Pflanze des Monats April 2025
Nelken-Haferschmiele Aira caryophyllea subsp. caryphyllea
Diesen Monat berichten wir von einer Art, die weit mehr ist als ein unscheinbares Gras. Nimmt man sich die Zeit und betrachtet sie zur Blütezeit, erscheint ihre Rispe fast schon als silberner Sternenregen in der Wiese. Vielleicht rührt daher der volkstümliche Name des Silberhaargrases. Diese anmutige Art ist eine echte Augenweide und hat sich auf das Leben in extrem nährstoffarmen und trockenen Lebensräumen spezialisiert. Aira caryophyllea subsp. caryophyllea, die Nelken-Haferschmiele, kommt dort mit ihrer filigranen Erscheinung besonders gut zur Geltung.
Zarte Schönheit mit filigranen Ähren
Die Nelken-Haferschmiele ist eine einjährige bis einjährig-überwinternde, aufrechtwachsende Halbrosettenpflanze und wird meist nicht höher als 20 cm. Die zur Blüte im Juni und Juli auffällige Erscheinung der Art entsteht durch die in alle Richtungen stets sehr locker ausgebreitete Rispe. Die etwa 2,5 mm langen zweiblütigen Ährchen sind windbestäubt. Sie besitzen Hüllspelzen mit am Grunde purpurnen oder grünen Mittelstreifen und kurz begrannte Deckspelzen. Die etwa 5 cm langen, eingerollten Blattspreiten verleihen der Pflanze ein borstenartiges Aussehen.
Ein Spezialist für karge Standorte
Die Nelken-Haferschmiele bevorzugt trockene, gut lichtversorgte, nährstoffärmste Standorte. Typischer Lebensraum sind daher sandige Wegränder, aber auch lückige Trocken- und Magerrasen. Im Tiefland ist die Art ebenfalls auf Binnendünen anzutreffen. Sie ist dort zu finden, wo es kaum Konkurrenz durch hochwüchsige Pflanzen gibt. Aber selbst der Nelken-Haferschmiele wird es in ihrem Habitat im Laufe des Jahres zu heiß und zu trocken. Sobald die Standortbedingungen im Sommer zu extrem werden, stirbt die Pflanze ab und überdauert als Samen im Boden bis zum Herbst oder zur nächsten Vegetationsperiode.
Wo wächst die Nelken-Haferschmiele
Die subatlantische-submediterrane Art Aira caryophyllea subsp. caryophyllea ist in Europa und Afrika heimisch und besiedelt in Europa ein geschlossenes Areal von der portugiesischen Atlantikküste und den Küsten des westlichen Mittelmeers bis in den Norden Schottlands und nach Südschweden sowie im Osten bis nach Polen und in die Westhälfte Ungarns. Die Art tritt inzwischen jedoch auch weltweit als Neophyt auf.
In Deutschland ist die Nelken-Haferschmiele von den Küsten bis in den Mittelgebirgsraum verbreitet. Im nordwestdeutschen Flachland kommt die Art relativ häufig vor, wohingegen sie im ostdeutschen Flachland und im Bereich der Mittelgebirge nur zerstreut bis selten anzutreffen ist. Im Mittelgebirgsraum tritt sie vorrangig in den Niederungen und an den Rändern der Mittelgebirge auf. Südlich der Donau fehlt die Art weitestgehend. In Berlin war Aira caryophyllea subsp. caryophyllea früher relativ häufig vertreten, heute ist sie dagegen nur noch vereinzelt anzutreffen. Aktuell ist die Nelken-Haferschmiele in Berlin vom Aussterben bedroht.
Verdrängt durch Eutrophierung und Nutzungswandel
Die Art hat seit der Mitte des 20. Jh. in ganz Deutschland – mit Ausnahme des Nordwestens und des äußersten Westens –deutlich Vorkommen eingebüßt. Das Zuschütten von Standorten, das Überwachsen offener Sandstandorte, z.B. auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, oder die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung sind Hauptursachen dafür. Der Nährstoffeintrag in die Landschaft durch die Landwirtschaft und den Verkehr hat zudem die verstärkte Ausbreitung konkurrenzkräftiger, nährstoffliebender Arten zur Folge, wodurch die Vorkommen der Art massiv gefährdet werden.
Die Art ist in der Lage auf Sekundärstandorte auszuweichen – also auf vom Menschen geschaffene oder veränderte Ersatzlebensräume wie Bahndämme oder Abbauflächen. Oft ist sie dort aber nicht beständig. Da sie aber in der Samenbank im Boden überdauern kann, tritt sie bei günstigen Bedingungen gelegentlich wieder unerwartet auf. In Berlin und Brandenburg ist die Nelken-Haferschmiele regelmäßig auf Friedhöfen zu finden, da dort durch regelmäßiges Harken von unbefestigten Wegen und Säumen für diese konkurrenzschwache einjährige Art günstige Standortverhältnisse erhalten werden.
Der Schutz der Nelken-Haferschmiele
Um die Art zu erhalten, ist es wichtig, ihren Lebensraum zu sichern. Dafür ist es sinnvoll, eine aushagernde Nutzung auf Flächen mit bestehenden Populationen der Nelken-Haferschmiele beizubehalten. Zudem kann die gezielte Schaffung kleinflächiger offener Bodenstellen die Besiedlung neuer Teilflächen begünstigen. Die Nelken-Haferschmiele sollte bei Pflege- und Baumaßnahmen berücksichtig und geschont werden. Als Artenschutzmaßnahme können Samen der Nelken-Haferschmiele an den bestehenden Fundorten von Expert*innen gesammelt werden und in der Saatgutbank des Botanischen Gartens Berlin-Dahlem gesichert werden. Mit dem Saatgut kann später eine Ausbringung an geeigneten Standorten erfolgen.
Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung über das Artenfinderportal mit Fotobeleg. Vielen Dank!
Alle Pflanzen des Monats von A - Z