Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats November 2025

Graugrüne Rose Rosa dumalis BECHST.

Meist stellen wir in dieser Reihe unscheinbare, krautige Pflanzen vor – klein und zart und, wenn nicht eben in Blüte, leicht zu übersehen. Doch auch große Sträucher können wahre Raritäten sein. So auch die Graugrüne Rose Rosa dumalis – wo sie noch vorkommt, wächst sie als gedrungener, reich verzweigter Strauch von 1 bis 2 Metern Höhe und zieht doch kaum Blicke auf sich. Ein leiser Beweis dafür, dass Größe nicht immer Aufmerksamkeit bedeutet.

Nicht alle Rosen duften in Gärten – manche gehören in offene Landschaften

Am wohlsten fühlt die Graugrüne Rose sich dort, wo Sonne und Trockenheit zusammentreffen – auf mageren Trockenrasen, deren Säumen, in Hecken oder lichten Wäldern. Sie ist eine echte Kalkliebhaberin, meidet hingegen saure und nährstoffreiche Standorte. Im Siedlungsraum können auch alte Bahnbrachen mit Schotter und steinigem Untergrund wichtige Refugien für die Art sein.

Wie alle Wildrosen ist auch Rosa dumalis ökologisch besonders wertvoll: Ihre Blüten bieten zwischen Juni und Juli zahlreichen Bestäubern wie Wildbienen, Käfern und Fliegen reichlich Pollen – anders als bei vielen Gartenrosen, die sterile, gefüllte Blüten tragen. Die im Herbst reifenden Hagebutten der Wildrosen dienen Vögeln und Kleinsäugern als wichtige Nahrungsquelle.

Schwer zu erkennen

Charakteristisch sind ihre gefiederten Blätter mit fünf bis sieben Fiederblättchen, die an jungen Trieben oft bläulichgrün bis graugrün, wie bereift, erscheinen. Die Blattspindel ist fein drüsig und oft mit winzigen Stacheln besetzt. Auch die doppelt gesägten Blättchen tragen entlang des Mittelnervs unterseits gelegentlich kleine Drüsen.

Zur Blütezeit fallen die kräftig rosa gefärbten Kronblätter der Blüte mit unzähligen goldgelben Staubbeuteln auf. Im Zentrum sitzt der sogenannte Griffelkanal – eine kleine, röhrenförmige Öffnung von etwa 1,5 bis 2 Millimetern Durchmesser, in der die Griffel münden. An der Spitze eines jeden Griffels befindet sich das Narbenköpfchen, das wie ein hutförmiges, fein wolliges Polster aussieht – gut zu erkennen, wenn man die Blüte von oben betrachtet.

Zur Fruchtreife, also bei beginnender Rötung der Hagebutten, zeigen sich weitere Bestimmungsmerkmale: Die Kelchblätter bleiben meist aufgerichtet und haften bis in den Winter an der Frucht. Die Fruchtstiele sind deutlich kürzer als die Hagebutten und werden häufig von Hochblättern verdeckt. Diese Kombination der Merkmale ist entscheidend, um die Art sicher von sehr ähnlichen Wildrosen wie der Hunds-Rose zu unterscheiden.

Eine echte Europäerin

Rosa dumalis ist eine in Europa heimische Art, deren Hauptverbreitungsgebiet sich von Portugal und Nordspanien über weite Teile Westeuropas, Mittel- und Osteuropas bis nach Südskandinavien, Süditalien, Albanien und die Wolgaregion in Russland erstreckt. Daneben gibt es vereinzelte Vorkommen auf Island, den Britischen Inseln, in Südfinnland, Nordnorwegen, auf Sizilien, in Südrussland sowie im Kaukasus.

In Deutschland erreicht Rosa dumalis die Nordwestgrenze ihres zusammenhängenden Verbreitungsgebiets und kommt vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sowie in den Mittelgebirgen wie Oberlausitzer Bergland, Erzgebirge, Thüringer Wald, Rhön, Franken und Schwarzwald vor. Außerhalb der höheren Lagen fehlen größere Vorkommen in West- und Südwestdeutschland, wo nur einzelne kleine Verbreitungsinseln existieren, etwa im Hunsrück, im Pfälzer Bergland, in der Eifel und im Sauerland. In Nordostdeutschland außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns tritt die Art nur selten auf, mit vereinzelten Fundorten in der Uckermark, Prignitz, im Landkreis Märkisch-Oderland sowie in Berlin und Umgebung.

Bedrohung durch Lebensraumverlust und Sukzession

In Berlin ist die Graugrüne Rose äußerst selten und vom Aussterben bedroht, in Brandenburg stark gefährdet. Ihre bekannten Vorkommen liegen überwiegend in Berliner Schutzgebieten, wie dem NSG Biesenhorster Sand oder dem NSG Wilhelmshagen-Woltersdorfer-Dünenzug. Außerhalb von Schutzgebieten ist die Graugrüne Rose vor allem durch Umwandlung von Brachen für Bauprojekte, Verkehr oder Gleisanlagen gefährdet. Weitere Gefährdungsursachen ergeben sich durch natürliche Sukzession, bei der Gehölze – sowohl einheimische Arten wie Eichen und Espen, als auch Neophyten – die Standorte beschatten, sowie durch die Ausbreitung von expansiven Ruderalpflanzen.

Um die Art an ihren Wuchsorten zu erhalten, sind Maßnahmen wie die Pflege offener Flächen, gezielte Gehölzentnahme, eine kontrollierte Mahd sowie die Vermeidung intensiver Beweidung sinnvoll. Bei Beweidungsprojekten kann die Wildrose zusätzlich durch Einzäunung geschützt werden.

Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen entlang Berliner Brachen und anderen Offenflächen eine solche Wildrose finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung über das Artenfinderportal mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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