Knabenkraut Orchis militaris L.

Nobody is perfect! Mag sein. Manche Geschöpfe sind aber nah dran. Wie z.B. das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), das 1753 im Zuge seiner wissenschaftlichen Erstbeschreibung durch Carl von Linné zugleich als Typus-Art für die Gattung Orchis und die gesamte Familie der Orchideen ausgewählt wurde. Die Art fasziniert mit der makellosen Schönheit ihrer weiß-violetten Blüten, die sich von Mai bis Juni für Hummeln und Wildbienen öffnen. Die Blüten ähneln von vorn betrachtet kleinen behelmten Soldaten, was der Art ihren lateinischen Artnamen „militaris“, von lat. miles = Soldat, beschert hat. Das Helm-Knabenkraut hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in den wärmebegünstigten Regionen der gemäßigten Zone Europas und Asiens. Es erreicht in Deutschland die Nordwestgrenze seines Areals und ist vor allem in Ostdeutschland sehr selten geworden. Bevorzugter Lebensraum sind kalkhaltige Halbtrockenrasen, wechseltrockene moorige Wiesen und Trockenwaldsäume. Die extensive Nutzung dieser nicht sehr produktiven Standorte wurde in den letzten Jahrzehnten häufig aufgegeben, worauf sehr schnell eine Verbuschung und Wiederbewaldung einsetzte. Weitere Standorte gingen durch Aufforstung, intensive Beweidung oder häufige Mahd verloren.

In Berlin kommt das Helm-Knabenkraut nur noch im Norden mit sehr kleinen Beständen vor. Diese sind durch Wildschweine gefährdet, die in Wiesenlandschaften gezielt nach Orchideenknollen suchen, sich diese schmecken lassen und so ganze Bestände vernichten können. Auch Rehe fressen gern die ebenso exklusiven Orchideenblütenstände ab. Eine ähnliche Wirkung wie Wildschweine haben „Blumenfreunde“, die die deutschlandweit besonders geschützte Art ausgraben, um damit ihren Garten zu verschönern. Das ist verboten und führt zur Ausrottung der letzten Berliner Vorkommen!

Grundsätzlich bietet eine vielfältig gestaltete, extensiv genutzte Kulturlandschaft mit artenreichen  Wiesen und Säumen Tieren ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Somit werden Wildtiere vom Standort der Orchidee abgelenkt und die Art hat größere Chancen, erfolgreich zu blühen und Samen auszubilden. Extensiv genutzte Wiesen in der Umgebung bieten dem Helm-Knabenkraut zudem die Möglichkeit, neue Populationen zu gründen, denn jeder Blütenstand bildet tausende staubfeiner Samen aus, die vom Wind kilometerweit verweht werden. Letztlich müssen jedoch mehrere günstige Umstände zusammentreffen, damit es zu einer Ansiedlung kommt: die Samen benötigen zur Keimung und Entwicklung geeignete Standorte, passende Mykorrhiza-Pilze im Boden und günstige Witterungsverhältnisse.

Helfen Sie mit, das Helm-Knabenkraut in Berlin zu erhalten. Lassen Sie die Art bei einem Fund bitte stehen und melden Sie uns Ihre Entdeckung per E-Mail – am besten mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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