Pflanze des Monats März 2025
Knack-Erdbeere Fragaria viridis
Die Knack-Erdbeere (Fragaria viridis) ist eine wenig bekannte Wildpflanze. Ihrer berühmten Verwandten, der Gartenerdbeere (Fragaria x ananassa), haben die großen und verlockend süßen Scheinfrüchte zu großer Bekanntheit verholfen. Sie ist nahezu in jedem Supermarkt zu finden, während die Knack-Erdbeere in der Natur oft unbemerkt bleibt. Ihre kleinen Scheinfrüchte zeigen sich eher dezent, aber zeichnen sich durch ihr namensgebendes Erkennungsmerkmal aus: ein leises „Knack“ beim Pflücken.
Knackige Früchte, glitzernde Wasserperlen
An feuchten Morgen oder nach warmen Sommernächten kann man an den Blättern der Knack-Erdbeere ein besonderes Phänomen beobachten: Winzige Wassertropfen, die sich wie Perlen am Blattrand sammeln und im Sonnenlicht glitzern. Diese Tropfen entstehen durch Guttation – ein Vorgang, bei dem die Pflanze bei hoher Luftfeuchtigkeit überschüssiges Wasser über spezielle Wasserspalten ausscheidet. Dieses Naturschauspiel ist nicht nur faszinierend anzusehen, sondern zeigt eindrucksvoll, wie Pflanzen ihren Wasserhaushalt regulieren.
Erdbeer-Look, aber kein Erdbeergeschmack
Die Knack-Erdbeere ist eine mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), deren Blätter ganzjährig grün bleiben. Sie erreicht Wuchshöhen von gerade einmal 5-15 cm und bildet oberirdische Ausläufer. Ihre Blätter sind dreiteilig und verfärben sich im Herbst oft rötlich. Ein charakteristisches Bestimmungsmerkmal der Knack-Erdbeere ist, dass der mittlere Endzahn der Blättchen meist kürzer ist als die Nachbarzähne. Außerdem sind die Spitzen rötlich und sichelförmig, hin zur Blättchenspitze gebogen. Die Blätter und der Pflanzenstängel sind deutlich behaart.
Von Mai bis Juni erscheinen die kleinen Blüten anfangs gelblichweiß, später reinweiß und locken mit ihrem Nektar Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge an. Ihre Blüten und Früchte bilden eine wertvolle Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten, Vögel und Kleinsäuger.
Der Name der Knack-Erdbeere stammt von dem hörbaren Knacken, dass der abreißende Fruchtstiel beim Pflücken von der Pflanze macht – ein gutes Merkmal, das sie von anderen Erdbeerarten unterscheidet. Die Scheinfrüchte sind klein, rundlich bis leicht oval und färben sich bei Reife oft nur an der Sonnenseite rot, während die Schattenseite gelblichweiß bleibt. Die Fruchtkelche sind an die Sammelfrucht angedrückt und bleiben beim Pflücken oft daran hängen. Im Vergleich dazu steht der Fruchtkelch bei der Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) bei der Reife waagerecht ab und lässt sich leicht von der Frucht lösen. Auch der Geschmack unterscheidet sich von den nah verwandten Arten deutlich. Dem säuerlich-süßen Aroma fehlt der typische Erdbeergeschmack.
Von lichten Wäldern bis Trockenrasen
Fragaria viridis bevorzugt trockene bis frische, magere und kalkhaltige Standorte. Die Art kommt daher überwiegend an Waldrändern, in lichten Kiefernwäldern, auf Trockenrasen und Magerrasen vor. Als eurosibirisches Florenelement ist sie innerhalb der Gattung die widerstandsfähigste Art gegenüber Trockenheit und großen Temperaturunterschieden.
Weltweit erstreckt sich das natürliche Verbreitungsgebiet von Fragaria viridis von Westeuropa, beginnend in den Pyrenäen, über Westasien und den Kaukasus bis zum Baikalsee in Sibirien. In Europa ist sie in weiten Teilen verbreitet, allerdings insgesamt nicht sehr häufig. In Spanien, England und den meisten Regionen Skandinaviens fehlt die Knack-Erdbeere gänzlich.
In Deutschland kommt sie vor allem in Mitteldeutschland und in den Mittelgebirgsregionen zwischen Weserbergland und Donau sowie zerstreut in Nord- und Ostdeutschland mit einem Schwerpunkt nordöstlich von Berlin bis nach Mecklenburg-Vorpommern vor. In Nordwestdeutschland erreicht die Knack-Erdbeere die Nordwest-Grenze ihres Verbreitungsareals. In Berlin ist die Knack-Erdbeere sehr selten und ihre Bestände sind vom Aussterben bedroht.
Rückgang der Knack-Erdbeere: Ursachen und Schutzmaßnahmen
Wie viele heimische Wildpflanzen leiden auch die Bestände der Knack-Erdbeere unter der zunehmenden Intensivierung der Landnutzung. Der zunehmende Verlust geeigneter Lebensräume durch Landwirtschaft, Überdüngung und Aufforstung hat zu einem Rückgang der Populationen geführt.
Die ungünstige oder gar fehlende Pflege der Vorkommen stellt ebenfalls eine große Herausforderung für die Art dar. Nährstoffeinträge aus Verkehr und der Landwirtschaft begünstigen schnellwüchsige und konkurrenzstarke Pflanzenarten, die andere kleinwüchsigere Arten schnell überwuchern. Dadurch gerät die lichtliebende Knack-Erdbeere durch die zunehmende Vergrasung oder Beschattung aufwachsender Gehölze weiter in Bedrängnis.
Die Pflanze ist auf extensive Bewirtschaftungsformen angewiesen, die ihren Lebensraum und die darin vorkommende Artenvielfalt langfristig erhalten. Schutzmaßnahmen umfassen daher die Erhaltung und Pflege von Mager- und Trockenrasen sowie die Förderung lichter Wälder und naturnaher Waldsäume.
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