Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats August 2024

Gelbe Wiesenraute Thalictrum flavum L.

Wer die Blüten der Gelben Wiesenraute (Thalictrum flavum) an einem strahlenden Sommertag im Wind wiegen sieht, könnte an vorbeiziehende Wolken erinnert sein. Die recht hochwüchsige Pflanze sticht mit ihren gelblichweißen Blütenständen in den Stromtälern der großen Flüsse schnell ins Auge. Aber die Pflanze ist nicht nur für ihr imposantes Erscheinungsbild bekannt, sondern eine alte Nutzpflanze. In der Vergangenheit wurde das in den Wurzeln enthaltende Berberin genutzt, um Wolle gelb zu färben.

Filigran, duftend, gelb

Thalictrum flavum besitzt Teilblätter mit sitzender, verkehrt eiförmiger, keiliger Form, welche an die namensgebende Raute erinnert. Seine Blätter sind dabei zwei- bis dreifach fiederteilig. Die Art wächst 50 – 110 cm hoch, ihre Sprossachse wächst als kriechendes Rhizom. Aus diesem entspringt ein aufrechter, kahler, gerillter und meist unverzweigter Stängel. Die Art blüht von Juni bis August. Die Blütenrispe steht aufrecht und ist länglich, mit gelben, süßlich duftenden Blüten. Neben den recht kleinen 2 - 4 mm langen Perigonblättern sind die gelben aus der Blüte heraushängenden Staubbeutel auffällig. Die Bestäubung erfolgt über Wind und Insekten. Die Früchte sind geschnäbelte Nüsschen, die gut schwimmfähig sind und so eine Ausbreitung über Wasser ermöglichen.

Nasse Füße sind Programm

Um die Gelbe Wiesenraute zu entdecken, muss man sich auf die Suche nach Moorwiesen oder Staudenfluren und Säumen entlang von Auengebüschen und Altwassern der großen Flüsse machen. Die nährstoffanspruchsvolle Art bevorzugt basenreiche Böden und ist gesellig mit anderen Arten der feuchten Hochstaudenfluren wie dem Gewöhnlichen Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder dem Blutweiderich (Lythrum salicaria) anzutreffen.

Immer mit dem Strom

Die Art hat eine eurosibirische Verbreitung und ist daher fast in ganz Europa mit Ausnahme des extremen Nordens zu finden. Nach Osten kommt sie über das westsibirische Tiefland hinaus bis zum Baikalsee vor. In Deutschland ist die Gelbe Wiesenraute entlang der großen Flüsse verbreitet mit Vorkommensschwerpunkt im norddeutschen Tiefland, wo sie auch abseits der Stromtäler in Niederungen anzutreffen ist. In Berlin kommt die Art aktuell nur noch sehr zerstreut vor.

Gefährdung & Gegenmaßnahmen

In Deutschland ist die Gelbe Wiesenraute aktuell nicht als gefährdet eingestuft, aufgrund von Rückgängen in ihren Beständen wird sie jedoch auf der Vorwarnliste geführt. Dagegen ist die Art in Berlin nur noch selten und oft in kleinen Populationen anzutreffen, sie wird hier als gefährdet eingestuft. Vor allem sinkende Grundwasserstände und der daraus resultierende Wegfall von passenden Lebensräumen setzt die Art weiter unter Druck.

Thalictrum flavum sollte an den bekannten Fundorten geschützt werden und es sollte dafür gesorgt werden, dass sich die Lebensbedingungen für die Vorkommen wieder verbessern, z. B. durch eine angepasste Pflege oder durch Anpassung des Wasserregimes.

Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen in Berlin eine solche Pflanze finden, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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