Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats November 2013

Rosmarinheide Andromeda polifolia L.

Eine der seltensten Pflanzen Berlins trägt einen berühmten griechischen Namen: Andromeda, Prinzessin der griechischen Mythologie, der sogar ein Sternbild am nördlichen Sternenhimmel gewidmet ist. An einen Felsen am Meer gefesselt, um einem Ungeheuer geopfert zu werden, wurde die schöne Prinzessin Andromeda im letzten Augenblick von ihrem späteren Mann Perseus gerettet. An dieses Bild erinnert, gab Carl von Linné der auf Torfmoosbulten im Moor verankerten, von Fröschen und Eidechsen umgebenen zierlichen Pflanze den Gattungsnamen Andromeda. Die Ähnlichkeit der Blätter zum Rosmarin verlieh der Rosmarinheide ihren nicht ganz so klangvollen deutschen Namen, doch ist die Pflanze giftig und daher nicht für die Küche geeignet. Sie ist ein ausdauernder, bis 30 cm hoher Halbstrauch, der von Mai bis August Trauben aus kleinen, rosa kugligen Blüten trägt. Die wintergrüne Art gehört zur Familie der Heidekrautgewächse und besiedelt die borealen Nadelwald- und Birkenwaldgebiete Europas, Asiens und Nordamerikas. In Deutschland gilt die Art als Eiszeitrelikt und kommt hier im extremen Lebensraum der nährstoffarmen, sauren Hoch- und Zwischenmoore vor. Die Rosmarinheide spielt eine wichtige Rolle im Moor-Ökosystem, denn sie bietet trotz ihrer Giftigkeit Nahrung für die Raupen von elf in Berlin und Brandenburg heimischen Schmetterlingsarten, von denen allein neun auf der Roten Liste stehen.

In Berlin ist die Rosmarinheide nur noch in Köpenick und im Grunewald in drei geschützten Mooren vorhanden. Eine große Gefahr für die Art und ihren Lebensraum ist unsichtbar: Grundwasserabsenkungen, z. B. durch Trinkwasserförderung, führen zum Austrocknen der Moore, wodurch es zur Torfmineralisierung und zur Ausbreitung konkurrenzstarker Seggen, Gräser und Gehölze kommt. Um die Rosmarinheide in ihren letzten Berliner Refugien zu erhalten, sind in den Mooren eine regelmäßige Entbuschung und eine Stabilisierung des Wasserstandes notwendig. Langfristig ist in geeigneten Gebieten zudem eine Wiederanhebung des Grundwasserstandes sinnvoll, wodurch die Moore in einen wachsenden Zustand zurückversetzt werden könnten. Dies würde den Gehölzaufwuchs eindämmen, zugleich klimaschädliches CO2 binden sowie der Rosmarinheide und anderen gefährdeten Arten die Möglichkeit zur Bildung größerer, stabiler Populationen bieten. Die Stiftung Naturschutz Berlin führt Moorrenaturierungen mit Mitteln der Berliner Klimaschutzabgabe durch. 

Helfen Sie uns beim Schutz der Rosmarinheide und weiterer Zielarten des Florenschutzes. Sollten Sie ein Exemplar entdecken, schicken Sie uns bitte eine E-Mail – am besten mit einem Fotobeleg. Vielen Dank!

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