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Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Januar 2023

Gewöhnliche Moosbeere Vaccinium oxycoccos s. str. L.

Vitaminreiche Nahrung ist in den Wintermonaten für die heimische Tierwelt meist Mangelware. Da kommen die Leckerbissen der Gewöhnlichen Moosbeere gerade recht. Die reifen Beeren haften nämlich ab dem Herbst bis in die Sommermonate des nächsten Jahres an dem zarten Zwergstrauch und bieten so auch in der kalten Jahreszeit eine zusätzliche Nahrungsquelle für Wildtiere. Sobald der Schnee schmilzt, kommen die kleinen rötlich-gelben Früchte wieder zum Vorschein und das Buffet ist angerichtet.

Sauer, saurer, Moosbeere

Die gerade mal 1 bis 2 cm großen Beeren haben es in sich. Sie sind besonders reich an Vitamin C und weiteren wertvollen Inhaltsstoffen. Für den Menschen sind die sehr sauer schmeckenden Beeren erst ab dem ersten Frost genießbar. Vor allem in der Tundra Skandinaviens werden die Beeren des Zwergstrauchs dann hochgeschätzt, um daraus Marmelade, Säfte oder den sogenannten „Polarlikör“ zu gewinnen. In der deutschen Küche hat die Wildbeere heute weitestgehend an Bedeutung verloren.

Die Tierwelt hat es allerdings nicht nur auf die schmackhaften Früchte der Moosbeere abgesehen. Ab Juni werden die nektarführenden hellrot bis rosa Blüten von Hummeln, Bienen und Fliegen besucht. Die lange Lebensdauer der einzelnen Blüten ist mit etwa 18 Tagen eine Besonderheit in der heimischen Pflanzenwelt. Und selbst bei den ledrigen und harten Blättern der Moosbeere sind einige Schmetterlingsraupen auf den Geschmack gekommen, einige Arten ernähren sich nahezu ausschließlich von der Moosbeere. 

Beerensammeln nur in Ausnahmefällen möglich

Die Gewöhnliche Moosbeere zählt zu der artenreichen Gattung der Heidelbeeren oder auch Preiselbeeren. Sie ist jedoch nicht zu verwechseln mit der aus Nordamerika stammenden Großfrüchtigen Moosbeere (Vaccinium macrocarpon), häufig nur als Cranberry bezeichnet. Die Früchte der Cranberry sind nahezu doppelt so groß, lassen sich leichter kultivieren und erbringen höhere Ernteerträge.

Die bei uns heimische Gewöhnliche Moosbeere wächst dagegen ausschließlich wild in sehr nährstoffarmen Hoch- und Zwischenmooren sowie in lichtreichen Moorbirkenwäldern. Dadurch liegen ihre Vorkommen vorwiegend in Schutzgebieten, in denen das Betreten zum Schutz der sensiblen Fauna und Flora streng verboten ist.

Überkriechen statt hochwachsen ist die Devise

Die „Stämme“ der Moosbeere sind stark reduziert und erinnern an dünne rötliche Fäden, die bis zu einem Meter flach über die Torfmoose kriechen. Über Ausläufer vermehrt sich die Moosbeere auf diese Weise und bildet oft dichte Netze auf den Torfmoosbulten. Daher spielt auch die geringe Wuchshöhe von 3 bis 6 cm keine große Rolle, um sich in ihrem Lebensraum zu behaupten.

Um auch zeitweise Trockenheit zu überstehen, sind die dunkelgrünen Blätter der Moosbeere ledrig und mit einer Wachsschicht überzogen, die Blattunterseite ist dagegen weißlich was sie zusätzlich vor übermäßiger Verdunstung schützt.   

Überwiegend in borealer und polarer Zone verbreitet

Die immergrüne Pflanze ist in weiten Teilen auf der Nordhalbkugel in Europa, Asien und Nordamerika heimisch und vorwiegend in der borealen und polaren Zone anzutreffen. In Europa kommt die Gewöhnliche Moosbeere auf den Britischen Inseln und von Skandinavien bis zu den Alpen vor. Größere Vorposten der Art finden sich außerdem in Frankreich und in den Karpaten.

Deutschland bildet die Westgrenze des geschlossenen Verbreitungsgebiets. Landesweit sind die Bestände der Gewöhnlichen Moosbeere jedoch stark zurückgegangen, die Art gilt deutschlandweit als gefährdet. Größere Vorkommen der Art liegen im Ostdeutschen- und Norddeutschen Tiefland, den höheren Lagen der Mittelgebirge in Thüringen, im Erzgebirge bis in den Bayrischen Wald sowie im Allgäu und dem Alpenvorland.

Selten und gefährdet

In Berlin kommt die Moosbeere nur selten vor. Infolge von Grundwasserabsenkung und Entwässerung nasser Standorte sind die betroffenen Moore stark gestört und trocknen allmählich aus. Die dadurch einsetzende Torfzersetzung ist nicht nur schlecht für die Klimabilanz. Sie verändert auch den Nährstoffhaushalt im Moor und begünstigt das Einwandern standortuntypischer Pflanzenarten, die die speziell angepasste Flora zusehends verdrängen.

Um die verbliebenen Berliner Vorkommen der Gewöhnlichen Moosbeere und vieler weiterer gefährdeter Moorarten zu schützen, sind gezielte Maßnahmen zur Moorrenaturierung sinnvoll. So kann sich die Moosbeere in den wiedervernässten Mooren im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick heute wieder ausbreiten.

Helfen Sie uns beim Schutz der Gewöhnlichen Moosbeere und weiterer Zielarten des Florenschutzes. Über Fundmeldungen von Zielarten per E-Mail – am besten mit Fotobeleg – freuen wir uns sehr. Vielen Dank!

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