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Portrait Reinhard Schubert

Voller Einsatz für den Naturschutz

„Wir tun etwas für den Naturschutz in Berlin. Das ist ein hehres Ziel, ein idealistisches Ziel und dem ordnen wir uns alle unter. Da habe ich schon den Eindruck, dass das hier in der Stiftung ganz viele so sehen“, sagt Reinhard Schubert und der muss es wissen. Er war über drei Legislaturperioden hinweg im Vorstand und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Stiftung Naturschutz Berlin (SNB) heute eine starke Stimme für die Natur in der Stadt ist.

Alles begann in einem beschaulichen Ort im Oberharz, unweit des Brockens. Hier wächst Reinhard Schubert auf - Berge, Täler und Wälder sind sein großer Spielplatz. Umgeben von artenreicher Flora und Fauna lernt er Tiere und Pflanzen kennen und achten. Schon damals fühlt er sich mit seiner naturnahen Umgebung sehr verbunden und plant, sich auch beruflich mit Natur und Umwelt zu beschäftigen. Nach dem Abitur baut er sein Wissen Schritt für Schritt aus. Er beginnt als Facharbeiter für Zierpflanzenproduktion und arbeitet anschließend als Pflanzenschutzwart. Danach studiert er und wird Diplomagraringenieur für Pflanzenproduktion. Seine erste Anstellung führt ihn als „Referent für sozialistische Landeskultur“ in die Kreisverwaltung Bernau. Schließlich erwirbt Schubert über ein weiterführendes Studium den Abschluss als Fachingenieur für Umweltschutz.

Neben der naturnahen Umgebung seiner Kindheit empfindet er auch die Natur in der Stadt als bedeutend und schützenswert. So nimmt er 1978 die Stelle als Leitender Mitarbeiter für Umweltschutz und Wasserwirtschaft im Rat des Stadtbezirks Berlin-Pankow an und zieht nach Berlin. Nach der Wende und bis zur Bezirksfusion 2001 leitet er das Umweltamt Berlin-Pankow. Anschließend bleibt er als Fachbereichsleiter Umwelt im Bezirksamt Berlin-Pankow tätig.

Schubert arbeitet zwar im Laufe seiner Dienstjahre überwiegend im Bereich des technischen Umweltschutzes, interessiert sich aber immer auch für die Fragen des Naturschutzes. So freut er sich, dass dieser hin und wieder in seinen Zuständigkeitsbereich fällt. In der Berliner Senatsverwaltung bleibt das nicht unbemerkt und so wird ihm Mitte der 90er Jahre vorgeschlagen, die SNB als eines von damals insgesamt vier Vorstandsmitgliedern zu führen.

Der Start seines Ehrenamtes 1996 fällt in eine unruhige Phase der Geschichte der Stiftung, denn gerade wechselt zum ersten Mal seit ihrer Gründung der Geschäftsführer. Im Nachgang muss viel Arbeit aufgeholt werden, sodass seine neue Aufgabe zum Teil ungeahnte Ausmaße annimmt: „Das war viel Papier, viel Aufwand, viel Diskussion - also viel Zeit“, erinnert sich Schubert. Trotzdem widmet er sich seiner Rolle bis 2005 mit großem Engagement und vertritt die SNB tatkräftig als stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

2001 wird das von der Stiftung fast 20 Jahre lang herausgegebene und in Umwelt- und Naturschutzkreisen geschätzte Magazin GRÜNSTIFT aus Kostengründen eingestellt. In Folge ist der Stiftungsvorstand verantwortlich, weitreichende und strukturelle Anpassungen vorzunehmen und muss nun die Öffentlichkeitsarbeit neu ausrichten. Schubert sieht das Umweltmagazin nicht gern gehen, hält er die Kommunikation von Naturschutzthemen an die Berliner Bevölkerung doch für eine sehr wichtige Aufgabe der Stiftung. Immerhin ist es ihr oberstes Ziel, die Berliner Stadtnatur zu schützen und wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Aber ohne die Berliner Bevölkerung immer wieder für diese vielfältigen Themen zu begeistern und sie zum Mithelfen zu motivieren, funktioniert das nicht. Deshalb setzt sich Schubert viel dafür ein, dass der Bereich Öffentlichkeitsarbeit stark aufgestellt ist und bleibt.

In dieser ersten Amtszeit hätte er gern mehr kreative Ideen umgesetzt, zum Beispiel im Rahmen der Kunstausstellungen, die damals regelmäßig in den Räumen der SNB stattfanden. Denn in der Verbindung von Kunst und Naturschutz sieht er viel Potential, um mehr Aufmerksamkeit auf Naturschutzthemen zu lenken.

Ab 2008 arbeitet Reinhard Schubert in der Obersten Naturschutzbehörde in der Senatsverwaltung als Koordinator für Biologische Vielfalt bis er 2016 in Rente geht. Doch Schubert steht nicht still und startet 2018 in seine zweite Amtszeit im Vorstand der Stiftung, nimmt hier bis 2022 wieder die Rolle des stellvertretenden Vorsitzenden ein und kann auf seine mittlerweile langjährige Erfahrung und zahlreiche Kontakte in den Berliner Verwaltungen zurückgreifen. Dieses Mal wird er von den Parteien im Abgeordnetenhaus für das Ehrenamt vorgeschlagen und vertritt die Stiftung gemeinsam mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern.

Im Abgeordnetenhaus und bei der Senatsverwaltung setzt er sich intensiv dafür ein, dass die Finanzierung der Stiftung über einen langen Zeitraum gesichert wird und sie ihren vielfältigen Aufgaben zum Schutz der Stadtnatur weiterhin und beständig nachgehen kann. Auch wenn nicht immer alles schnell umgesetzt werden kann, schließt Schubert: „Ich glaube, dass die Politik verstanden hat, dass sie mit der Stiftung eine sinnvolle Einrichtung in der Stadt hat, die dazu beiträgt, den Rest an Stadtnatur in einem Zustand zu erhalten, der der Stadt angemessen ist.“ Er träumt außerdem von zusätzlichen Mitteln, über die die Stiftung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben frei verfügen kann, um sich noch kreativer für die Berliner Flora und Fauna einsetzen zu können.

Großen Wert legt Schubert auf das Thema Biodiversität und so ist dank seiner Mithilfe eine Kooperation der Stiftung mit dem Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V. entstanden. Auf den 3.000 Hektar Fläche an Kleingärten in Berlin besteht großes Potential für mehr Biotop- und Artenschutz. Durch möglichst naturnahes Gärtnern können die Flächen ökologisch aufgewertet und die Artenvielfalt erhöht werden.

Da ihm die Stiftung sehr am Herzen liegt, bringt Schubert auch in seiner zweiten Amtszeit wichtige Themen zur Verbesserung der SNB hartnäckig immer wieder auf den Tisch, schreibt Begründungen und hakt nach. „Ich habe mich immer gern in die Sachdiskussionen eingemischt.“ Von anfänglich zwei Mitarbeitenden nach der Gründung 1981, ist die Stiftung bis heute auf über 120 Mitarbeitende angewachsen. Um dieses Wachstum zu bewältigen und bürokratische Hürden zu entschlacken, waren im Laufe der Jahre immer wieder Strukturanpassungen nötig. Dass die Stiftung das Stadtnatur-Ranger Projekt übernimmt, ist auch ihm als starken Befürworter zu verdanken. Schubert ist außerdem ein Meister im Netzwerken und hat die Stiftung unter anderem in den letzten Jahren auf den Jahrestreffen der Naturschutzstiftungen der Bundesländer vertreten. Aus einer Vorliebe zur Veranstaltungsplanung wirkte er dort und bei der jährlichen Verleihung des Berliner Naturschutzpreises mit.

Heute ist Reinhard Schubert über 70 und an der Naturschutzpreisverleihung nimmt er als Gast nach wie vor fast jedes Jahr teil. Was die Themen Umwelt- und Naturschutz angeht, ist er noch nicht annähernd zur Ruhe gekommen und das liegt in seinem Wesen: „Ich habe natürlich ein idealisiertes Bild vom Naturschutz in der Stadt Berlin. Idealisiert deswegen, weil die Realität ein ganzes Ende davon weg ist. Aber irgendwie habe ich mir angewöhnt, man müsste das Idealbild haben, damit man dann die Realität dem ein bisschen annähern kann.“