Rückblick: Mit vollem Einsatz durch das Jahr

Vor mehr als anderthalb Jahren begann dieser Blog mit dem Versprechen, mittels guten Personals, guter Ausstattung und Vernetzung zu zeigen, dass es sich lohnt, in einer Großstadt wie Berlin Ranger*innen einzusetzen. Mit dem Ende des Jahres 2021 darf festgestellt werden: Das ist gelungen! Im Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung ist die Verstetigung des Projektes Stadtnatur-Ranger kurz aber auch klar als Ziel formuliert. Eine Willensbekundung, über die wir uns riesig freuen. 

Vorausgegangen ist der Aufbau eines Multi-Akteurs-Projektes, erfolgreiches „Team Building“ und nicht zuletzt die intensive Arbeit eines mittlerweile über 30-köpfigen-Teams. Die Palette der im Modellprojekt übernommenen, ausgetesteten und in der Regel abgeschlossenen Aufgaben ist sehr breit: Zahlreiche Bürger*innen wurden naturschutzfachlich aufgeklärt oder informiert, vielfältige Daten über die Stadtnatur erhoben und Pflegeeinsätze sowie Veranstaltungen erfolgreich durchgeführt. Aktiv waren die Ranger-Teams dabei in Schutzgebieten, Parks, Grünzügen, Uferbereichen, Kleingärten und sogar auf Friedhöfen und Brachen. Ein großer Dank hierfür an dieser Stelle an die so vielfältig unterstützenden und mitarbeitenden Stellen in der Stiftung Naturschutz Berlin, die kooperierenden Behörden der Bezirke (insbesondere die Unteren Naturschutzbehörden) und an die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verkehr- und Klimaschutz. 

Gemeinsam starten wir nun in das Jahr 2022, um bereits begonnene Projekte zu beenden, uns neuen Aufgaben zuzuwenden und das Projekt Stadtnatur-Ranger konzeptionell und organisatorisch weiterzuentwickeln. Das Profil der Stadtnatur-Ranger zu entwickeln und mit Leben zu füllen bleibt spannend. Denn ein Tag wie jeder andere? Das ist undenkbar für die 24 Ranger*innen, die inmitten der deutschen Hauptstadt in kleinen Teams für den Schutz und Erhalt der Stadtnatur im Einsatz sind.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Projekt-Highlights aus dem letzten Jahr vorstellen und Sie zudem herzlich einladen, sich auf unserem Facebook-Kanal über die Arbeit der Stadtnatur-Ranger*innen auf dem Laufenden zu halten. 

Leuchttürme für Lichtenberg

Wie bringt man den Berliner Bezirk Lichtenberg sprichwörtlich zum Leuchten? Mit Insektenhotels in Form von Leuchttürmen und natürlich Blühwiesen! Genau daran hat das Lichtenberger Stadtnatur-Ranger-Team im letzten Jahr fleißig getüftelt und zwar mit tatkräftiger Unterstützung des Bezirksamtes Lichtenberg und in enger Zusammenarbeit mit den Schüler*innen der Gemeinschaftsschule Grüner Campus Malchow. Auf dem Schulgelände konnte so im April 2021 der erste „Lichtenberger Leuchtturm“ und eine gemeinsam angelegte Blühwiese eingeweiht werden. Übergeben wurden die befüllte Nisthilfe und die Wildblumenbeete im Anschluss zur weiteren Pflege an die Schüler*innen. Mit regelmäßigen Besuchen und wertvollen Tipps steht ihnen das Ranger-Team dabei weiterhin zur Seite. Das Projekt verbindet mit seinen Maßnahmen nicht nur auf besondere Weise Insektenschutz und Umweltpädagogik, sondern bildete auch den Auftakt für einen Blühwiesenkorridor im Bezirk. Mit Erfolg, denn in Kooperation mit der Evangelischen Schule Lichtenberg steht die Einweihung des zweiten Lichtenberger Leuchtturms bereits in den Startlöchern.

Hilfe für gefiederte Flugkünstler

Großflächige Glasfassaden an Gebäuden sind aus der modernen Stadtarchitektur kaum noch wegzudenken. Für unsere Vögel bedeuten sie jedoch oft den sicheren Tod. In den beiden Berliner Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf haben sich die Stadtnatur-Ranger*innen deswegen in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf Spurensuche gemacht. Mit Fernglas und scharfem Auge haben sie dabei über mehrere Wochen hinweg bestimmte Bauwerke mit großen Glasfassaden auf Funde verletzter oder toter Vögel, Aufprallnachweise sowie Reste von Rupfungen hin untersucht. Ihre Erkenntnisse haben die Teams schließlich dokumentiert, Gespräche mit den Gebäudezuständigen geführt und so den Grundstein für nachträgliche Schutzmaßnahmen gegen Vogelanprall an den Bauwerken gelegt.

Eine Karte voller Stadtnatur-Highlights

Hätten Sie gedacht, dass sich in den beiden Ortsteilen Wedding und Gesundbrunnen im zentral gelegenen Bezirk Mitte zahlreiche Naturhighlights entdecken lassen? Neben Biberzahnspuren und Jahrhunderte alter Baumriesen lässt sich hier zum Beispiel auch noch Deutschlands einzige innerstädtische Binnendüne bestaunen. Diesen und einer Menge weiterer Naturbesonderheiten haben die beiden Rangerinnen des Bezirks Mitte im letzten Jahr eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die Stadtnaturkarte Wedding & Gesundbrunnen entwickelt. Offiziell und druckfrisch vorgestellt wurde sie im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Langen Tag der StadtNatur im Beisein von Senatorin Regine Günther. Naturliebhaber*innen steht die Karte ab sofort zum Download zur Verfügung. Als gedruckte Version kann sie per E-Mail bei der Stiftung Naturschutz Berlin angefordert werden.

Volles Programm am Langen Tag der StadtNatur

Ein ganzes Wochenende rückte der Lange Tag der StadtNatur im September 2021 wieder die Natur und Umwelt der deutschen Hauptstadt in den Fokus. Als Akteure mit dabei waren erstmalig auch die Stadtnatur-Ranger*innen und zwar mit einem Programm, das bunter nicht hätte sein können. Über 30 Veranstaltungen im ganzen Stadtgebiet luden Naturliebhaber*innen dazu ein, Seite an Seite mit waschechten Ranger*innen die grünen Oasen Berlins zu erkunden. So ging es am Kienberg zum Beispiel auf Expedition in die Vogelwelt, in der Britzer Pfuhlrinne auf die Suche nach Amphibien und in Steglitz-Zehlendorf mit Bat-Detektor und Wärmebildkamera auf Streifzug durch die rabenschwarze Nacht. Mitmachaktionen wie Samenbomben herstellen und Nisthilfen für Wildbienen bauen, rundeten das erlebnisreiche Programm ab. Auch 2022 werden die Ranger*innen wieder mit vielen tollen Ideen im Gepäck am Langen Tag der StadtNatur dabei sein.  

Gemeinsam im Einsatz

Was gibt es Schöneres, als Hand in Hand für den Schutz und Erhalt der Berliner Stadtnatur tätig zu sein? Gleich mehrere Einsätze haben die Stadtnatur-Ranger-Teams im letzten Jahr zusammen durchgeführt. Darunter eine Clean-Up-Aktion im Landschaftsschutzgebiet Rothepfuhl in Tempelhof-Schöneberg und eine groß angelegte Bürgeraufklärung im Volkspark Rehberge, um auf die Bedeutung des einstigen Schilfgürtels am Plötzensee aufmerksam zu machen. Vor allem durch Wildbaden ist dieser inzwischen vollständig verschwunden und mit ihm ein wertvoller Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Durch Mikrohabitatpflege in der Lieper Bucht sowie in den Naturschutzgebieten Windmühlenberg in Spandau und Püttberge in Treptow-Köpenick konnten während gemeinsamer Einsätze zudem seltene Pflanzenarten wie der Dillenius-Ehrenpreis, das Ohrlöffelleimkraut und die Kartäusernelke aber auch wertvolle Trockenrasen vor Überwucherung und Verdrängung durch konkurrenzstarke Arten bewahrt werden.

Schutz für Gebäudebrüter

Vögel wie Mauersegler, Mehlschwalbe und Haussperling, aber auch unsere Flugakrobaten, die Fledermäuse gehören zu den Gebäudebrütern, die Spalten an Fassaden und Dächern als Fortpflanzung – oder Ruhestätte nutzenDurch Sanierungsarbeiten an Häusern wird dieser wertvolle Lebensraum allerdings immer seltener, da vorhandene Lebensstätten oft kurzerhand entfernt oder zerstört werden. Um das zu verhindern, hat sich das Spandauer Ranger-Team in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde des Bezirks im vergangenen Jahr auf die Suche von Gebäuden mit Baugerüsten begeben und diese auf Gebäudebrüterspuren wie Kot, Ritzen mit Nistmaterial und Löchern im Putz untersucht. Allein in der Brutsaison konnten die Ranger*innen so insgesamt 136 Lebensstätten an Gebäuden mit Gerüsten dokumentieren und der Naturschutzbehörde zur Maßnahmenergreifung melden.  

- Lars Büttner & Natascha Wank