Green Social Day in der Wuhlheide
Mit vereinten Kräften gegen invasive Arten
Es rauscht durch die Baumwipfel an diesem warmen Septembermorgen. In der Wuhlheide ist es ansonsten still, es riecht nach Erde, Gräsern und trockenem Holz. Auf einer Lichtung steht Justus Meißner, Leiter der SNB-Koordinierungsstelle Florenschutz, im Sonnenschein und deutet mit seinem Zeigefinger auf den Boden. „Kommen Sie vorsichtig hier rüber“, ruft er der Gruppe zu, die noch auf dem Waldweg steht. Weil nicht alle gleichzeitig schauen können, gehen zuerst sechs Personen den kleinen Trampelpfad entlang, um zu betrachten, was Meißner dort gefunden hat: Mehrere Exemplare der Färber-Scharte recken hier die purpurfarbenen Blütenköpfe ins Licht - zierliche, krautige Pflanzen, die heute eine wichtige Rolle spielen werden. „Wegen Pflanzen wie der Färber-Scharte treffen wir uns hier“, erklärt Justus Meißner, der behutsam darauf achtet, dass niemand aus Versehen auf die Korbblütler tritt.
Die Gruppe, zusammengesetzt aus vier Teams verschiedener Unternehmen, hat heute große Ambitionen: Ausgestattet mit Handschuhen, Schaufeln, Hacken und Plastiksäcken sind sie zu einem „Green Social Day“ angetreten. Das Konzept: Bei einem alternativen Betriebsausflug wird gemeinsam angepackt, das Büro gegen den Wald getauscht und bei einer nachhaltigen Naturschutz-Aktion der Teamgeist gestärkt. „Wir wollten etwas Sinnvolles machen und sind über Freiwillick Grün auf das Angebot gestoßen“, erzählt eine Teilnehmerin. „Wir sind sehr gespannt darauf, was uns heute erwartet.“ Mit einem Blick auf die Färber-Scharte gesteht sie: „Davon habe ich vorher noch nie etwas gehört.“
Die Färber-Scharte, die Sibirische Schwertlilie und auch das Weiße Fingerkraut – all diese Pflanzen leben in der Berliner Wuhlheide. Das macht das Waldgebiet zu einem einzigartigen Ort, denn in den hiesigen artenreichen Eichenwäldern und dem besonders geschützten Biotoptyp „Fingerkraut-Eichenwald“ wachsen viele floristische Besonderheiten. Alleine 29 Zielarten des Berliner Florenschutzprogrammes konnten hier bisher nachgewiesen werden. Dieser Lebensraum beherbergt auch das einzige Berliner Vorkommen des Weißen Fingerkrauts. Es gehört zu den größten Beständen in Nordostdeutschland.
Um diesen Lebensraum mit seinen floristischen Schätzen zu erhalten, gibt es bereits seit 2010 gezielte Maßnahmen. Seit November 2018 führt die Untere Naturschutzbehörde Treptow-Köpenick in Kooperation mit den Berliner Forsten und der Koordinierungsstelle Florenschutz bei der Stiftung Naturschutz Berlin ein umfangreiches Projekt durch, bei dem invasive Arten gerodet werden. Das war nötig, weil sie die Bestände der geschützten Arten bedrohten: Sie gehen mit ihnen in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängen sie so. Für die Nachpflege, bei der Jungwuchs der invasiven Arten beseitigt wird, ist emsige Hilfe sehr willkommen. Wie gut, dass heute Green Social Day ist!
Einer in der Wuhlheide besonders häufig vorkommenden invasiven Art geht es direkt an den Kragen: Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) nimmt den bedrohten Arten durch ihre dichte Strauchschicht das Sonnenlicht, überwuchert und überschattet sie. Die Teams wissen nach der Einführung von Justus Meißner genau, was sie zu tun haben: Raus aus der Erde mit der Spätblühenden Traubenkirsche! Auch Flieder und Robinie müssen weichen.
Bei der mehrstündigen Aktion kommen die Beteiligten ganz schön ins Schwitzen. Aber das tut der Sache keinen Abbruch. „So schön, einfach mal einen Tag rauszukommen und mit den Händen zu arbeiten“, freut sich ein Teilnehmer. Mit Sicherheit freut sich darüber auch die Färber-Scharte.
Sie haben Interesse an einem Green Social Day? Dann finden Sie unter diesem Link die richtigen Informationen.
-Christina Koormann-