Pflanze des Monats April 2023
Großer Klappertopf Rhinanthus serotinus
Mit seinen attraktiven Blüten bereichert der Große Klappertopf (Rhinanthus serotinus) Wiesen und Weiden, doch vor nicht allzu langer Zeit war er dort nur ungern gesehen. Besonders Gräser wachsen in seiner Umgebung schlechter, weshalb er früher im Volksmund auch als Milchdieb oder Milchschelm bezeichnet wurde.
Es handelt sich bei dieser Pflanze um einen Halbparasiten. Im Gegensatz zu einem Vollparasiten bezieht er nur Wasser und Nährsalze von benachbarten Pflanzen, aber keine Photosyntheseprodukte wie Zucker. An seinen Wurzeln bildet er dafür spezielle Saugorgane, sogenannte Haustorien, die in die Wurzeln benachbarter Pflanzen eindringen. Photosynthese kann der Große Klappertopf selbstständig über seine grünen Blätter betreiben.
Wird der Große Klappertopf in artenarmen Wiesen angesät, kann er dabei helfen, dominante Gräser zurückzudrängen und das Wachstum konkurrenzschwacher Kräuter zu fördern.
Klappernde Früchte
Der Große Klappertopf gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) zu der ausschließlich Voll- und Halbparasiten zählen, unter anderem auch Heilpflanzen wie Augentrost und Zahntrost. Es handelt sich um eine einjährige Pflanze, die bis zu 60 cm hoch wird und den Winter als Samen überdauert. Nach der Keimung im Frühjahr benötigt sie Wirtspflanzen in ihrer Nähe, um weiter wachsen zu können.
Die Blätter des Großen Klappertopfs sind länglich-lanzettlich, die Tragblätter der Blüten sind breit eiförmig mit einer langen Spitze und am Rand gezähnt. Die Blüten sind zitronengelb gefärbt und bestehen aus einer Kronröhre mit Ober- und Unterlippe, die 15 bis 24 mm lang und leicht nach oben gebogen ist. An der Spitze der Oberlippe befindet sich ein auffälliger blau-violetter Zahn. Da der Schlund der Blüte geschlossen ist, benötigen Bestäuber einen langen Rüssel, um an den Nektar zu gelangen. Dies sind häufig Hummeln, allerdings ist auch Selbstbestäubung möglich.
Kelch, Krone und Frucht sind seitlich zusammengedrückt. Bei der Fruchtreife vergrößert sich der Kelch und wirkt dadurch aufgeblasen. Wird die reife Fruchtkapsel geschüttelt, klappern darin die Samen – daher der Name Klappertopf. Der wissenschaftliche Name Rhinanthus bezieht sich dagegen auf die Form der Blüte mit zwei seitlichen Flügeln. Zusammengesetzt ergibt sich aus dem griechischen rhinos (Nase) und dem lateinischen anthos (Blüte) die Bezeichnung „Nasenblüte“.
Unterschiedliche Ökotypen
Der Große Klappertopf wächst auf wechselfeuchten bis moorigen Wiesen, aber auch auf Halbtrockenrasen, Küstendünen und sandig-lehmigen Äckern. Dabei bevorzugt er stickstoffarme, lehmige und leicht basische Böden. Die kontinentale Art ist in Europa und Westasien heimisch. Sie ist von Frankreich bis nach Westsibirien und im Süden vom Balkan bis zum Kaukasus zu finden. Deutschland gehört zum Hauptverbreitungsgebiet. In Berlin gibt es jedoch nur wenige Vorkommen, beispielsweise in Spandau, Reinickendorf und Köpenick.
Es werden acht Ökotypen von Rhinanthus serotinus unterschieden, welche sich an unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen und Mahdzeitpunkte angepasst haben und sich vor allem im Blühzeitpunkt unterscheiden. Von einigen Botaniker*innen werden sie als Unterarten betrachtet, allerdings gehen hier die Meinungen auseinander, da die Ökotypen nicht immer klar unterscheidbar sind.
Eine hohe Schutzpriorität
Aufgrund der Veränderung der traditionellen Bewirtschaftungsweise ist der Große Klappertopf gefährdet. Entwässerung, zu häufiges Mähen und die Düngung von Weiden und Wiesen erschweren sein Wachstum. Um den Großen Klappertopf zu erhalten, müsste die traditionelle Nutzung der Bewirtschaftung fortgesetzt und der Einsatz von Dünger stark verringert werden.
In Deutschland wird der Große Klappertopf deshalb als gefährdet eingestuft und ein starker Rückgang verzeichnet. In Berlin gilt er sogar als stark gefährdet.
Wenn die Ökotypen gesondert betrachtet werden, erhöhen sich die Gefährdungskategorien sogar noch. So sind zwei der vier in Berlin vorkommenden Typen Zielarten des Berliner Florenschutzes: Rhinanthus serotinus subsp aestivalis hat eine sehr hohe und Rhinanthus serotinus subsp serotinus eine hohe Schutzpriorität.
Rhinanthus serotinus ist außerdem Raupenfutterpflanze der in Berlin verschollenen und in Brandenburg vom Aussterben bedrohten Schmetterlinge Roter Scheckenfalter (Melitaea didyma) und Klappertopf-Kapselspanner (Perizoma albulata). Letztere Art ist auf die Pflanzengattung Rhinanthus spezialisiert und frisst nichts anderes.
Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen den attraktiven, gelbblühenden Halbschmarotzer finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!
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