Derk Ehlert, sag doch mal!
Wieso gibt es plötzlich Papageien in Berlin?

Tatsächlich gibt es wieder seit geraumer Zeit einige wenige Halsbandsittiche in der Stadt. Es sind zwischen zwei und drei Tiere. Allerdings leben zwei davon mitten in der Stadt – in Kreuzberg, um genau zu sein. Sie stammen aus einer Käfighaltung und sind seit etwa 2024 in Berlin freilebend.
Dass Papageien widerstandsfähiger sind, als man denkt, zeigt ein Blick in andere deutsche Städte wie Köln, Stuttgart oder Wiesbaden. Dort gibt es bereits etablierte Populationen von über 1000 Vögeln, die längst fest zum Stadtbild gehören. In Berlin hingegen ist es bisher nicht gelungen, eine stabile Population zu etablieren. Ein Versuch in den 90er Jahren scheiterte vermutlich an der hohen Zahl von Habichten, die den Sittichen gefährlich wurden. Hinzu kommen kalte Winter und ein Mangel an geeigneten Nahrungsquellen. Während die Vögel in Köln & Co. gefüttert wurden, blieb diese Unterstützung in Berlin aus – ein nicht unwesentlicher Faktor für das Überleben der Tiere.


Ob sich mit den beiden Kreuzberger Sittichen eine eigene Berliner Population entwickelt, ist jetzt noch verfrüht zu sagen. Interessanterweise zeigen sie aber bereits territoriales Verhalten, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sie sich langfristig ansiedeln – vielleicht sogar brüten! Das wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Eines ist sicher: Halsbandsittiche sind nicht nur wunderschön, sondern auch lautstark und nehmen gerne die Bruthöhlen anderer Vögel in Beschlag – was ihnen nicht überall Sympathien einbringt. Sie gelten in einigen Regionen als potenziell problematisch, sind aber bislang nicht als invasive Art gelistet. Dennoch faszinieren sie viele Menschen. Ob Berlin bald eine eigene Population dieser exotischen Vögel hat? Wir werden es sehen!
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Derk Ehlert ist Berlins Wildtierexperte und kümmert sich bei der Senatsumweltverwaltung um alles, was kreucht und fleucht. Ob Füchse am Kanzleramt oder Waschbären in der Mülltonne – er kennt die wilden Bewohner der Stadt wie kein Zweiter und bringt Licht ins Dickicht der Stadtnatur.