Die Vielfalt im Blick

Pflanze des Monats Dezember 2013

Zerbrechlicher Blasenfarn Cystopteris fragilis (L.) Bernh. s. str.

Wenn Sie das nächste Mal an einem alten Mauerwerk spazieren gehen, dann richten Sie doch einmal den Blick auf die Mauerritzen. Es könnte nämlich sein, dass Sie hierbei mit etwas Glück seltene Pflanzen entdecken, die an diesen ungewöhnlichen Lebensraum perfekt angepasst sind. Darunter befinden sich, für viele überraschend, auch eine ganze Reihe von Farnen. Einer der in Berlin gefährdeten, an Mauern wachsenden Farne ist der Zerbrechliche Blasenfarn. Er ist trotz seiner filigranen Gestalt seinem Wuchsort über viele Jahrzehnte treu und besiedelte ursprünglich frische bis sickerfeuchte, schattige Felsen sowie in unseren Breiten vor allem Hohlwege und Hänge in Laubwäldern. Die kalkliebende Art ist dem Menschen jedoch schon früh in die Siedlungen gefolgt und fühlt sich in Berlin sogar in der Innenstadt wohl. Der typische Mauerspaltenbesiedler verbreitet sich durch den Wind über hauchfeine Sporen und kann daher ganz unverhofft an passenden Stellen auftreten. Im Winter zieht er sich in sein Rhizom zurück, ist aber dank der vergilbten Stengel des Vorjahres auch in dieser Jahreszeit noch zu sehen. 

Wegen seiner speziellen Standortansprüche kommt dieser Farn außerhalb der Gebirgsregionen nur zerstreut vor und ist insbesondere im Norden und Osten Deutschlands inzwischen sehr selten geworden. In Berlin schrumpft der Bestand des Zerbrechlichen Blasenfarns aufgrund umfangreicher Sanierungs- und Baumaßnahmen an alten Mauern und Bauwerken seit 1990 kontinuierlich. Zwischen 2009 und 2012 konnten nur noch sechs kleine Populationen der in Berlin vom Aussterben bedrohten Art in den Bezirken Spandau, Pankow, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg bestätigt werden. Um den Zerbrechlichen Blasenfarn und andere Mauerfarne vor der Ausrottung zu bewahren, sollten Vorkommen bei einer Sanierung unbedingt erhalten werden. Dem Mauerwerk schadet die Besiedelung mit Farnen im Übrigen nicht. Falls im Einzelfall eine Erhaltung nicht möglich ist, könnte eine Umsiedlung von Mauerteilen mit sehr wertvollen Farnbeständen sinnvoll sein. Wir beraten Sie in solchen Fällen gerne.

Halten Sie die Augen offen, vielleicht erblicken Sie den Zerbrechlichen Blasenfarn beim nächsten Spaziergang durch die Stadt oder sogar in Ihrem Hinterhof. Melden Sie uns gerne Ihren Fund per E-Mail – am besten mit Fotobeleg. Vielen Dank!

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