Pflanze des Monats Juli 2025
Gemeiner Wasserhahnenfuß Ranunculus aquatilis
Sommer, Sonne, (Bade)See: Wenn sich im Hochsommer das Leben ans Wasser verlagert, trifft man dort nicht nur auf Menschen. Auch der Gemeine Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis) ist ein echter Wasserliebhaber – er ist heute jedoch ein seltener Gast geworden. Während die Badegäste an den überfüllten Badestellen planschen, fühlt sich der Wasserhahnenfuß vor allem an ruhigeren Gewässern wie Teichen, Gräben und Tümpeln fernab vom Trubel wohl.
Kein Blatt gleicht dem anderen
Der Gemeine Wasserhahnenfuß ist eine einjährige bis ausdauernde Wasserpflanze und kann mit bis zu zwei Metern eine beachtliche Länge unter Wasser erreichen. Von Mai bis September schmückt er sich mit kleinen, weißen Blüten, die in der Mitte sonnengelb leuchten. Die auffällige Blütenfärbung und deren kreisrunde Nektargruben an den Kronblättern locken Insekten zur Bestäubung an. Der Wasserhahnenfuß kann sich aber auch über abgebrochene Pflanzenteile und sogenannte Brutblätter vegetativ vermehren.
Äußerlich zeigt sich Ranunculus aquatilis äußerst wandelbar. Seine Form passt sich den Bedingungen an – mal mit tief gezähnten und nierenförmigen Schwimmblättern an der Wasseroberfläche, mal mit langen, haarfein zerteilten untergetauchten Blättern. Wenn die Pflanze ganz trockenfällt, kann sie, solange der Schlammboden feucht bleibt, sogar zeitweise zu einer niedrigwüchsigen Landform mit ungefiederten Blättern wechseln. Dieses Talent, sein Äußeres zu verändern, macht die Art zwar ökologisch anpassungsfähig an wechselnde Wasserstände, aber auch in der Bestimmung besonders knifflig.
Zwei weitere Hahnenfuß-Arten, der Haarblättrige Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus) und der Schild-Wasserhahnenfuß (Ranunculus peltatus), sind dem Gewöhnlichen Wasserhahnenfuß so ähnlich, dass sie in den meisten Fällen als Wasserhahnenfuß-Artengruppe (Ranunculus aquatilis agg.) angesprochen werden. Nur wenige Geübte sind in der Lage, die Arten zweifelsfrei zu bestimmen, da sich bei den verschiedenen Blatttypen zusätzlich auch Übergangsformen zwischen den Merkmalen ausbilden können. Fehlen beispielsweise die Schwimmblätter, sind die Pflanzen kaum von den anderen beiden Arten zu unterscheiden.
Ruhige, sonnige Lage – aber nass!
Der Gemeine Wasserhahnenfuß ist eine Lichtpflanze, die stehende oder langsam fließende Gewässer bevorzugt: Gräben, Tümpel, Teiche oder flache Seebereiche. Besonders wohl fühlt er sich in meso- bis eutrophen, also mäßig bis stark nährstoffhaltigen, aber nicht überdüngten Gewässern und wächst in Wassertiefen bis zu 1,5 Metern. In Berlin und Brandenburg findet man ihn typischerweise in Kleingewässern der Offenlandschaft, oft begleitet von Röhrichtarten oder in Ufergesellschaften. Allerdings reagiert er empfindlich auf Änderungen seines Lebensraums – zu viel Beschattung, Überdüngung oder starke Eingriffe in die Gewässerstruktur setzen ihm zu.
Das Hauptverbreitungsgebiet von Ranunculus aquatilis liegt in Zentral- bis Westeuropa, einschließlich der britischen Inseln (und Irland). Das geschlossene Areal erstreckt sich von den Pyrenäen bis Süditalien und im Norden bis Südschweden und nahezu entlang der gesamten Ostseeküste. Es gibt weitere isolierte Vorkommen in Osteuropa, dem Balkan, Portugal und auf einigen Mittelmeerinseln. Darüber hinaus kommt die Art auch auf der Nordhalbkugel beispielweise in Nordamerika, China und Japan sowie in Sibirien vor.
In Deutschland ist die Art prinzipiell in allen Bundesländern vertreten, mit Häufung im Norden in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie entlang großer Flüsse wie Rhein und Elbe. In den übrigen Bundesländern ist die Art sehr selten und kommt vermehrt in kleineren Gebieten in Franken, im Erzgebirge und im Ruhrgebiet vor. Doch: Die genaue Verbreitung ist vielerorts unklar – zu oft wurde (und wird) sie mit ähnlichen Hahnenfußarten verwechselt. Historische Vorkommen lassen sich heute daher nur noch durch Pflanzenbelege eindeutig zuordnen.
Pflege mit Fingerspitzengefühl
Hinzu kommt, dass der Gemeine Wasserhahnenfuß in Berlin vom Aussterben bedroht ist und nur noch sehr selten zu finden ist. Die Ursachen sind vielfältig: Entwässerung, intensive Gewässerpflege, Einsetzen von Fischen, die Wasserpflanzen fressen, oder das Zuwachsen der Teiche mit Schilf und Gehölzen. Durch Sohlschwellen, Verrohrungen oder wiederholte Entschlammungen gehen Samenreserven verloren – und mit ihnen die Chance auf Wiederbesiedlung.
Damit der Wasserhahnenfuß auch in Zukunft noch in Berliner Gewässern blühen kann, braucht es gezielte Maßnahmen: Das Zurückschneiden von Gehölzen zur Reduzierung von Beschattung, eine schonende Mahd konkurrenzstarker Arten wie Schilf – und neue Lebensräume. Denkbar ist auch, Exemplare in geeignete Gräben umzusetzen oder Kleingewässer in Beweidungsflächen einzubeziehen. So können Tiere die Samen verbreiten – eine Art Klett-Taxi für Wasserpflanzen.
Der Gemeine Wasserhahnenfuß zeigt, wie vielfältig, anpassungsfähig – und verletzlich – unsere Wasserwelten sind. Wer an heißen Julitagen im See badet, kann sich also freuen, wenn er zwischen Zehen und Schwimmring auf ein paar gefiederte Blätter stößt. Vielleicht ist es ja Ranunculus aquatilis.
Sollten Sie bei Ausflügen zum See oder entlang von Gräben und Gewässern in Berlin eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung über das Artenfinderportal mit Fotobeleg. Vielen Dank!
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