Ein starker Plan

Der „Berlin Urban Nature Pact“ als Chance für Berlin und andere Städte

Liebe Berlinerinnen und Berliner, liebe Freunde der Stiftung der Naturschutz Berlin,
 

nicht nur als begeisterter Naturfreund, auch und vor allem als Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Berlin freue ich mich ganz besonders über die wegweisende Entscheidung für unsere schöne Hauptstadt und andere Städte weltweit: Der kürzlich vom Berliner Senat verabschiedete „Berlin Urban Nature Pact“ stellt einen Meilenstein im globalen Schutz der biologischen Vielfalt und der Förderung nachhaltiger urbaner Ökosysteme dar. Er setzt klare Ziele für eine nachhaltige Zukunft und gibt uns die Chance, das natürliche Erbe für kommende Generationen zu bewahren und zu stärken. Von uns allen ist nun ein entschlossenes Handeln gefordert, damit es nicht nur bei einer Absichtserklärung bleibt.

Startschuss auf der UN-Biodiversitätskonferenz

Auf der 16. UN-Biodiversitätskonferenz (CBD COP16), die vom 21. Oktober bis zum 01. November in Cali, Kolumbien, stattfand, stellte Staatssekretärin Britta Behrendt den „Berlin Urban Nature Pact“ (BUNP) als globale Initiative zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität in städtischen Räumen vor. Der Pakt bietet Städten weltweit eine strategische Grundlage, um globale Biodiversitätsziele lokal zu verankern und zugleich auf die besonderen Bedürfnisse jeder Stadt einzugehen. Die Gastgeberstadt Cali sowie die Stadt Utrecht haben den Pakt im Rahmen der COP16 bereits unterzeichnet. Zusätzlich haben weitere Städte, wie Austin, Boulder, SãoPaulo und BuenosAires ihr Interesse bekundet, der Initiative beizutreten.

Um welche konkreten Ziele geht es?

Ich übertreibe nicht, wenn ich von einer einzigartigen Chance für Berlin und andere Städte weltweit spreche. Der BUNP wurde mit dem Ziel verabschiedet, den gravierenden Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Berlin möchte hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen und andere Städte weltweit inspirieren, den Schutz der Artenvielfalt zu einem zentralen Bestandteil ihrer Stadtentwicklung zu machen. Da die Urbanisierung eine der Hauptursachen für den Verlust der Artenvielfalt ist, es wichtiger denn je, unsere wertvollen innerstädtischen Naturflächen zu schützen.

Er steht dabei in engem Einklang mit den Zielen der UN-Biodiversitätskonvention und der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030. Beide Initiativen streben eine nachhaltige Sicherung der biologischen Vielfalt an, wobei die UN-Biodiversitätskonvention globale Standards für den Schutz von Ökosystemen festlegt und die EU-Biodiversitätsstrategie diesen Schutzrahmen auf europäischer Ebene umsetzt. Der BUNP setzt diese internationalen Verpflichtungen zum Erhalt der Biodiversität durch konkrete lokale Maßnahmen im urbanen Raum um.

Der Pakt formuliert 28 Ziele, von denen teilnehmende Städte mindestens 15 erreichen sollen. Dazu gehören

  • die Förderung der Biodiversität in urbanen Gebieten, das heißt: mehr Lebensräume für Pflanzen und Tiere in der Stadt
  • der Ausbau grüner Infrastruktur: Parks, Dachgärten, Straßenbäume und andere grüne Elemente sollen flächendeckend in den städtischen Raum integriert werden
  • die Renaturierung von Flächen, das umfasst die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und die Rückgewinnung von Naturflächen
  • Naturerfahrungsangebote für Bürgerinnen und Bürger

 

Stiftung Naturschutz Berlin als zentraler Akteur

Die Stiftung Naturschutz Berlin übernimmt bei der Umsetzung der Ziele des BUNP eine Schlüsselrolle. Durch ihre vielfältigen Projekte, wie den Schutz seltener Pflanzen und Tiere sowie die Renaturierung von Mooren, trägt sie seit Jahrzehnten maßgeblich zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität in der Stadt bei. Sie koordiniert wichtige Initiativen, wie den Einsatz der Stadtnatur-Ranger oder den Berliner Naturschutzpreis, und fördert ehrenamtliches Engagement und Freiwilligendienste FÖJ und ÖBFD im ökologischen Bereich. Darüber hinaus sensibilisiert die Stiftung die Öffentlichkeit und schafft durch Bildungsangebote wie die Naturschutzakademie oder den Umweltkalender Berlin, sowie durch Naturerfahrungsräume und große Events wie den Langen Tag der StadtNatur einen wichtigen Bezug zur Natur. Durch ihre Arbeit sorgt sie dafür, dass die Ziele des Paktes in konkrete Maßnahmen umgesetzt und langfristig in der Stadt verankert werden.

 

Ich möchte Sie motivieren, diesen Weg in den kommenden Jahren mit uns gemeinsam zu gehen. Berlin hat das Potenzial, zu einem internationalen Vorbild für den städtischen Naturschutz zu werden. Denn unsere Stadt verbindet dicht besiedelte urbane Gebiete mit einzigartigen Naturflächen und vielfältigen Ökosystemen, was eine ideale Grundlage bietet, um innovative Ansätze zur Förderung der Biodiversität  weiterzuentwickeln. In den letzten Jahrzehnten haben wir dafür bereits gute Grundlagen geschaffen und durch viele gemeinsame Projekte mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren der Naturschutzarbeit gezeigt: Naturschutz geht nur zusammen. Lassen Sie uns gemeinsam Berlin als Inspirationsquelle für andere Metropolen entwickeln, indem wir zeigen, wie Naturschutz und städtische Entwicklung Hand in Hand gehen können.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Kraft, Ideenreichtum und Durchhaltevermögen, diesen wichtigen Weg gemeinsam zu gehen,

Ihr Stefan Richter
(Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Berlin)

 

Stefan Richter ist Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Berlin und verbindet seine Liebe zur Natur mit seinem Job – immer auf der Mission, Berlins Stadtnaturdschungel noch ein Stück wilder zu machen.