"Das macht total Sinn!" - Beratung zu Mehrwegangeboten

Einweg ohne Ausweg? Mehrweg! Die GRÜNE LIGA Berlin testet mit ihrem Projekt „Mehrweg als Standard auf Wochenmärkten“ nachhaltige Alternativen zu Plastik-und Pappgeschirr, bietet mit ihrem neuen Spülmobil den umweltschonenden Abwasch vor Ort und klärt über die Vorteile von Mehrwegalternativen auf. Beratungen für Marktbetreibende und Caterer gehören auf dem Weg zu Zero Waste mit dazu. Wir haben uns mit Projektmanager Kai Guttmann über das Mehrweg-Konzept und Beratungsmöglichkeiten der GRÜNEN LIGA unterhalten.

Warum ist der Umstieg auf Mehrweg gerade auf Märkten in Berlin so wichtig?

Märkte sind zentrale Orte der Begegnung, des Austausches, die Herzstücke in den Kiezen. Leider gibt es dort auch extrem viel Abfall: Einwegverpackungen, Plastiktüten, Kaffeebecher.
Gleichzeitig ist Berlin auf dem Weg zur Zero Waste-Stadt, hat ambitionierte Ziele und als Hauptstadt eine Vorbildfunktion. Wir sind so verwöhnt mit Einwegplastik – aber wir müssen nachhaltiger agieren!

Euer Konzept ist total zukunftsorientiert - Wen muss man denn überhaupt noch überzeugen?

Das Thema Mehrweg ist bei uns seit Jahren ein Thema, und wir sind bereits im Austausch mit vielen Caterern und Marktbetreibern – einige sind schon lange dabei und begeistert von den Mehrweg-Möglichkeiten. Wir stellen Material zur Verfügung, bieten Möglichkeiten zur Vernetzung, beraten zu Poolsystemen und unterstützen auch im Nachgang. Viele Marktbetreibende, mit denen wir neu ins Gespräch kommen, können sich vorstellen, diese Angebote anzunehmen.

Eine Hemmschwelle ist dennoch bei manchen da. Für Marktbesuchende und Caterer hat eine Umstellung auf Mehrweg auch mit mehr Aufwand zu tun. Viele Betreiber sind fünf bis sechs Tage die Woche auf Märkten unterwegs – da spielt der Faktor Zeit bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema eine große Rolle.
Und man stellt sich natürlich die Frage: Was kostet die einmalige Anschaffung von Mehrweggeschirr? Dabei darf man aber nicht außer Acht lassen, dass es für Einweg fortlaufende Kosten gibt, da man das Plastikgeschirr ja immer wieder nachkaufen muss. Zusätzlich gibt es immer mehr Einschränkungen durch Verbote von Einweg, weshalb es sich lohnt, über eine Mehrwegalternative nachzudenken.

Wie sind eure bisherigen Erfahrungen mit Mehrweg-Systemen auf den Märkten?

Das Pfandbecher-Recup-System läuft schon ziemlich gut. Einen Glühwein aus einer Porzellantasse zu trinken und die dann wieder zurück zu geben, ist auch auf einem Weihnachtsmarkt ganz normal. Beim Essen ist das allerdings noch eine größere Herausforderung. Und an vielen Marktständen gibt es ja nicht nur Essen zum Direktverzehr, sondern frische Lebensmittel, mediterrane Antipasti wie etwa Oliven, Saucen und Pasten – so etwas nehmen die Konsument*innen ja in der Regel mit nach Hause. Da ist noch in der Überlegung, mit welcher Art von Verpackung dieses Thema angegangen werden kann.

Wie trägt das neue Spülmobil dazu bei, Mehrweg populärer zu machen?

Was richtig gut funktioniert, ist der Vor-Ort-Verzehr - komplett ohne Pfand! Die Leute geben das Geschirr nach der Benutzung direkt wieder bei uns ab oder bringen es zu den verschiedenen Sammelstellen, die an einigen Marktständen deponiert sind. Das haben wir schon jetzt zu Beginn unserer Testphase mit dem Spülmobil beobachten können. Diese Testphase ist entscheidend für unseren Weg mit dem Projekt. Bisher gibt es total gutes Feedback, man merkt auch, dass Besuchende sehr interessiert sind und selbst ins Nachdenken kommen: „Stimmt, das macht total Sinn, so vermeidet man unnötigen Abfall!“

Wie können sich Personen und Veranstalter, die von eurem Konzept gehört haben, informieren?

Da gibt es ganz unterschiedliche Wege: Ein konkretes Gespräch auf dem Markt kann total gut funktionieren und ist sehr sinnvoll, denn vor Ort sieht man dann auch direkt die Infrastruktur des Marktes: Was ist schon vorhanden, wie viel Platz gibt es, wo liegen die Herausforderungen? Was ist für die Leute, die es betrifft, umsetzbar? Man kann auch direkt auf den Märkten auf uns zukommen und unser Mehrweg-Team ansprechen, uns anrufen oder sich auf unserer Website informieren.

Wie soll die Beratung innerhalb der nächsten zwei Jahre ausgeweitet werden?

Wir wollen noch mehr Märkte erreichen, weiter in den Austausch mit Marktbetreibenden gehen, erfahren, wo sie Potential für Mehrweg sehen und wo das Konzept auf gesamte Märkte ausgeweitet werden kann. Dabei wollen alle mit einbeziehen und mit dem Einsatz des Spülmobils zeigen, dass auch ein ganzer Tag komplett mit Mehrweg funktionieren kann – dass Leute trotzdem einkaufen und Mehrweg nicht als Hindernis empfinden. Das ist meine Hoffnung, so viele Leute wie möglich zu erreichen.

Interview: Christina Koormann

 

Das Projekt Mehrweg als Standard auf Wochenmärkten der GRÜNEN LIGA Berlin fördern wir aus Mitteln des Förderfonds Trenntstadt Berlin.