Pflanze des Monats April 2022
Fieberklee Menyanthes trifoliata
Der Frühling ist da! Die Tage werden wieder länger, die Sonnenstrahlen gewinnen an Kraft und die Temperaturen klettern langsam aber sicher nach oben. Das bringt den Fieberklee in die Startposition für seinen großen Auftritt.
Zwischen April und Juni zeigt sich uns die Sumpfpflanze mit den bis zu 20 unverkennbaren Einzelblüten von ihrer schönsten Seite. Die strahlend reinweißen, seltener rosa überlaufenen Blüten mit ihren langen, fransigen Haaren auf der Oberseite erinnern dann an flauschige Wölkchen. Zwischendrin ragen violett gefärbte Staubbeutel mit orangefarbenen Pollenkörnern aus der plüschigen Blüte und setzen dezente Farbtupfer.
Malerisch aussehende Blüten locken tierische Besucher an
An den verborgenen Nektar gelangen aber nur größere Insekten wie Bienen und Hummeln. Doch auch andere Teile der Pflanze stehen bei der Insektenwelt auf dem Speiseplan. So ernährt sich die Schmetterlingsraupe des in Berlin stark gefährdeten Nesselbärs (Spilosoma urticae) mit Vorliebe von den Blättern des Fieberklees.
Wie sein Name erahnen lässt, erinnern die dreiteiligen Blätter des Fieberklees an Kleeblätter. Sie sind aber deutlich größer als die der Schmetterlingsblütler. Miteinander verwandt sind sie auch nicht, denn der bis zu 30 cm große Fieberklee bildet eine eigenständige Gattung innerhalb der Fieberkleegewächse.
Mehr Kraft als die zarte Blüte erahnen lässt
Erst unter der Oberfläche wird das dichte Wurzelgeflecht mit dicken und bis zu zwei Meter langen Rhizomen erkennbar, mit denen sich der Fieberklee fest im Untergrund verankert. Auf diese Weise kann sich die Pflanze sogar vom Ufer aus bis in Gewässer hinein ausbreiten. Damit die grünen Teile der Pflanze nicht untergehen, sorgen die hohlen und mit Luft gefüllten Blätter und Stängel für den nötigen Auftrieb.
Die ausdauernde Art ist ausgezeichnet an nasse Bedingungen angepasst, wie sie in Feuchtwiesen, Mooren, lichten Erlenbrüchen und am Rand stehender Gewässer oder Gräben herrschen. Besonders wohl fühlt sich der Fieberklee bei offenen und nährstoffarmen Verhältnissen, meidet hingegen kalkhaltige Böden.
Auch in der Pflanzenheilkunde findet der Fieberklee seit langem Verwendung. Seine Bitterstoffe sollen appetitanregend wirken. Die ihm früher zugeschriebene fiebersenkende Wirkung konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.
Ein Kosmopolit auf der Nordhalbkugel
Der Fieberklee ist nahezu auf der gesamten Nordhemisphäre in der gemäßigten bis borealen Zone, einschließlich Japan, verbreitet. Nördliche Vorposten reichen sogar bis in den Polarkreis. Seine südliche Ausbreitungsgrenze in Europa wird durch die Hochgebirgszüge der Pyrenäen, den Alpen und im Südosten durch die Dinarischen Alpen gebildet. Inselartige Vorkommen des Fieberklees liegen außerdem in Marokko, dem Kaukasus und der Sierra Nevada im Westen der USA. In Neuseeland hat sich die Feuchtgebiets-Art inzwischen durch menschliche Einflüsse etabliert.
Der Fieberklee kommt in ganz Deutschland vor, mit Schwerpunkten im Norddeutschen Tiefland, in einzelnen Mittelgebirgen und im Alpenvorland. In Trockengebieten und in Gebieten mit Kalk-/Mergelböden ist er dagegen sehr selten anzutreffen. Obwohl der Fieberklee eher bescheidene Ansprüche an seinen Lebensraum stellt, ist er mittlerweile deutschlandweit gefährdet. In Berlin wird er sogar als stark gefährdet eingestuft. Seit den 1950er Jahren sind viele seiner Vorkommen verloren gegangen. Eine Ursache dafür liegt in der anhaltenden Wasserknappheit in seinen verbliebenen Lebensräumen und den daraus resultierenden gravierenden Veränderungen der Feuchtstandorte. In Folge von Grundwasserabsenkungen durch den erhöhten Trinkwasserbedarf und der Entwässerung von Wiesen und Mooren zur Grünlandnutzung werden seine natürlichen Lebensräume bis heute so stark beeinträchtigt oder gar zerstört, dass der Fieberklee und viele andere Arten immer seltener werden.
Botschafter für den Schutz von Feuchtgebieten
Der Fieberklee hat es aufgrund der engen Bindung an seinen Lebensraum bereits zu einiger Bekanntheit gebracht. 2020 wurde die Art von der Loki Schmidt Stiftung zur „Blume des Jahres“ gekürt und tritt damit als besonders attraktiver Botschafter für den Schutz und Erhalt von Feuchtgebieten und Moorlebensräumen auf. Denn vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es besonders wichtig, den Wasserhaushalt von Feuchtlebensräumen zu stabilisieren und entwässerte Gebiete wieder zu renaturieren. Um die Standorte langfristig offenzuhalten, eignet sich eine unterstützende Beweidung mit wenigen Tieren.
Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen in Berlin den Fieberklee entdecken, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!