Nisthilfen für Wildbienen – Wie sinnvoll sind sie?
Sie gelten als wichtiger Beitrag für den Naturschutz und sind inzwischen überall zu sehen: Insektenhotels in Gärten, an Hauswänden, auf Schulhöfen oder in der Landschaft. Man hält sie für eine unkomplizierte Maßnahme, um Wildbienen zu unterstützen. Doch was bringen diese Nisthilfen tatsächlich? Und worauf sollte man bei ihrer Verwendung achten?
In Deutschland leben rund 600 Wildbienenarten, davon circa 300 in Berlin – eine beeindruckende Vielfalt. Etwa drei Viertel dieser Arten nisten allerdings gar nicht in Röhren, sondern im Boden. Das bedeutet: Die beliebten Insektenhotels helfen in erster Linie den übrigen 150 Arten in Deutschland, die oberirdisch nisten. Für diese kann eine gute Nisthilfe tatsächlich von Nutzen sein – sofern sie richtig gebaut ist.
Was muss ein Insektenhotel können?
Die Röhren in den Insektenhotels ahmen die natürlichen Käferbohrlöcher in Totholz oder hohle Pflanzenstengel nach. Wer das erst einmal verstanden hat, der erkennt auch schnell, wie man Löcher in künstliche Nisthilfen, wie ein Stück Holz, bohren muss oder wie man markhaltige Stengel platziert. Das heißt, Löcher sollten nicht an wahllose Stellen gebohrt, sondern quer zu den Holzfasern angelegt werden. Wiederum würden markhaltige (Brombeer)stengel, die waagerecht in einem Insektenhotel platziert sind, kaum besiedelt werden. Die sollten vertikal ausgerichtet und außerhalb der Nisthilfe aufgestellt werden.

Auch die Größe der Löcher ist relevant. Viele Wildbienenarten sind winzig, kaum größer als ein Reiskorn. Expert*innen empfehlen einen Röhrendurchmesser von zwei bis acht Millimetern. Die Röhrchen handelsüblicher Insektenhotels sind dafür meist zu groß. Unabhängig davon, ob dein Insektenhotel aus Hartholz (bitte kein Weichholz verwenden!) mit gebohrten Löchern oder aus handelsüblicheren Schilf- oder Bambusröhrchen besteht, ist es wichtig, dass die Löcher sauber gebohrt sind und die Halme keine Splitter aufweisen. Wildbienen bewegen sich nämlich vorwärts wie auch rückwärts in den Röhrchen hin und her. Die Flügel sollten dabei auf gar keinen Fall beschädigt werden.
Und noch ein Detail ist sehr wichtig. Die Röhren bzw. die gebohrten Löcher sollten mindestens acht Zentimeter lang sein. Warum? Wildbienen legen in den Röhren Brutzellen aus mehreren Kammern an – also mehrere hintereinanderliegende „Zimmer“. Die vordersten Kammern sind oft leer und dienen als Spechtschutz. Die Weibchen schlüpfen aus den hintersten Kammern und die Männchen aus den weiter vorne liegenden. Das hat einen biologischen Grund: Männchen schlüpfen früher als die Weibchen. Ist die Röhre jedoch zu kurz, also weniger als acht Zentimeter, kann es passieren, dass nicht genügend Platz für alle Kammern ist.
Das klingt erstmal nach ein paar Herausforderungen, aber wer diese Punkte berücksichtigt, kann sich über einen faszinierenden Einblick in die Wildbienenwelt freuen. Nisthilfen für Wildbienen laden dazu ein, genauer hinzusehen, zu staunen, zu lernen. Man kann beobachten, wie Bienen „einziehen“, wie sie Pollen herantragen und ihre Brutröhren verschließen. Ein spannender Blick in das Leben dieser kleinen Tiere, der mehr Bewusstsein für diese bedrohten Bestäuber schafft!
Die perfekte Kombination: Nisthilfe und Blütenvielfalt
Nisthilfen sollten klein und überschaubar bleiben. Zu große Konstruktionen ziehen Brutparasiten wie Erzwespen oder Trauerschweber an, die bei hoher Individuendichte besonders leichtes Spiel haben. Außerdem gilt: Ohne ausreichendes Blütenangebot in der Umgebung helfen auch die besten Nisthilfen wenig. Nahrung und Nistplatz sollten im besten Fall zusammenkommen. Wer Wildbienen wirklich helfen möchte, kombiniert kleine, gut gebaute Nisthilfen mit einem vielfältigen Blütenangebot und naturnahen Strukturen. Und dafür haben wir hier einige Tipps für Sie.
Autorin: S. Jeran