Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Februar 2022

Gemeines Katzenpfötchen Antennaria dioica (L.) GAERTN.

Im Volksglauben soll ein getrockneter Strauß des Gemeinen Katzenpfötchens vor Unfällen und Blitzeinschlägen schützen. Dazu wurde er von Almhirten am Hut getragen oder als Kranz an der eigenen Haustür aufgehängt. Inzwischen ist der kleine Vertreter aus der Familie der Korbblütler selbst auf Schutz angewiesen.

Wie erkennt man den kleinen Talisman?

Seinen Namen erhielt das Gemeine Katzenpfötchen aufgrund seiner weichen Behaarung. Zwischen Mai und Juni fällt bei genauer Betrachtung der dicht stehenden Blütenköpfe auf, dass sie einander nicht immer gleichen. Denn das Gemeine Katzenpfötchen ist zweihäusig. Das heißt, es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Die weiblichen Pflanzen erkennt man dann gut an den rosa oder rot gefärbten Hüllblättern, wohingegen die der männlichen Pflanzen meist weiß sind. Dadurch lässt sich die nur 7 bis 20 cm kleine Art auch gut von der gelb- und erst ab Juli blühenden Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) unterscheiden, die mancherorts ebenfalls als Katzenpfötchen bezeichnet wird, was in der Vergangenheit bereits zu Verwirrung und Fehlmeldungen geführt hat.

Im Flachland wird die Art immer seltener

Das Verbreitungsgebiet des Gemeinen Katzenpfötchens erstreckt sich wie ein breites Band im nordisch-euroasiatischem Raum der gemäßigten und borealen Zone vom Atlantik bis zum Pazifik. Vereinzelt kommt die Art mittlerweile auch in Nordamerika als Neophyt vor. In Deutschland konzentrieren sich die Vorkommen in den Mittelgebirgen. In der Tiefebene und in Norddeutschland kommt die Art nur noch sehr selten vor. Inzwischen wurde das Gemeine Katzenpfötchen bundesweit unter Schutz gestellt, da seine Vorkommen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind. In Brandenburg ist die Art bereits vom Aussterben bedroht. Das letzte Berliner Vorkommen im Bezirk Treptow-Köpenick gilt bereits seit 2005 als erloschen.

Nährstoffeinträge verändern den Lebensraum des Gemeinen Katzenpfötchens

Die Ursachen für den dramatischen Rückgang der Art liegen vorwiegend in dem Verlust und der Veränderung seines natürlichen Lebensraums. Denn das Gemeine Katzenpfötchen ist auf besonders nährstoffarme, kalkarme und überwiegend trockene Bodenverhältnisse angewiesen, wie sie in vielen Magerrasen, Heiden und lichten Kiefernwäldern überwiegen. Diese mageren Standorte gehen jedoch aufgrund von Stickoxideinträgen aus der Luft und durch Düngereinträge immer mehr verloren. Durch die zusätzlichen Nährstoffe in der Landschaft werden Gräser und andere höherwüchsige Pflanzen gefördert, die konkurrenzschwache Arten, wie das Gemeine Katzenpfötchen, zunehmend überschatten und verdrängen. Auch das Aufwachsen von neophytischen Gehölzen in lichten Waldbeständen, z.B. von Spätblühender Traubenkirsche und Robinie, lassen die lichtbedürftigen Bewohner der Krautschicht regelrecht im Dunkeln stehen.

Besteht Hoffnung für das Katzenpfötchen in Berlin?

Durch regelmäßige Pflegemaßnahmen oder extensive Beweidung können solche Habitate aufgelichtet und langfristig offengehalten werden, womit die Wuchsbedingungen für eine Vielzahl selten gewordener Pflanzenarten verbessert werden. Eine Wiederansiedlung mit Pflanzen des Gemeinen Katzenpfötchens aus dem Brandenburger Umland stellt eine weitere Möglichkeit dar, die überregionalen Vorkommen des gefährdeten Katzenpfötchens zu fördern. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass immer weibliche und männliche Exemplare zusammen ausgepflanzt werden. Andernfalls setzt das ausdauernde Gemeine Katzenpfötchen auf die Vermehrung durch oberirdische Ausläufer, die ausschließlich identische Klone bilden. Derartige Wiederansiedlungsmaßnahmen müssen aber sehr sorgfältig geplant und mit den verschiedenen Naturschutzbehörden abgestimmt werden.

Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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