Pflanze des Monats Juli 2016
Südlicher Wasserschlauch Utricularia australis
Wasserflöhe haben es schwer! Sie schwimmen fleißig filtrierend durch alle Berliner Gewässer und die Liste ihrer Fressfeinde ist, gerade wenn man so klein ist, lang. Eine der raffiniertesten Fangmethoden zeigt hierbei der Südliche Wasserschlauch, eine in Berlin vom Aussterben bedrohte Schwimmpflanze, die mit ihren fein zerteilten Blättern unter der Wasseroberfläche treibt. Berührt nämlich ein Wasserfloh die Fühler jener vermeintlichen „Wasserflöhe“, die an den Ästen des Südlichen Wasserschlauchs sitzen, so wird er durch einen plötzlichen, heftigen Sog in eine perfekt getarnte Fangblase hineingerissen. Diese schließt sich sofort wieder und ist nach dem Auspumpen des Wassers bereits 15 Minuten später wieder einsatzbereit. Auf diese Weise können nacheinander viele verschiedene Beutetiere gefangen werden, die im Innern der Falle in einigen Tagen verdaut werden. Der Südliche Wasserschlauch besiedelt ein stark zerteiltes Areal mit Schwerpunkt in Europa und weiteren Vorkommen in Asien, Afrika, Australien und Neuseeland. In Europa bevorzugt die Art mediterranes und gemäßigtes Klima und tritt in stehenden oder langsam fließenden, nährstoffarmen bis etwas nährstoffreicheren Gewässern auf. Die Pflanze hat keine Wurzeln, denn sie wird durch ihre Fangblasen mit den Mineral- und Nährstoffen gefangener Wasserkleintiere versorgt.
Von Juni bis August bildet der Südliche Wasserschlauch kleine, gelbe Blüten aus, die sich an langen Stängeln aus dem Wasser erheben und so auf die versteckt lebende Art hinweisen. Die Blüten werden durch Insekten bestäubt, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Am Ende des Sommers entwickeln sich an der Pflanze Dauerknospen, sogenannte Turionen, die sich von der absterbenden Mutterpflanze lösen und den Winter am Gewässergrund überdauern. Im Frühjahr steigen die Turionen dann wieder zur Wasseroberfläche auf und bilden eine neue Pflanze aus.
Als Lichtkeimer ist der Südliche Wasserschlauch insbesondere in gut besonnten Gewässern ohne ausgeprägte Ufergehölze, wie z.B. in Wiesengräben, Moorgewässern oder Röhrichten zu finden. Die Art ist durch Beschattung, Austrocknung, Wasserverschmutzung und Nährstoffeintrag durch Landwirtschaft oder Laubfall gefährdet. Laub und Schlamm behindern zudem auch das Austreiben und Aufsteigen der Turionen. Auflichtungen von Gewässerufern, Entschlammungen oder die Neuanlage von Teichen fördern hingegen den Südlichen Wasserschlauch, denn seine Samen können durch den Wind verweht oder angeheftet an Wasservögel auch weithin isolierte Gewässer erreichen.
Seit 1950 ist der Südliche Wasserschlauch in Deutschland deutlich zurückgegangen, in Berlin gilt er heute als vom Aussterben bedroht. Nach 2000 wurde die Art nur noch in sechs Berliner Gewässern mit z.T. sehr kleinen Beständen nachgewiesen. Achten Sie bei Ihrem nächsten Ausflug doch einmal auf die charakteristischen gelben Blüten des Südlichen Wasserschlauchs und seiner nahen Verwandten Gemeiner Wasserschlauch und Kleiner Wasserschlauch, welche ebenfalls Zielarten des Berliner Florenschutzes sind. Über Fundmeldungen per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – würden wir uns sehr freuen. Vielen Dank!
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