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Natürlich für Berlin

Vertical Wetlands

Spundwände begrünen, Biotope schaffen und Kanäle zum Leben erwecken

Wer kennt sie nicht, diese kilometerlangen Spundwände an Berliner Ufern, die schnell die Assoziation wecken: bloß nicht reinfallen, da kommt man ja nie wieder raus. Auch für viele Tiere wird der Ausstieg aus dem Wasser durch diese Abschottung unmöglich gemacht. Damit das nicht so bleibt, wurde das Projekt Vertical Wetlands initiiert. Ziel ist es, die ästhetisch fragwürdigen Wände aufzuwerten und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen. 

Viele Berliner Uferspundwände sind nicht zu ändern, weil beispielsweise Wege oder Straßen entlang der Gewässer führen. Deshalb hat Ralf Steeg mit den Vertical Wetlands eine Art Baukastensystem entwickelt, das an Spundwände montiert wird. Länge, Breite und Höhe der Module sind variabel und unter Wasser, auf Wasserhöhe oder oberhalb davon zu befestigen. Bepflanzt werden sie mit Stauden und Gehölzen, wie sie auch an natürlichen Ufern vorkommen, beispielsweise Blutweiderich, Sumpfschwertlilie, Ufersegge, Silberweide und Gemeine Waldrebe. 

Werden sie in Wasserhöhe montiert, dann bewässert der Fluss die Pflanzen. Ihre Wurzeln wachsen unter Wasser und schaffen Verstecke für Fische. Werden sie oberhalb befestigt, erfolgt die Bewässerung über eine solarbetriebene Pumpe. Durch das dauerhafte Rieseln des Wassers auf die Module wird als Nebeneffekt Sauerstoff in das Gewässer eingetragen. 

Im Verbund mit Trittsteinen ermöglichen die Biotopkästen Tieren den Ein- und Ausstieg ins Wasser, sodass die bisher unüberwindlichen Wände nicht zur Todesfalle werden. Außerdem bieten sie Rast- und Nistplätze sowie Rückzugsgebiete für Insekten. Die Bepflanzung hat einen weiteren Vorteil: Spundwände erhitzen sich im Sommer auf bis zu 57 °C (laut Messung von R. Steeg) und bilden Hitzeinseln. Werden sie durch Pflanzen verschattet, verringert sich die Temperatur. Auch das Mikroklima kann sich verbessern. Insekten- und Fischexpert*innen unterstützen das Projekt.

Wir haben das Pilotprojekt am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal im Bezirk Mitte unterstützt: Nahe der Kieler Brücke wurden sechs jeweils 4,20 Meter lange bepflanzte Kästen montiert, inklusive solarbetriebener Bewässerung. Mit dem Pilotprojekt wurde eine wichtige Grundlage für weitere Begrünungen geschaffen – aufgrund der positiven Ergebnisse werden nun Nachfolge-Projekte gefördert, Informationen dazu unter www.urban-waters.org/de/vertical-wetlands.

Wir förderten das Projekt aus unseren Stiftungsmitteln.