Pflanze des Monats November 2024
Sand-Tragant Astragalus arenarius
Sein Name verrät es schon: Der Sand-Tragant (Astragalus arenarius) fühlt sich auf sandigen Trockenrasen und in lichten, sandigen Kiefernwäldern zu Hause. Sein Lebensraum ist geprägt von starker Trockenheit und nährstoffärmsten Böden und existiert gegenwärtig lediglich fragmentarisch in der Landschaft. In Berlin gibt es nur noch einen einzigen bekannten Fundort dieser extrem seltenen Pflanze – ein wahres „Sorgenkind“ des Berliner Florenschutzes.
Der Sand-Tragant ist eine meist niederliegende, ausdauernde Pflanze, die nur 10 bis 30 cm hoch ist. Ihre gefiederten Blätter bestehen aus 7 bis 9 schmalen Blättchen, welche anliegend behaart sind. Zusammen mit einem sehr grazilen Wuchs verschmilzt die Art beinahe mit ihrer Umgebung und ist somit leicht zu übersehen. Mit etwas Glück kann man zwischen Juni und Juli die hellpurpurnen, seltener auch weißen Blüten in lockeren Trauben entdecken. Bestäubt wird der Sand-Tragant von Hummeln und Schmetterlingen. Die linealisch-länglichen Hülsen sind grau behaart und beherbergen die nierenförmigen Samen. Eine vegetative Vermehrung durch Teilung der Wurzel ist für die Art auch möglich.
Vom Aussterben bedroht: Berlins einsamer Überlebender
Der Sand-Tragant ist eine Pflanze der europäischen Steppenlandschaften, mit einem Verbreitungsgebiet, das sich von Osteuropa bis zum Ural erstreckt. In Deutschland liegt er an der westlichen Grenze seines Areals und ist vor allem in Ostbrandenburg, vereinzelt auch in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen zu finden.
Die Lage ist kritisch: In Berlin gilt der Sand-Tragant als vom Aussterben bedroht, und das letzte bekannte Vorkommen im Naturschutzgebiet Wilhelmshagen-Woltersdorfer Dünenzug könnte bald ganz verschwinden. Eine wesentliche Ursache hierfür ist der Verlust seines Lebensraums. Nährstoffarme Böden erfahren durch die Stickstoffeinträge aus dem Straßen- und Flugverkehr eine Düngung, die ihre Beschaffenheit und Artenzusammensetzung grundlegend verändert. Zudem hat sich die Nutzung dieser extremen Standorte in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. So gingen viele Flächen durch Aufforstung oder Versiegelung verloren.
Herausforderung und Hoffnung: Der Weg zur Rettung
Besondere Herausforderungen beim Sand-Tragant sind, dass seine wenigen Vorkommen durch den Landschaftswandel zunehmend isoliert und in Berlin und Mittelbrandenburg in der Regel sehr klein sind. Das führt zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt der Pflanzenpopulationen. Dadurch verlieren sie nach und nach ihre Fähigkeit, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Genetische Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass sich der Sand-Tragant vor allem klonal aus ein und derselben Pflanze vermehrt. So kann es sein, dass Populationen äußerlich stabil wirken, obwohl sie genetisch überwiegend identisch sind. Das macht den Schutz dieser Art besonders schwierig und erfordert eine sorgfältige Planung.
Um die kleine Berliner Population des Sand-Tragants zu sichern, wurden einzelne Exemplare in die Erhaltungs- und Vermehrungskultur genommen. Erste Wiederausbringungen zur Populationsstützung waren bisher leider nicht erfolgreich. Die extremen Trockenperioden der letzten Jahre haben dazu geführt, dass sich die mühevoll angezogenen Jungpflanzen nach der Auspflanzung nicht etablieren konnten. Dies verdeutlicht, wie entscheidend es ist, selten gewordene Arten frühzeitig in ihrem Lebensraum zu schützen, bevor aufwendigere Maßnahmen erforderlich werden.
Als Koordinierungsstelle Florenschutz geben wir jedoch nicht klein bei und arbeiten weiterhin an Konzepten, um die Art in Berlin zu erhalten. Für den Sand-Tragant gibt es Hoffnung: in Brandenburg kommt die Art noch vor, auch wenn sie dort ebenfalls stark gefährdet ist.
Aus diesen Populationen herangezogene Pflanzen könnten wieder auf Berliner Dünen ausgebracht werden. Dem Sand-Tragant kann so weiterhin eine Zukunft in Berlin geboten werden. Wir sind zuversichtlich und bleiben dran!
Sollten Sie auf Ihren Spaziergängen in Berlin entlang von trockenen Säumen eine solche Pflanze entdecken, freuen wir uns sehr über eine Fundmeldung per E-Mail mit Fotobeleg. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
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