Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Mai 2014

Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis s. str. (Rchb.) P.F.Hunt & Summerh.

Wenn im Mai die Natur ein Feuerwerk an Lebensfreude zündet, entfalten auch die Orchideen der Gattungen Orchis und Dactylorhiza ihre bezaubernden Blüten. Doch nicht nur ihrer Schönheit wegen waren diese Pflanzen seit dem Altertum begehrt. Ihren Wurzelknollen wurden magische Kräfte als Aphrodisiakum zugeschrieben, wovon sich auch ihr deutscher Name „Knabenkraut“ ableitet. Heute jedoch sind diese einstmals zu Tausenden die Feuchtwiesen bevölkernden Orchideen so selten geworden, dass man in Berlin froh sein kann, eine der Arten überhaupt noch zu Gesicht zu bekommen. Sie abzupflücken oder auszugraben ist daher streng verboten. Eine der seltenen Berliner Orchideenarten ist das Breitblättrige Knabenkraut. Der Gattungsname Dactylorhiza leitet sich von den fingerartigen Wurzelknollen (von griechisch dactylos = Finger und rhiza = Wurzel) her, während sich der Artname majalis auf die Blütezeit im Monat Mai (bis Juni) bezieht. Bevorzugte Standorte der Art sind Feucht- und Nasswiesen, lichte Röhrichte sowie nasse Nieder- und Quellmoore. Die Vermehrung erfolgt hauptsächlich durch eine große Zahl hauchfeiner Samen, die durch den Wind kilometerweit verweht werden. So kann es geschehen, dass das Breitblättrige Knabenkraut auf geeigneten Feuchtwiesen unverhofft auftaucht und neue Populationen begründet, obwohl in der näheren Umgebung keine Vorkommen bekannt sind.

Das Verbreitungsgebiet des Breitblättrigen Knabenkrauts ist im Wesentlichen auf Europa beschränkt. Deutschland gehört dabei zum Arealzentrum. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Art hier jedoch viele Vorkommen eingebüßt, insbesondere auch in Brandenburg und Berlin. In Berlin kommt die stark gefährdete Art vor allem am Stadtrand in den Bezirken Reinickendorf, Pankow und Treptow-Köpenick vor. Gefährdet wird das Breitblättrige Knabenkraut in Berlin vor allem durch das Brachfallen und die durch künstliche Grundwasserabsenkung bewirkte Austrocknung von Feuchtwiesen. Weitere Bedrohungen sind intensive Beweidung sowie Nährstoffeintrag durch Düngung und über die Luft. Letzteres stört die Symbiose zwischen der Orchidee und ihren Mykorrhiza-Pilzen und fördert konkurrenzstarke Wiesenarten. Und wenn Wiesen immer eintöniger und artenärmer werden, gehen auch Wildtiere gezielt auf die Suche nach Leckerbissen. So wühlen Wildschweine die Knollen von Orchideen aus und fressen diese, während die Blütenstände bei Rehen sehr beliebt sind. Kleine Orchideen-Bestände können auf diese Weise in wenigen Jahren vollständig vernichtet werden.

Sie können helfen, diese bedrohte Pflanze zu schützen. Sollten Sie eines der seltenen Exemplare entdecken, informieren Sie uns gerne per E-Mail – am besten mit einem Fotobeleg. Vielen Dank!

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