Pflanze des Monats Februar 2020
Haar-Ginster Genista pilosa
Sein Name ist Programm. Sowohl die fachlich korrekte Bezeichnung Haar-Ginster, als auch die gemeinhin üblichen Namen Heide- und Sandginster weisen auf seine typischen Eigenschaften hin: Er ist silbrig behaart, mag es gerne warm und sonnig und hat mit kargen Böden kein Problem.
Der 15 bis 30 Zentimeter kleine Zwergstrauch wächst niederliegend mit aufsteigenden Zweigen. Seine ginstertypischen, leuchtend gelben Schmetterlingsblüten blühen zwischen Mai und Juni. Im Unterschied zu den meisten Ginsterarten hat er auf den Außenseiten, Samenhülsen und Blattunterseiten die namensgebenden, seidenen Härchen.
Die Blätter des Haar-Ginsters überwintern grün. Ihre besonders tiefliegenden Spaltöffnungen ermöglichen es, den Wasserverlust durch Transpiration während des Gasaustausches zu senken. So übersteht er die Sommerdürre an seinen bevorzugten Standorten. Er gilt als Zeigerpflanze für versauerte Böden und kann mit ausgesprochener Stickstoffarmut umgehen. So stellen karge Böden und selbst Felsgestein kein Problem dar. Meist wächst er gesellig in kalkarmen, eher trockenen, lichten Wäldern, an Wald- und Wegrändern, in Heiden und an Felshängen.
Das Hauptareal der Art reicht unter Aussparung großer Teile der Schweiz von den Pyrenäen über Mitteleuropa bis Dänemark, Westpolen, Ungarn, dem westlichen Balkan bis nach Norditalien. Einzelne Vorposten existieren in Nordspanien, Großbritannien, Südschweden, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien.
Deutschland liegt im Zentrum des kleinen, nur auf Europa beschränkten Verbreitungsgebiets und hat deshalb eine hohe Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung des Haar-Ginsters. In Berlin hat er eine sehr hohe Schutzpriorität, obwohl er hier noch nicht vom Aussterben bedroht ist.
Insgesamt ist der Haar-Ginster in Deutschland mäßig häufig verbreitet. Ausgenommen sind die Ostseeküste, große Bereiche Bayerns, Sachsens, Hessens und Thüringens, wo er gar nicht oder nur vereinzelt zu finden ist. Im gesamten Verbreitungsgebiet hat er seit Mitte des 20. Jahrhundert und verstärkt seit den 1980er Jahren zahlreiche Vorkommen verloren. Die Gründe liegen z.B. in der zunehmenden Nährstoffanreicherung der Böden durch Stickstoffeinträge aus Verkehr und Tierhaltung sowie in Beeinträchtigungen durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Außerdem fördern wild abgelegte Gartenabfälle die Zunahme expansiver Laubgehölze und anderer konkurrenzstarker Arten. Durch die resultierende Verschattung und das Zuwachsen von Freiflächen werden licht- und wärmebedürftige Arten wie der Haar-Ginster verdrängt.
Maßnahmen zum Erhalt der Art bestehen im Offenhalten lichter Flächen, der Auflichtung von Wäldern und Waldsäumen, der extensiven Beweidung oder gelegentlichen Mahd unter Aussparung der Ginster-Pflanzen. Um die Keimbedingungen zu verbessern und die natürliche Verjüngung zu erleichtern, können offene Bodenstellen geschaffen werden.
Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen den Haar-Ginster finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!