Ansaatanleitung
Wildpflanzenwiese – unsere Tipps für Ansaat und Pflege
Die Ansaat mit geeignetem Saatgut ist ein Weg, artenarme Standorte zu vielfältigen Lebensräumen zu entwickeln. Sie ist dann sinnvoll, wenn das vorhandene Artenspektrum vor Ort nicht ausreicht. Um die regionale Flora und Fauna bestmöglich zu erhalten und zu fördern, sollte Wildpflanzen-Saatgut aus zertifizierter gebietseigener Herkunft zum Einsatz kommen. Wählen Sie stets die für Ihren Ort passende Herkunftsregion. Sie profitieren hierbei besonders von der guten Standortanpassung der robusten Wildblumenarten.
Für den Einsatz im Berliner Siedlungsbereich hat die Stiftung Naturschutz Saatgutmischungen aus zertifizierten gebietseigenen Herkünften zusammengestellt. Wie Sie das Regio-Saatgut verwenden und die Fläche für optimale Ergebnisse pflegen, zeigen wir Ihnen in dieser detaillierten Anleitung.
1. Standortauswahl
- Mischung „Kräuter- und Magerrasen“:
Wollen Sie einen Magerrasen anlegen, wählen Sie dafür möglichst nährstoffarme, gut besonnte bis maximal halbschattige Standorte mit sandiger bis lehmiger Erde. Die Fläche sollte keiner steten Trittbelastung ausgesetzt sein.
- Mischung „Kräuterreiche Frischwiese“:
Diese Mischung ist für die Anlage von Wiesenflächen an halbschattigen bis sonnigen, eher frischen Standorten geeignet.
- Mischung „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“:
Für die Aussaat eignen sich sonnige bis halbschattige Standorte mit trockenem bis frischem, nährstoffarmem Boden. Beachten Sie, dass diese Mischung einige hochwüchsige Arten enthält. Sie ist daher besonders gut für Saum- und Randbereiche geeignet.
2. Ansaat-Zeitpunkt
Die Vorteile der Herbstansaat nutzen!
Für unsere Saatgutmischungen empfehlen wir die Aussaat im Herbst. Dies entspricht dem natürlichen Rhythmus von Pflanzen, deren Samen auch in der Natur im Spätsommer reifen und zu Boden fallen. Insbesondere in Berlin sind aufgrund von Frühjahrstrockenheit außerdem die Bodenverhältnisse im Herbst meist besser geeignet für eine erfolgreiche Ansaat. Morgendlicher Tauniederschlag und häufigere Regenfälle sorgen im Herbst für eine anhaltende Feuchtigkeit, die die Samen zum Keimen benötigen. In den Saatgutmischungen können auch Kaltkeimer enthalten sein, die eine Kälteperiode benötigen, um die Keimruhe im Samen zu brechen. Auch um diesen Arten eine Keimung zu ermöglichen, ist die Herbstansaat zu bevorzugen. Ideal ist eine Ausaat zwischen Mitte September und Ende Oktober.
Alternativ zum Herbst kann die Ansaat auch im zeitigen Frühjahr zwischen Anfang März und Mitte April erfolgen, hier ist jedoch für gewöhnlich eine regelmäßige Bewässerung unerlässlich.
Zur Aussaat ist es hilfreich, wenn der Boden oberflächlich eher trocken ist, jedoch in Kürze Regen erwartet wird.
3. Vorbereitung der Fläche
- Option 1: Bestehende Wiese aufwerten
Möchten Sie eine bereits bestehende Wiesenfläche als solche erhalten, aber mit zusätzlichen gebietseigenen Arten anreichern, wählen Sie Option 1. Hierfür reißen Sie etwa 50% der Vegetationsdecke durch intensives Vertikutieren oder streifenweises Abschälen der Grasnarbe auf, so dass die Samen auf offene Erde gelangen und keimen können. Sorgen Sie auf der Ansaatfläche für ein feinkrümeliges Bodenbett.
- Option 2: Wiesenfläche neu anlegen
Möchten Sie eine Fläche als Wiese neu anlegen, auf der sich zuvor eine andere Vegetation befand, wählen Sie Option 2. Bitte beachten Sie, dass diese Option ausreichend zeitlichen Vorlauf benötigt.
Entfernen Sie konkurrenzstarke Pflanzen wie Giersch, Goldrute, Ampfer, Brennnessel oder Quecke inklusive Wurzelwerk. Den Boden lockern Sie durch Umgraben auf und lassen ihn dann 3-4 Wochen setzen. Bearbeiten Sie den Boden kurz vor der Ansaat nur noch oberflächlich (bis ca. 3 cm tief), um ein feinkrümeliges Bett für die Ansaat zu schaffen. Bitte säen Sie nicht zu früh nach einer Tiefenbearbeitung des Bodens aus, da sich so der Ansaaterfolg deutlich verschlechtert.


4. Ansaat
- Die richtige Saatgutmenge:
Wildpflanzen benötigen Platz und viele Wildpflanzensamen sind sehr klein und leicht. Unsere Saatgutmischungen werden daher weitaus sparsamer verwendet als etwa herkömmliche Rasensamen. Verwenden Sie 2 g Saatgut je m². Zur Erleichterung der Ausbringung sollten Sie die Samen mit trockenem, feinkrümeligem Substrat wie Sand oder dem vorliegenden Boden mischen. So können die teils sehr kleinen Samen gleichmäßig ausgesät werden.
- Die richtige Ansaat-Technik:
Bringen Sie das Saatgut breitwürfig von Hand aus, die Hälfte längs und die Hälfte quer über die Fläche. Drücken Sie das Saatgut danach an den Boden an, idealerweise mit einer Walze. Falls keine Walze verfügbar ist, können Sie sich mit Füßen, Schaufelrücken oder Holzbrettern behelfen. Ein guter, gleichmäßiger Bodenkontakt der Samen ist wichtig für den Ansaaterfolg. Arbeiten Sie die Samen nicht in den Boden ein.
- Nach der Ansaat:
Halten Sie die ausgebrachten Samen in den ersten 5-6 Wochen immer feucht. Das gelingt am einfachsten im Herbst (s. hierzu Nr.2.), wo sie bei günstigen Witterungsbedingungen auf zusätzliches Wässern möglicherweise ganz verzichten können. Nur bei anhaltender Trockenheit sollte die Ansaatfläche gegossen werden.
5. Pflege im ersten Jahr
- Erster Pflegeschnitt:
Oft schlummern im Boden auch ohne Ansaat noch zahlreiche Samen. Rechnen Sie daher damit, dass neben den ausgebrachten Arten weitere Beikräuter keimen werden. Oft handelt es sich dabei um einjährige Kräuter sowie Gräser, die viele Samen produzieren und besonders schnell wachsen. Da diese häufig konkurrenzstarken Arten die gewünschten Pflanzen verdrängen können, empfiehlt sich ein sogenannter Schröpfschnitt. Mähen Sie hierfür bei einer Bestandshöhe von 30-40cm auf etwa 8-10 cm Schnitthöhe. Je nach Wachstum ist das nach ca. 6-8 Wochen bzw. wählen Sie Zeitpunkt und Schnitthöhe so, dass nur unerwünschte Arten gekappt werden – nicht die Spitzen der langsam wachsenden Wildkräuterkeimlinge. Lassen Sie ggf. schöne Blühaspekte erwünschter Arten stehen. Das Mahdgut sollte zeitnah abgeräumt werden.
- Bewässerung:
Frühjahrsansaat: Bei Trockenheit gießen. Herbstansaat: Nur bei starker Trockenheit gießen.
- Haben Sie Geduld!
Nicht alle Samen keimen bereits im ersten Jahr und so manch schöne Blumen blühen naturgemäß erst in ihrem zweiten Lebensjahr. Der Großteil unserer stiftungseigenen Saatgut-Mischungen besteht aus mehrjährigen Pflanzen. Die Blühaspekte wechseln sowohl jahreszeitlich als auch mit den Jahren.

6. Pflege in den Folgejahren
- Ein- bis zweimalige Mahd:
Magerrasen und Frischwiese:
Die erste Mahd sollten Sie im Juni oder im Juli durchführen. Mähen Sie am besten in Teilflächen mit je 2-4 Wochen Abstand zwischen den Flächen, damit keine Nahrungsnot für Insekten entsteht. Bei der zweiten Mahd Ende August oder im September sollten Sie idealerweise etwa ein Drittel der Wiese aussparen. Über den Winter bieten die hochgewachsenen Pflanzenteile dort Futter für Vögel und Unterschlupf für Insekten. Entfernen Sie im Frühjahr abgestorbene Pflanzenteile und erfreuen Sie sich an der wiederkehrenden Blütenvielfalt.
Wildbienen- und Schmetterlingssaum:
Eine Mahd pro Jahr reicht, am besten im zeitigen Frühjahr.
Lassen Sie in jedem Fall das Mahdgut etwa eine Woche auf der Fläche trocknen und beräumen Sie es dann.
- Bewässerung:
Nur bei extremer Trockenheit gießen.
- Düngung:
Bitte düngen oder mulchen Sie die Flächen nicht. Je magerer der Boden, desto besser entwickeln sich die gewünschten Wildpflanzen.