Wieder da!

Verschollen geglaubte Arten in Berlin entdeckt

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren gemütlich durch den Grunewald – und entdecken dabei jemanden, der seit über 100 Jahren als verschollen galt. Nein, nicht etwa ein verschrobener Waldschrat, sondern ein winziger, glänzend schwarzer Käfer. Genau das ist dem Biologen und Insektenexperten Herbert Winkelmann passiert. Und was wie ein unscheinbarer Fund wirkt, ist in Wirklichkeit eine kleine Sensation.

Der Glänzendschwarze Furchenstirn-Prachtkäfer (Aphanisticus emarginatus) galt in Berlin als ausgestorben – bis jetzt. Dank des Citizen-Science-Portals ArtenFinder Berlin der Stiftung Naturschutz Berlin wurde sein überraschendes Wiederauftauchen dokumentiert. Und damit ist er nicht allein. In den letzten Monaten wurden in Berlin gleich mehrere verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt:

  • Der Eichen-Zackenrandspanner (Ennomos quercinaria) – ein Nachtfalter, der über 35 Jahre als verschollen galt, wurde erneut im Grunewald gesichtet.
  • Der Kleine Heldbock (Cerambyx scopolii) – ein Bockkäfer, tauchte 2024 in der Wartenberger Feldmark auf.
  • Der Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) – wurde 2023 und 2024 im Naturschutzgebiet Tegeler Fließ beobachtet, zuletzt war er dort 2011 nachgewiesen worden.
  • Und auch der Braune Moosbart (Bryoria fuscescens) – eine eher unscheinbare Flechtenart, meldete sich 2024 am Hahneberg zurück, zuletzt war er 2000 am Müggelsee gesehen worden.

Das Artensterben ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit – viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden unwiederbringlich. Ursachen sind unter anderem Lebensraumverluste und Umweltveränderungen. Doch die aktuellen Wiederfunde in Berlin machen Hoffnung: Sie zeigen, dass verschollen geglaubte Arten auch wieder auftauchen können. Manchmal reicht es, den Blick zu schärfen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Diese Erfolge sind ein Ansporn, Natur- und Lebensräume besser zu schützen und aufmerksam zu beobachten. So wie der Insektenforscher Herbert Winkelmann. Neben dem spektakulären Käferfund entdeckte er auch die Wanzenart Gonianotus marginepunctatus wieder – zuletzt 1984 in Berlin nachgewiesen. 

Citizen Science macht den Unterschied

„Diese Wiederfunde zeigen eindrucksvoll, wie wichtig Citizen Science für die Erfassung von Biodiversität ist“, sagt Dr. Yannick Brenz, Leiter des ArtenFinder-Portals. Seit 2018 wurden dort über 69.000 Beobachtungen von mehr als 2.900 verschiedenen Arten gemeldet. Alle Funde werden von Expertinnen und Experten geprüft, bevor sie in die offiziellen Datenbanken eingehen. So entsteht ein wertvoller Wissensschatz über die Artenvielfalt Berlins – gespeist durch aufmerksame Bürgerinnen und Bürger. Allein im Jahr 2025 sind bereits rund 3.200 neue Beobachtungen hinzugekommen – ein starkes Signal für den Naturschutz. Denn: Die gesammelten Citizen-Science-Daten werden an die zentralen Artendatenbanken Flora und Fauna des Landes Berlin übertragen und anschließend von den Naturschutzbehörden und anderen Akteuren im Natur- und Artenschutz genutzt.

Machen auch Sie mit – und werden Sie Teil der Entdeckung

Ob als Spaziergängerin, Vogelbeobachter, Gartenfreundin oder Pilzsammler: Jede Beobachtung zählt. Jeder Beitrag unterstützt den amtlichen Naturschutz – und wer weiß, vielleicht entdecken auch Sie beim nächsten Ausflug eine Art, die längst verloren geglaubt war.

Alle Informationen zum Mitmachen finden Sie unter: artenfinder.berlin

Autorin: S. Bengelsdorf