Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats April 2019

Dänischer Tragant Astragalus danicus Retz.

Die Ausbreitungsstrategie sogenannter Bodenroller gelangte durch stimmungsvolle Westernszenen zu großer Berühmtheit. Während im Film jedoch große Pflanzenteile vom Wind durch die Steppe getrieben werden, lässt der Dänische Tragant ausschließlich seine Samen über den Boden verwehen. Der kleine Schmetterlingsblütler wird 8 – 25 cm groß, besitzt gefiederte Blätter und blüht violett zwischen Mai und Juni. Zusätzlich zu den Samen bildet er dünne Bodenausläufer zur vegetativen Vermehrung aus. Der Dänische Tragant benötigt viel Licht und Wärme, toleriert selbst ausgesprochene Stickstoffarmut und liebt kalkhaltige Böden. Er bevorzugt subkontinentales bis kontinentales (Steppen-)Klima und ist auf Steppen-, Trocken- und Halbtrockenrasen, in lichten Wäldern sowie an Gebüsch- und Wegrändern zu finden.

Das Hauptverbreitungsgebiet der Art liegt innerhalb der gemäßigten eurasischen Steppengebiete. Deutschland befindet sich am westlichen Rand dieses Areals, das im Osten Mittelsibirien und im Süden Kasachstan erreicht. Die Nordgrenze verläuft grob entlang der Mitte Russlands. Es gibt einige Vorposten und kleine Verbreitungsinseln am Kaukasus, in Süd- und Westfrankeich, Südschweden, Estland und auf den britischen Inseln. In Deutschland ist der Dänische Tragant sehr selten. Vorkommen gibt es im nördlichen Oberrheingebiet, in Nordthüringen, der Südhälfte Sachsen-Anhalts, östlich von Berlin und an der Grenze von Brandenburg zu Mecklenburg-Vorpommern. Alle bekannten Berliner Vorkommen des Dänischen Tragants gelten heute leider als verschollen. Die letzten drei Vorkommen befanden sich in lichten Waldgebieten, in denen sie vor allem durch Lichtmangel aufgrund von Gehölzwachstum und Kronenschluss gefährdet waren. Aber auch Forstarbeiten, Wühltätigkeiten von Wildschweinen und die fortschreitende Nährstoffanreicherung der Böden aufgrund von Luftverschmutzung erschwerten der Art das Leben.

Eine Begünstigung erfuhren die Berliner und östlich anschließenden Brandenburger Vorkommen vermutlich lange Zeit durch die Emissionen des Rüdersdorfer Zementwerks. Jahrzehntelang führten der Abbau und die Verarbeitung von Kalkstein zu kalkreichen Staubanwehungen im Umfeld des Werkes, die die Bodenverhältnisse ganz im Sinne der kalkliebenden Art beeinflusst haben. In den letzten Jahrzehnten sind die Emissionen stark reduziert worden. Möglicherweise haben sich nach dem Ausbleiben der Kalkanreicherungen die Standorte zu Ungunsten des kleinen Schmetterlingsblütlers entwickelt. Dennoch sollen die Fundorte der verschollenen Vorkommen des Dänischen Tragant weiterhin beobachtet werden, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass einzelne Pflanzen wiederauftauchen. Um die zierliche Steppenpflanze an einem Standort zu erhalten, müssen die Sukzession gesteuert und Gehölze gegebenenfalls ausgelichtet werden. Wichtig ist, dass die Berliner Forsten über Fundorte derart seltener Arten informiert sind, damit bei Forstarbeiten Rücksicht auf die Vorkommen genommen werden kann.

Die Koordinierungsstelle Florenschutz organisiert auch ehrenamtliche Pflegeeinsätze zum Schutz solcher stark bedrohten Arten, die in der Regel in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt werden. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie bei der Stiftung Naturschutz Berlin, zum Beispiel via E-Mail. Wir freuen uns, wenn Sie sich an Pflegeeinsätzen beteiligen möchten.

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