Es lebe die Pfütze!

Es war nicht irgendeine Pfütze in Marzahn-Hellersdorf, die drohte, über den Sommer auszutrocknen. In ihr verbarg sich ein kleiner Schatz: Tausende von Wechselkröten-Eiern, die in langen Laichschnüren auf den Start ins Kaulquappenleben warteten. In den letzten Jahren haben es die Tiere zunehmend schwerer, der Klimawandel und die ausbleibenden Niederschläge begünstigen keine langlebigen Pfützen, wenngleich die Wechselkröte ehemalige Flussauenlandschaften besiedelte und widrigen Bedingungen durch eine enorme Anpassungsfähigkeit trotzen kann.

In diesem Sommer gab es deutlich mehr Regen als sonst. Ein Segen, denn es gibt nur noch vier Vorkommen der Wechselkröte in Berlin, davon nur drei, die Nachwuchs erfolgreich produzieren. Das war in den 1990er Jahren noch ganz anders. In Berlin gab es durch den Bauboom zahlreiche Baugruben, mit Regenwasser gefüllt wahre Wechselkröten-Paradiese. Die Stadt war noch „unaufgeräumt“, Brachen ohne Ende, es gab wilde Ecken. Dieses Bild hat sich zunehmend in den letzten Jahrzehnten geändert. Wir Menschen tun uns schwer mit Matsch und Pfützen, in unserem ästhetischen Empfinden sehen wir Parkanlagen lieber zahm als wild. Dadurch werden jedoch die Lebensräume von verschiedenen Amphibienarten beeinträchtigt, zerschnitten und wichtige Laichplätze genommen. Dabei sind sie so faszinierend und beeindruckend anzusehen und zu hören und spielen eine wichtige Rolle in den regionalen Ökosystemen.

Um den Genpool und die Tiere in der Marzahner Pfütze zu retten, wurden Laichschnüre und Larven im Frühjahr dieses Jahres von unserem Team der Koordinierungsstelle Fauna nach Abstimmung mit den zuständigen Behörden in geeignete Gewässer verbracht. Es ist wichtig, dass die Kröten sich dabei noch im Laich-/Larvenstadium befinden, denn erwachsene Tiere würden versuchen, sich auf den gefährlichen Weg zu ihrem alten „Heimatgewässer“ zu machen. Deshalb wurden ausschließlich Eier und Larven umgesetzt. Diese Tiere speichern die "Geodaten" des neuen Gewässers ab, in dem sie aufwachsen und welches sich für die Aufzucht neuer Nachkommen mutmaßlich eignet.

Im September hat ein Kontrollbesuch am neuen Gewässer gezeigt: die Jung-Kröten sind putzmunter und haben das neue Zuhause nun als heranwachsende Tiere verlassen und gehen auf Wanderschaft auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren. Es lebe die Pfütze!

-Jana Kotte-