Mehr Moor, mehr Vielfalt

Wie aus dem Versunkenen See ein Naturparadies werden soll

Berlin Rahnsdorf, ein kühler Tag im Januar: Der Morgen liegt noch müde über dem kleinen Waldstück im Ortsteil Hessenwinkel am Rande der Stadt. Die Stämme junger Erlen und anderer Gehölze reihen sich dicht an dicht in dem ehemaligen Moor. An einigen Stellen ist das Restwasser des sogenannten „Versunkenen Sees“ noch zu erkennen. Dieser Ort, der bisher fast vergessen in einer Senke schlummerte, wird wieder zu neuem Leben erweckt. Mit Motorsägen aber auch größerem Gerät und viel Fingerspitzengefühl rückt im Auftrag der Stiftung Naturschutz Berlin eine Fachfirma für Moorrenaturierung an, um ein Naturjuwel für kommende Generationen zu bewahren.

Eingriffe mit Weitblick

Die Szenerie wirkt auf den ersten Blick paradox: Um das Moor zu retten, müssen Bäume und Sträucher fallen. „Das sieht erstmal nicht so schön aus“, sagt Projektleiter Justus Meißner, während er die Arbeiten koordiniert. „Doch wir schaffen damit Platz für eine vielfältige Moorlandschaft, in der moortypische Pflanzen und Tiere wieder einen geeigneten Lebensraum finden werden.“ Das sogenannte „Entkusseln“, das Entfernen von Gehölzen, ist der erste Schritt in einem langwierigen Prozess zur Wiederherstellung des Moores.

Intakte Moore binden große Mengen CO₂ und wirken so als natürliche Kohlenstoffspeicher. Dadurch leisten sie einen langfristigen Beitrag zum Klimaschutz und helfen, die Erderwärmung zu verlangsamen.

Raum für seltene Arten

Hier sollen bald wieder Torfmoose und Seggen wachsen, Frösche quaken und Libellen in der Sonne tanzen. Standortfremde Gehölze auf den umliegenden Flächen werden zurückgedrängt, um Platz für artenreiche Magerrasen zu schaffen. „Unser Ziel ist ein lebendiges, artenreiches Mosaik aus verschiedenen Lebensräume zu schaffen, das sowohl für die Natur als auch für die Menschen ein Gewinn ist“, erklärt Meißner.

Die Wiederherstellung des Moores ist kein Projekt für schnelle Erfolge. „Es braucht Jahre, bis sich die Landschaft erholt und ihre ganze Vielfalt entfaltet“, so Meißner. Finanziert wird das Vorhaben über die Senatsumweltverwaltung durch Naturschutz-Ersatzgelder – Mittel, die bei Bauvorhaben als Ausgleich für Eingriffe in die Natur bereitgestellt werden. Gemeinsam mit Naturschutzverbänden und Behörden wurde ein Konzept entwickelt, das den Versunkenen See schrittweise in einen vitalen Lebensraum verwandeln soll.

Moore sind Klimaschützer und Biodiversitäts-Hotspots

Moore sind wahre Multitalente der Natur. Sie speichern nicht nur große Mengen an Kohlendioxid und Methan, sondern sind auch Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Ihre Wiedervernässung verhindert die Freisetzung dieser Treibhausgase und trägt so aktiv zum Klimaschutz bei. Seit 2012 setzt sich die Stiftung Naturschutz Berlin dafür ein, Moore in der Hauptstadt zu stabilisieren und zu renaturieren. Die Kleine Pelzlaake und Krumme Laake in Köpenick sind Dank solcher Einsätze auf einem guten Weg, wieder artenreiche Moor zu werden.

Helfen Sie mit!

Jeder Beitrag zählt, um diese einzigartigen Lebensräume zu schützen. Eine Spende an die Stiftung Naturschutz Berlin hilft dabei, den Versunkenen See und andere Berliner Moore zu bewahren. Erfahren Sie, wie Sie Teil dieser Mission werden können: Mitmachen!
 

Autorin: S. Bengelsdorf