Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Februar 2017

Blaugrünes Schillergras Koeleria glauca (Spreng.) DC.

Sommerdürre oder Winterfröste bis -40 °C: Wir Menschen benötigen sehr viel Ausrüstung, um unter diesen Bedingungen zu überleben. Nicht so das Blaugrüne Schillergras. Es übersteht all diese extremen Witterungsbedingungen problemlos, ist jedoch trotzdem inzwischen bei uns sehr selten geworden. Das bis 60 cm hohe, mit den blaugrünen Horsten recht auffällige Blaugrüne Schillergras besiedelt ein ausgedehntes kontinentales Verbreitungsgebiet von Mitteleuropa bis ins östliche Westsibirien. Mit etwas Glück können Sie es in Berlin auf eiszeitlichen Dünen und in lichten, trockenen Kiefernwäldern antreffen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kam die robuste Art, die in Deutschland die Westgrenze ihres Areals erreicht, sogar noch nahe der Berliner Innenstadt vor. Das Blaugrüne Schillergras benötigt zum Überleben offene, basenreiche Sandstellen, die den Pflanzen genügend Licht und den Samen gute Keimungsmöglichkeiten bieten. Doch lückige Trockenrasen sind in Berlin inzwischen kaum noch vorhanden. Das sah im 19. Jahrhundert ganz anders aus. Dünen und wenig produktive Sandtrockenrasen wurden seinerzeit häufig durch Schafe beweidet. Die Schafhufe sorgten hierbei regelmäßig für viele kleine Offenstellen. Wandernde Schafherden zogen zudem von Düne zu Düne und transportierten in ihren Fellen die Samen der typischen Dünenpflanzen mit und verbreiteten diese so über große Distanzen.

Heute sind die meisten Berliner Dünen bebaut oder wurden aufgeforstet. Eine großflächige Schafbeweidung gehört, ebenso wie weitere Nutzungen, die von Zeit zu Zeit offene Sandstellen schufen (z.B. militärischer Übungsbetrieb und Wintersport), der Vergangenheit an. Begünstigt durch die derzeit erheblichen Stickstoff-Einträge aus der Luft wachsen lückige Trockenrasen innerhalb weniger Jahre mit konkurrenzstarken Gräsern und Gehölzen zu. Eine dichte Streuschicht verhindert das Keimen der Samen des Blaugrünen Schillergrases und die Beschattung durch Gehölze führt zur Verdrängung der lichtliebenden Art. Illegal entsorgte Gartenabfälle oder Müll sowie Nährstoffeinträge durch Hundekot sorgen zusätzlich für das Verschwinden der Art.

In den letzten zehn Jahren konnten größere Bestände des Blaugrünen Schillergrases nur noch in zwei geschützten Dünengebieten in Reinickendorf und Köpenick bestätigt werden. In Köpenick existieren zudem zwei weitere kleine Vorkommen. Im optimalen Fall tritt das Blaugrüne Schillergras in der nach ihm benannten, in Deutschland stark gefährdeten Pflanzengesellschaft der Blauschillergras-Rasen auf. Diese gehören zum europaweit geschützten prioritären FFH-Lebensraumtyp „Trockene, kalkreiche Sandrasen“. In den als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Berliner Dünengebieten werden die Blauschillergras-Rasen durch die oberste Naturschutzbehörde gepflegt und erhalten.

Die Koordinierungsstelle Florenschutz organisiert darüber hinaus ehrenamtliche Pflegeeinsätze in diesen und weiteren Berliner Gebieten mit bedeutenden Zielarten-Vorkommen. Helfer sind hierbei herzlich willkommen. Auch über Fundmeldungen per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – freuen wir uns sehr. Vielen Dank! 

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